Alpenmurmeltier (Marmota marmota)
Europäisches Alpenmurmeltier |
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Kurzinfo |
Das Alpenmurmeltier ist ein sehr soziales Tier und lebt in großen Familienverbänden auf den tiefgründigen Alpen und Weiden der Gebirge, wo sie ihre weitläufigen Baue anlegen können; meist zwischen 900 und 2500 Meter Höhe. Sie bevorzugen dabei die sonnigen Südhänge. |
Lateinischer Name |
Marmota marmota, Linnæus 1758 |
Männliches Tier |
Systematik
Klasse |
Säugetiere (Mammalia, Linnæus 1758) |
Überordnung |
Laurasiatheria (Waddell, Okada & Hasegawa, 1999) |
Hörnchen (Sciuridae, Fischer de Waldheim 1817) |
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Murmeltiere (Marmota, Blumenbach 1779) |
Allgemeines - Merkmale – Kommunikation
Wissenswertes | Murmeltiere begrüssen sich, indem sie die Nasen aneinander reiben und die Köpfe zusammenstecken. Früher wurde es vom Menschen wegen der heilsamen Wirkung des Murmelfettes stark bejagt. |
Schutzstatus | Jagdbar |
Aussehen / Körperbau |
Murmel haben einen kräftigen Knochen- und Muskelbau. Das Murmeltier besitzt einen sehr breitgedrungenen Körperbau mit kurzem rundem Kopf. Die Hinter- und Vorderextremitäten sind ungefähr gleich lang. Zum Graben seiner Baue hat das Murmel starke Grabklauen mit Krallenund zwar je fünf an den Hinterläufen und jeweils vier an den Vorderläufen. Seher, Schnurrhaare (Vibrissen), Zehen und Nägel sind schwarz. Die kleinen Gehöre sind hell. Der Bär erscheint geringfügig dunkler als die Katz, die Affen etwas grauer als die ausgewachsenen Tiere. Murmeltiere haben keine Backentaschen. Orange- bis braunrote obere Schneidezähne (Murmeltier-Grandeln). Der kurze und breite Kopf sitzt auf einem sehr kurzen, beweglichen Hals. Auf dem schwarzgrauen Köpfchen sitzen kleine, sehr stark behaarte Ohren. |
Balg Häutl |
Der Rücken ist gelbbraun bis graubraun, die Bauchseite ist gelblichbraun. Das Murmeltier besitzt eine rotbraune, ca. 15 - 20 cm lange behaarte Rute, die im letzten Drittel schwarz gefärbt ist. Kopfpartie mit dunkelschiefergrauer Färbung, die sich mit zunehmendem Alter über den ganzen Rücken hinzieht. Ein Fellwechsel findet beim Murmel nur einmal pro Jahr, nach dem Winterschlaf, statt. |
Größe Bär Katz |
Kopf-Ruten-Länge: 45 - 60 cm Schulterhöhe: 15 - 20 cm Rutenlänge: 12 - 20 cm Kopf-Ruten-Länge: 43 – 60 cm. Rutenlänge: 10 – 18 cm. |
Gewicht Bär Katz |
3,5 – 6 kg (♂ vor Winterschlaf bis 8 kg) 3,2 – 5,2 kg |
Gebiss/Zahnformel |
I C P M Nagetiergebiss mit kräftigen Nagezähnen, welche immer wieder nachwachsen. |
Sinne | Gesichts-, Geruchs- und Gehörsinn sind beim Murmel besonders stark ausgeprägt. |
Drüsen | Bei Angst und Bedrängnis wird mit dem Sekret der Analdrüsen ein anhaltender, unangenehmer Geruch verbreitet. Wangendrüsen zur Markierung des Revieres. Winterschlafdrüse |
Kommunikation | Erblicken Murmeltiere einen Feind, stossen sie einen schrillen Warnlaut aus. Dieser Pfiff wird von den Stimmbändern erzeugt. Die gesamte Kolonie sucht dann Schutz in den Bauen. Erst nach einiger Zeit und längerem Sichern verlassen sie diese wieder. Man kann leicht die Warnlaute unterscheiden. Bei einem lang gezogenen Pfiff kommt die Gefahr aus der Luft; eine Abfolge von Pfiffen bedeutet Gefahr am Boden. Während der Bärzeit lassen die Katzen einen an das Miauen der Hauskatzen erinnernden Laut hören. |
Herkunft | Einheimisch |
Vorkommen | Das Murmeltier kommt im gesamten Alpenraum zwischen 1000 - 3000 m Höhe vor und besiedelt die Blockhalden und Gletscherrandgebiete. Schwerpunkte in Deutschland: im westlichen Allgäu, Berchtesgadener Land, Chiemgaugebiet, Garmisch, Reichenhall. |
Lebensraum (Biotop) |
Murmeltiere leben in Höhenbereichen von ca. 800 m (Almen) bis 3000 m (Fels) an offenen sonnigen Hängen (überwiegend Südhänge).
Neben kurzen Fluchtröhren mit nur einem oder zwei Eingängen gibt es Sommerbaue, deren Nestkammern häufig lediglich ein bis anderthalb Meter unter der Erde liegen. Die Fluchtröhren erlauben den Rückzug, sobald sich ein Feind nähert. Die Sommerbaue werden auch dazu genutzt, sich der Tageshitze zu entziehen. Die Winterbaue liegen tiefer (bis zu sieben Meter) unter der Erde und werden verzweigt mit einer Nestkammer und mehreren kleineren Kammern angelegt. Die große Nestkammer und einige Einzelschlafkammern werden im Herbst mit Heu ausgepolstert. Dieses Heu entsteht, indem die Murmeltiere im Sommer Gras abnagen und es in der Sonne trocknen lassen. Der Gang bis zum Kessel hat eine Länge von 8 bis 10 m. Stets liegt der Kessel bergaufwärts vom Eingang, etwa 1 bis 3 m unter der Erdoberfläche. |
Territoriumsgrösse | Die Reviergrösse beträgt etwa 2,5 ha. Es handelt sich dabei um echte Territorien. Ein einzelnes Revier überlappt sich bestenfalls an seinen Rändern mit dem einer anderen Familiengruppe. Die Reviergrenzen werden jeweils durch die zwei ranghöchsten Tiere kontrolliert und gekennzeichnet. Dazu sondern sie ein intensiv riechendes Sekret aus ihren Wangendrüsen ab, mit dem sie regelmäßig auffällige Stellen innerhalb und an den Grenzen ihres Territoriums markieren. Männchen laufen ausserdem regelmäßig ihre Reviergrenzen ab. Auffallend dabei ist das regelmäßig Auf- und Abschlagen mit dem Schwanz. Die Reviere werden vom territorialen Paar heftig verteidigt. |
Lebensweise | Murmeltiere leben sehr gesellig in Kolonien (bis zu 15 Tiere), vorwiegend sonnige Südhänge oberhalb der Waldgrenze. Sie sind überwiegend tagaktiv und sonnen sich gerne, aber nur kurz. Murmeltiere leben in einem Röhrensystemen von bis zu 40 Meter Länge und 7 Meter Tiefe. Zum Sichern macht es einen Kegel, sitzt dabei kerzengerade auf dem Hinterteil, die Rute senkrecht vom Körper abgebogen, die Vorderläufe schlaff herabhängend, jedoch aufmerksam äugend. |
Überwinterung | Murmeltiere legen keine Nahrungsdepots an und bereiten mangels geeigneter Nahrung schon anfang Oktober den Bau zum Winterschlaf vor. Dazu verschliessen sie die Zugangsröhren mit Heu, Erde und Steinen. Der Bauverschluss (Zapfen) hat eine Länge von 1 bis 2 m und bewirkt eine relativ konstante Temperatur in der Bauanlage. In der großen Nestkammer liegen 5 bis 10 Murmeltiere dicht beieinandergedrängt und wärmen sich dadurch gegenseitig. Das erhöht die Überlebenschancen der Jungen, deren Sterblichkeit im ersten Winter wegen geringer Reserven und höherem Wärmeverlust am grössten ist. Der Herzschlag wird abgesenkt und erfolgt nun alle 15 bis 20 Sekunden, die Körpertemperatur sinkt unter 5°C wodurch ein Starrezustand entsteht. Während des Winterschlafs nehmen die Tiere keine Nahrung auf und verlieren deshalb ca. 30% ihres Körpergewichts. Alle 3 bis 4 Wochen erwachen sie, um an einer abgelegenen Stelle des Baus zu nässen. Das Erwachen dauert ca. ein bis zwei Stunden. |
Nahrung und Nahrungserwerb | Im Frühjahr, nach dem Winterschlaf, ernähren sich die Murmel hauptsächlich von Wurzeln und Knollen. Später nehmen sie krautartige Nahrung zu sich. Im kurzen Alpsommer folgen Gräser, Blüten, Samen, Kräuter und Früchte nimmt aber auch Insekten und deren Larven, sowie Regenwürmer und Vogeleier auf. Bevorzugt werden Schwingel, Klee, Ampfer, Nesseln, Krokus und Glockenblumen. Pro Tag benötigt das erwachsene Murmeltier ca. 1,2 kg Grünmasse die ungefähr 25g Fett-Reserve für den Winter ergibt. Diese Nahrung wird mit den immer nachwachsenden Nagezähnen abgebissen und mit den Backenzähnen zermahlen und zerkleinert. |
Fortplanzung – Entwicklung – Krankheiten
Zusammenleben Bärzeit |
Katzen sind polygam. Je nach Witterung Ende April / Anfang Mai (Etwa 2 Wochen nach Beendigung des Winterschlafes). Die Paarungsbereitschaft der Katze dauert nur einen Tag. Die Katze wird meist von allen Bären der Kolonie nacheinander begattet. Die Katz wird alle 2 Jahre befruchtet. |
Innehaben | 34 Tage (ca. 5 Wochen) |
Wurfzeit | Mai - Juli (die Katzen werfen nicht jedes Jahr) |
Nachwuchs | Es werden in einem abseits von der Kolonie angelegten Mutterbau 2 bis 6 nackte, nicht sehende, zahnlose, taube und ca. 30 g schwere Affen geworfen, die nach 22/23 Tagen die Augen öffnen und Zähne geschoben haben. Nach 35 bis 40 Tagen unternehmen sie erste Ausflüge Im August haben sie etwa die Hälfte der Größe eines erwachsenen Tieres erreicht. Vor ihrem ersten Winterschlaf wiegen sie 1 bis 1,5 kg, vor dem zweiten 2 bis 3 kg. Mit 3 Jahren sind sie ausgewachsen. |
Säugezeit | Affen werden ca. 6 Wochen gesäugt und verlassen dann den Bau und beginnen mit dem Äsen von Pflanzen, wobei sie stets in der Nähe des Baus bleiben. |
Selbständigkeit | Affen bleiben bis nach dem ersten Winterschlaf im Familienverband. |
Geschlechtsreife | Katzen sind nach 2 Jahren, Bären nach 3 bis 4 Jahren geschlechtsreif. |
Höchstalter | Murmeltiere erreichen in freier Wildbahn durchschnittlich ein Alter von 8 bis 10 Jahren. |
Natürliche Feinde |
Ein Steinadlerpaar mit einem Jungen benötigt etwa 70 Murmeltiere während eines Sommers, um zu überleben. Dabei machen die Murmeltiere über 80 Prozent der Beutetiere aus. Uhu, Habicht, Falken, Kolkrabe, Luchs, Fuchs |
Natürliche Verluste Sonstige |
Lange, Harte Winter mit hohen Schneelagen können den Besatz stark dezimieren. 30% der Jungtiere sterben vor dem ersten Winterschlaf. |
Bestands-zusammensetzung | Murmel leben das ganze Jahr über gesellig in Wohnkolonien und bewohnen weitverzweigte, unterirdische Gemeinschaftsbauten. Der Familienverband besteht aus einem dominanten Paar sowie dessen jüngeren Verwandten. |
Erkennung der Anwesenheit im Revier
Erkennung der Anwesenheit im Revier | |
(Wild)Schaden | Grabaktivität der Murmeltiere, die häufig mehrere Kubikmeter Erdvolumen aus den Hängen scharrenund dadurch die landwirtschaftlichen Arbeiten beträchtlich erschweren. |
Losung | Gelost wird ausschliesslich in einer speziellen Kammer, so dass Losung oberirdisch so gut wie nie aufzufinden ist. |
Trittsiegel |
Der Gang des Murmeltieres ist ein sehr eigentümlich anmutendes breitspuriges Watscheln, wobei der Bauch fast auf der Erde schleift. Bei schnellerer Gangart verfallen die Tieren in eine Art Galopp. |
Literatur
Jagdlich
Allgemein
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