Greifvögel (Accipitriformes, Vieillot 1816)

Neukiefervögel 

Greifvögel

Kurzinfo 

Greifvögel sind eine Ordnung fleischfressender Vögel und umfassen die Habichtartigen sowie den Fischadler, den Sekretär und die Neuweltgeier. Durch molekulargenetische Untersuchungen wurde geklärt, dass die Falken mit den übrigen Familien der traditionellen Greifvögel nicht näher verwandt sind, sondern den Papageien und Sperlingsvögeln am nächsten stehen.

Wie so viele Vogelarten, leiden Greifvögel aber auch unter dem andauernden Verlust geeigneter Lebensräume. Die durch die Intensivierung der Landwirtschaft verursachte Strukturarmut und die Versiegelung von Flächen lässt diese knapp werden. Auch Unfälle an Strommasten und Windkraftanlagen sowie durch Landmaschinen und Straßenverkehr führen zu erheblichen Verlusten.

Zugehörige Artikel 

Systematik

Stamm 

Chordatiere (Chordata, Dallas 1875)

Unterstamm 

Wirbeltiere (Vertebrata, Cuvier 1812)

Überklasse 
Reihe 
ohne Rang 

Kiefermäuler (Gnathostomata, Zittel 1879)
Landwirbeltiere (Tetrapoda, Broili 1913)
Sauropsiden (Sauropsida, Huxley 1864)

Klasse 
Unterklasse 

Vögel (Aves, Linnæus 1758)
Neukiefervögel (Neognathae, Pycraft 1900)

Ordnung 

Greifvögel (Accipitriformes, Vieillot 1816)

Familien 

  • Habichtartige (Accipitridae, Vieillot 1816)
  • Fischadler (Pandionida)
  • Sekretär (Sagittariidae)
  • Neuweltgeier (Cathartidae, Lafresnaye 1839)

Allgemeines und Merkmale

Wissenswertes 

Kennzeichnend für alle Greifvögel - die auch als Raubvögel oder Tag-Greifvögel bezeichnet werden - sind der gekrümmte Oberschnabel und die starken Fänge.

Greifvögel sind mit Ausnahme der Weihen, die gerne in der Dämmerung jagen, ausgesprochene Tagjäger und können sehr scharf und sehr weit sehen. Sie töten ihre Beute entweder mit den Krallen, den sogenannte Waffen (Grifftöter), oder durch einen Schnabelbiss ins Genick (Bisstöter). Zu den Grifftötern gehören die Adler, die Habichte, die Sperber, die Mäusebussarde und die -Rohrweihen; zu den Bisstötern die Falken.
Die Rupfungen der Greifvögel erkennt man daran, dass sie die Federn des Beutevogels unversehrt mit dem Kiel ausreissen, während bei einem Riss durch Haarraubwild die Federkiele zerbissen sind. Unverdaute Nahrungsreste wie Haare, Federn, Knochensplitter und Steinchen werden als Gewölle wieder ausgespien. Das Gewölle der Greifvögel enthält im Gegensatz zu dem der Eulen nur ganz selten Knochenteile.

Greifvögel leben monogam. Das Weibchen ist immer größer als das Männchen. Greifvögel haben ein abgegrenztes Brutrevier (Standrevier), in dem sie keine Artgenossen dulden und ein sehr viel größeres Jagdrevier, in dem auch andere Vögel Beute machen. Das Standrevier bei einem Habichtspaar ist z.B. je nach Nahrungsangebot zwischen 3000 und 5000 ha groß. Der Horst steht entweder an Felswänden (Steinadler, Geier) oder im Wipfel hoher Bäume (Bussarde, Adler, Habichte, Milane). Am Boden horsten die Weihen und der Steppenadler. Meist brütet nur das Weibchen, bei einigen Arten wechseln sich die Partner ab wie z.B. bei Steinadler, Schwarzer Milan und Falken. Das brütende Weibchen wird bei einigen Arten vom Männchen mit Nahrung versorgt. Während der Aufzucht der Jungen bringt das Männchen die Beute an den Horst, wo sie vom Weibchen zerkleinert und an die Jungen verfüttert wird. Die Jungen sind Nesthocker; bei einigen Arten beträgt die Nestlingszeit mehr als 70 Tage wie z.B. bei Steinadler, Schlangenadler und Seeadler.

Greifvögel können auf Grund ihres Flugbildes und ihrer Flugart beurteilt und erkannt werden. Der Falke ist ein schneller und gewandter Flieger mit schmalen, spitzen Schwingen und schlankem Stoß. Ein langsamer Flieger, oft gleitend und segelnd, dabei mit seinen breiten Schwingen und dem breiten Stoß plump wirkend, ist der Bussard. Habicht und Sperber sind schnelle Flieger mit langem, kräftigem Stoß und kräftigen Rundschwingen; sie unterscheiden sich nur hinsichtlich ihrer Grösse.

Die Weihen (Rohrweihe, Wiesenweihe, Kornweihe) bevorzugen, wie ihre Namen schon zum Ausdruck bringen, bestimmte Biotope zudem jagen sie in der Dämmerung mit hochgewölbten Schwingen und schaukelndem Flug. Milane sind an dem gegabelten Stoß (beim Roten Milan stark ausgeprägt) unschwer zu erkennen. Die Adler sind bereits an den gewaltigen Schwingen und dem breiten Stoß sowie an ihrem kraftvollen oft segelndem Flug und allgemein an ihrer Übergrösse gut einzuordnen.

Alle Greifvögel sind jagdbar, aber ganzjährig mit der Jagd zu verschonen. Viele Arten, so z.B. die Adler, sind vom Aussterben bedroht. Biotope, die durch Veränderungen den Ansprüchen der Greifvögel nicht mehr gerecht werden, aber auch der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel (Pflanzenschutz) in der Land- und Forstwirtschaft haben zu einem stetigen Rückgang verschiedener Arten geführt. Einige Bundesländer haben daher besondere Bestimmungen zum Schutz der Greifvögel getroffen, die u.a. auch die Haltung, den Erwerb und die Verwendung zur Falknerei beinhalten. Darüber hinaus sind die Greifvögel in den besonderen Artenschutz einbezogen worden; Greifvogelschutz.

Falken, Hühnerhabichte, Sperber und vereinzelt auch Adler werden zur Beizjagd verwendet, wobei Habicht und Sperber für jedes Gelände geeignet sind.

Literatur

  • Shannon J. Hackett, R. T. Kimball, S. Reddy, R. C. K. Bowie, E. L. Braun, M. J. Braun, J. L. Chojnowski, W. A. Cox, K.-L. Han, J. Harshman, C. Huddleston, B. D. Marks, K. J. Miglia, W. S. Moore, F. H. Sheldon, D. W. Steadman, C. C. Witt und T. Yuri: A Phylogenomic Study of Birds Reveals Their Evolutionary History. Science. Bd. 320 (Nr. 5884), 2008, S. 1763–1768 doi:10.1126/science.1157704