Pulver

Pulver ist die Bezeichnung für alle zum Schiessen verwendeten Treibmittel. Dabei setzt Treibladungspulver bei der Entzündung eine große Menge Gase frei, die das Geschoss durch den Lauf treiben.

  • Schwarzpulver
    Früher wurde als Treibmittel für Geschosse ausschließlich Schwarzpulver verwendet, das aus
    - 74% Salpeter,
    - 10% Schwefel und
    - 16% Holzkohle
    bestand. Diese Materialien wurden fein gepulvert, gemengt und, nachdem sie angefeuchtet wurden, zwischen Walzen oder Pressen verdichtet, anschließend gekörnt und getrocknet. Zu Jagdzwecken fand nur feingekörntes, kräftiges Pulver Verwendung, von dessen Güte man sich durch die sogenannte Pulverprobe überzeugte. Das Pulver musste zunächst dunkelgrau und mattglänzend sein und durfte, zwischen den Fingern gerieben, keinen Russ hinterlassen. Auf einem Stückchen Papier angezündet, musste es zudem blitzschnell und gleichzeitig aufflammen, ohne das Papier anzusengen. Als Faustregel galt, dass eine Pulverladung ein Sechstel der Schwere der Bleiladung ausmachen sollte. Für Kugelschüsse wurde vielfach das grobkörnige, sehr wirksame Nassbrandpulver verwendet. Die Nachteile des Schwarzpulvers waren
    - starke Rauchentwicklung,
    - schnelle Verschmutzung durch starke Rückstandsbildung,
    - geringe Geschossgeschwindigkeit, die eine weniger gestreckte Flugbahn bewirkte,
    - sowie eine geringere Durchschlagskraft und
    - daraus folgend die Unbrauchbarkeit für Mantelgeschosse.

  • Nitrozellulosepulver
    Die großen Nachteile des Schwarzpulvers haben zur fast ausschließlichen Verwendung des Nitrozellulosepulvers geführt. Dieses ist ein rauchschwaches und bedeutend leistungsstärkeres Pulver. Die hochexplosive reine Nitrozellulose wird dazu gelatiniert und in einen knet- und verformbaren Zustand gebracht. Das Pulver wird zu Körnchen, Stäbchen oder Blättchen verarbeitet. Der Ablauf des Verbrennungsvorganges kann dabei durch Größe, Form, Oberflächenausdehnung und Oberflächenbehandlung beeinflusst und gesteuert werden. Das Pulver brennt bei jedem einzelnen Partikel schichtweise von außen nach innen ab. Eine größere Oberfläche bewirkt daher einen schnelleren Verbrennungsablauf und eine schnellere Gasentwicklung, wobei der Gasdruck gesteigert wird. Beim Nitropulver unterscheidet man daher ein
    offensives Pulver (Flintenpulver)
    hat eine größere Porosität und größere Oberfläche als Büchsenpulver, wodurch es schnell abbrennt. Wird Büchsenpulver in Schrotpatronen geladen, erhalten die Schrote nicht die für einen wirkungsvollen Schuss notwendige Mündungsgeschwindigkeit, weil der Gasdruck im Lauf viel zu wenig ansteigt.
    progressives Pulver (Büchsenpulver)
    ist langsam abbrennend, hat eine geringere Porosität und kleinere Oberfläche als Flintenpulver. Die Verwendung von Offensivpulver für den Büchsenschuss würde zur Sprengung des Laufes führen, weil das Schrotpatronenpulver einen viel zu hohen Gasdruck entwickelt.

    Mit Nitropulver geladene Patronen dürfen nicht aus Läufen verschossen werden, die nicht auch den N-Stempel (rauchloser Beschuss für Schrotläufe) tragen, weil der Gasdruck unter Umständen zu hoch sein könnte und dadurch die Gefahr einer Laufsprengung besteht (z.B. bei Damastläufen). Im Übrigen besagt die reine Gewichtsangabe der Pulverladung nichts über deren Leistung, weil diese zusätzlich vom Grad der Offensivität des Pulvers abhängig ist.