Jägeraberglaube (Aberglaube)
Der Aberglaube beeinflusst seit jeher die Jägerei. Beschrieben wurde der Jägeraberglaube zum ersten Mal im 16. Jahrhundert in Noë Meurers „Jagd- und Forstrecht“. In dem Werk, das im 16. und 17. Jahrhundert mehrfach aufgelegt wurde, finden sich am Schluss auch einige „Geheimnuß und Kunststücke“, so den Jägern zu wissen nöthig. So sichert ein vergrabener Wolfsschwanz nach denselben einen Meierhof vor dem Besuche des Wolfes; ein im Hause aufgehängter Wolfsschwanz vertreibt die Fliegen daraus. Löwenschmalz, mit welchem man den ganzen Leib einschmiert, schützt den Jäger vor wilden Thieren: „derowegen, so dir ein Wolf oder Bär begegnet, so fliehe nicht, auf dass er das Schmalz rieche.“ Der Amethyst, den der Jäger bei sich trägt, bringt Glück auf der Jagd. Um vor dem wilden Schwein sicher zu sein, hänge man Krebsscheren an den Hals. Dann sind noch viele andere Mittel aufgezählt, die man theilweise gar nicht wiedergeben kann, wie man den Hirsch an sich locken, Hasen, Füchse, Wölfe in großer Menge an einem Ort versammeln und erlegen, Vögel leichtlich fangen könne etc.
In früherer Zeit galt die Begegnung mit einem Wolf oder mit einem Raben für den zur Jagd ausrückenden Jäger als gutes Vorzeichen (Wolf und Rabe, die beiden Tiere Wodans). Hase und Rebhuhn oder andere harmlose Tiere, die dem zu Holze rückenden Jäger begegneten, galten als schlechtes Vorzeichen, ebenso die Begegnung mit einer alten Frau oder die über den Weg springende schwarze Katze. Schiesst der Jäger gar ein weisses Stück Wild, so soll es ihm innerhalb eines Jahres den Tod bringen, in manchen Gegenden hatte er nur sieben Jahre lang kein Jagdglück mehr.
Noch heute kennt man:
- die Freikugel
In früherer Zeit, als der Aberglaube blühte und auch in der alten Jägerei das Mystische stark verbreitet war, glaubte man an die Freikugel. Mit Hilfe des Teufels, dem man sich aber verschreiben musste, konnte man Kugeln giessen, die auch auf grösste Entfernung nicht fehlten und jedes gewünschte Stück Wild streckten. Dies war jedoch nur für sechs Kugeln der Fall, die siebte gehörte dem Bösen, d.h., sie nahm die Richtung, die ihr der Teufel vorschrieb. Nach verschiedenen Überlieferungen war bei einigen die siebte Kugel die letzte Kugel, nach anderen war sie eine unter den sieben. Der Schütze, der diese Freikugeln im Besitze hatte, wurde Freischütz genannt (vgl. die gleichnamige Oper von C. M. v. Weber Jagdmusik); er konnte damit Freischüsse abgeben. - den heissen Brand
Der heisse Brand war ein alter Aberglaube der Jäger. Ein Gewehr, das nicht gut traf, wurde ähnlich wie beim kalten Brand, jedoch mit einer Blindschleiche geladen, die so lange im Lauf blieb, bis sie verendet war. Dann schoss man sie in die Luft. Ein mit einem derartigen Gewehr auch nur leicht getroffenes Wild kam dann nicht mehr weit, zudem war das Wildbret um den Schuss herum wie entzündet und verbrannt. - den Jagdreiter
Jagdreiter sind abergläubisch. Deshalb darf der Jagdrock erst nach der Jagdsaison gereinigt werden. - den kalten Brand
Der kalte Brand war ein alter Aberglaube der Jäger. Ein Gewehr, das nicht gut traf, lud man mit Pulver, fing eine junge Natter und steckte sie für einige Stunden ins Rohr, um sie dann an eine Eiche zu schiessen. Von da an sollte das Gewehr besser treffen. Man bezeichnete dies als den kalten Brand im Rohr - Tollwurm
Der Tollwurm ist eine kleine, weissliche Sehne unter der Zunge des Hundes. In früherer Zeit glaubte man die Hunde vor Tollwut zu schützen, wenn man ihnen den Tollwurm ausschneidet. Dies wurde sogar durch landesherrliche Verordnung (Polizeiverordnung) befohlen. Es hat sich längst herausgestellt, dass dies ein Aberglaube war. - die Wolfsklaue
Die Wolfsklaue auch Wolfskralle, Afterklaue, Afterkralle, Afterzehe ist die an den Hinterläufen vieler Hunde hoch angesetzte fünfte Klaue. Sie sitzt meist lose an der Innenseite der Hinterläufe und hindert die Hunde bei der Bewegung, wobei es häufig zu einem Wundscheuern kommt. Die Wolfsklaue sollte nebst Knorpelstumpf innerhalb der ersten Lebenstage entfernt werden. In früherer Zeit herrschte der Aberglaube, dass Hunde mit einer Wolfsklaue gegen Tollwut gefeit seien.