Wildflug

Jungfalken benötigen über Wochen täglich mehrere Stunden Übung, um so gewandt zu sein, dass sie für die Beizjagd brauchbar sind. Deshalb stellte man sie früher für zwei bis drei Wochen, während ihrer Bettelflugperiode, in den Wildflug. Heute wird den Jungfalken kaum noch Wildflug gegeben, da sie zu kostbar sind und deshalb nicht mehr den Gefahren des Wildflugs ausgesetzt werden.
Die Jungfalken wurden früher in der Lebensperiode, in der sie in freier Wildbahn den Altfalken die Beute im Bettelflug abbetteln, an geeigneten Plätzen einige Wochen freigelassen, und der Falkner erschien nur morgens und abends, um sie gut und reichlich zu atzen. Gab man den Falken Voll-Wildflug, dann waren sie zwei bis drei Wochen Tag und Nacht im Freien. Danach wurden mit grossen Schlagnetzen wieder eingefangen. Beim Halb-Wildflug übernachteten die Vögel im Falknerhaus; sie wurden morgens freigelassen und abends, während sie geatzt wurden, wieder eingesperrt. Falken mit Halb-Wildflug sind leichter abzutragen. Gute Faustfalken benötigen den Wildflug oder aber täglich mehrere Stunden dauernde Übungen, Anwarterfalken kommen ohne Wildflug aus. Bestes Wildflug-Gelände sind freie Flächen mit einzeln stehenden Bäumen, auf die sich die Jungfalken einstellen und dem Falkner, um Atzung bettelnd, entgegenfliegen können.

Vor- und Nachteile der Wildflugmethode

VORTEILE

  • Herausragende Flugleistungen, welche für das Jagen auf Beute überlebenswichtig ist.
  • Vögel gewöhnen sich an äußere Eindrücke wie Feinde erkennen, in der Gruppe warnen sie sich auch gegenseitig.
  • Lernen Wetterumstände wie Thermik, Winde sowie Regen kennen
  • Lernen spielerisch das Jagen
  • Der Turmfalke kann das Rütteln nur so erlernen und perfektionieren.
  • Sturzflüge aus hohen Bäumen oder Gebäuden können frühzeitig erlernt werden.
  • Eulen benötigen sehr viel Zeit und Anleitung in der Natur, um überleben zu können.
  • Die Tiere haben einen Bezugspunkt an den sie jederzeit zurück kehren können.
  • Lernen Konflikte lösen, wie das Vorhandensein von Rabenvögeln, anderen Greifvögel, Katzen, Hunden oder Singvogelattacken.
  • Es ist hygienischer bzgl. der Ausscheidungen.
  • Das Gefieder bleibt im sehr guten Zustand.
  • Der Wildflug ahmt die Natur fast 1 zu 1 nach und kommt der Bettelflugperiode gleich Die Vögel kommen zur richtigen Jahreszeit in die freie Wildbahn.

NACHTEILE

  • Man benötigt den passenden Lebensraum bzw. das korrekte Grundstück für den Wildflug.
  • Nachbarn könnten sich durch Schmelz, Geschmeiss und Schmeissen belästigt fühlen.
  • Bettelnde Jungtiere können sehr laut werden, was zwar normal ist, aber für Nachbarn als Lärmbelästigung angesehen werden könnte.
  • Die Wildflugmethode kann wegen des Feindbilds i.d.R. nicht mit mehreren Arten kombiniert durchgeführt werden.
  • Bei Eulen müssen unbedingt genügend Versteckmöglichkeiten vorhanden sein.

In einer ausschließlichen Volierenhaltung können Falkenarten keine ausreichende Flugmuskulatur und vor allem die benötigte Fitness aufbauen.