Jägerlieder
Zu den Jägerliedern zählen auch die Wildschützenlieder und die Wildererlieder. Sie werden nicht nur von Jägern gesungen, sondern sind Volkslieder, die tief im Volk verwurzelt sind und zur deutschen Folklore und Musikgeschichte gehören.
Auf, Auf zum frohlichen Jagen |
Ich bin ein freier Wildbretschütz |
Es wollt ein Mägdlein früh aufstehen |
Ich schieß den Hirsch |
Auf einem Baum ein Kuckuck saß |
Das alte Försterhaus 1956 |
Frühmorgens wenn das Jagdhorn schallt |
Der alte Jäger vom Silbertannenwald |
Ein Jäger aus Kurpfalz |
Ich schieß den Hirsch im wilden Forst |
Es blies ein Jäger wohl in sein Horn |
Der Jäger in dem grünen Wald |
s' Gamserl |
Ein Tiroler wollte jagen |
Was gleicht wohl auf Erden dem |
Tegernseer Wildschützenlied |
Das Grosse Halali |
Jagdlied |
Es war einmal ein Jäger |
Der Gemsjäger |
Ein Jäger längs dem Weiher |
Im grünen Wald da wo die Drossel singt |
Jägers Abschied |
Wildschütz Jennerwein |
Zwei rehbraune Augen |
Der Wilddieb (Volkslied)1934 |
Im Wald und auf der Heide |
An einem Sonntagmorgen im Gamsgebirg |
Bereits im 15. und im 16. Jahrhunderts erschienen Jägerlieder in deutschen Liederbüchern:
- Glogauer Liederbuch, um 1480;
- von Aich, um 1520;
- Chr. Egenolf, 1535;
- G. Forster, 1540;
- H. Ott, 1544;
- Othmayr, 1549.
Die Verfasser der Texte und die Komponisten der Melodien alter Jägerlieder sind häufig unbekannt. Zahlreiche Jägerlieder und auch die jagdliche Vokalmusik sind jedoch aus den Waidsprüchen hervorgegangen. Die Jägerlieder unterlagen aber im Laufe der Zeit einer inhaltlichen Wandlung. Erst wurden die Jagdszenen zu einer Liebesszene umgestaltet, wobei das gejagte Wild die Geliebte versinnbildlichte. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde dann der Jäger selbst der Gejagte. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Jägerlieder systematisch gesammelt; z.B. von J. G. Herder und von J. W. von Goethe. Diese Sammlung wurde von den Romantikern L. K. E. H. F. von Wildungen (Lieder für Forstmänner und Jäger, 1788, vertont von J. Chr. Müller), F. Graf Pocci und F. Ritter von Kobell (Alte und neue Jägerlieder, 1843) sowie von H. Chr. Burckhardt (Jagd- und Waldlieder, 1866) fortgesetzt. Verstärkt mit der Jagd befassen sich - im Gegensatz zu den Jägerliedern im Sololied des 19. Jahrhunderts - die Chorlieder, z.B. C. M. von Webers Lützows wilde Jagd, F. Schuberts op. 139 und R. Schumanns op. 137, beide für Männerchor und vier Hörner. Weitere bekannte Jägerlieder sind:
- Ein Jäger aus Kurpfalz, der reitet durch den grünen Wald (Volkslied aus der Mitte des 18. Jahrhunderts), als Kehrreim: Gar lustig ist die Jägerei allhier auf grüner Heid',
- Was gleicht wohl auf Erden dem Jägervergnügen? (Friedrich Kind/C. M. v. Weber, Anfang des Jägerchors aus der Oper Der Freischütz),
- Frisch auf zum fröhlichen Jagen (Lied v. F. de la Motte Fouqué),
- Das ist Lützows wilde verwegene Jagd! (Lied v. Theodor Körner/C. M. v. Weber),
- Ich schiess' den Hirsch im wilden Forst, im tiefen Wald das Reh (aus: Jägers Liebeslied von Franz v. Schober, vertont von Franz Schubert),
- Es blies ein Jäger wohl in sein Horn... (Anfang eines deutschen Volksliedes, zuerst gedruckt in der Romantikersammlung Des Knaben Wunderhorn, 1806-1808). Fortsetzung: ...und alles, was er blies, das war verlorn,
- Im Wald und auf der Heide, da such' ich meine Freude. Ich bin ein Jägersmann! (Anfang des Jägerliedes von W. Bornemann, 1816),
- Es gingen drei Jäger wohl auf die Birsch... (aus Ludwig Uhlands Ballade Der weisse Hirsch (1811), noch als volksliedhaftes Lied bekannt, auch zitiert, wenn z.B. drei Freunde sich für eine gemeinsame Unternehmung verabschieden).
Einen besonderen Rang nehmen die Lieder von H. Löns ein, die zwar Volkslieder sind, aber häufig jagdlichen Inhalt haben. Sie werden heute noch - auch von Nichtjägern und von der Jugend - gern gesungen.
Jagdmusik ist eine spezielle Tonkunst, die seit jeher mit der Jagd untrennbar verbunden ist. Ihre Uranfänge mit einfachen Instrumenten wie Pfeifen, Knochenflöten und Tierhörnern gehen bis in die Altsteinzeit zurück. Für größere Entfernungen bediente sich der eiszeitliche Jäger sogenannte Phalangenflöten aus Rentierknochen. Aus Röhrenknochen entstanden flötenartige Instrumente mit Grifflöchern (Grifflochflöten), mit denen bereits sechs verschiedene Töne hervorgebracht werden konnten. Später wurden für weittragende Signaltöne die Hörner von Wildtieren verwendet, die auch als Vorbild für unsere heutigen Jagdhörner dienten. Für Jagdopferfeste, z.B. im Artemis- bzw. Dianenkult, wurden bereits Instrumente verwendet, die für die praktische Jagd zu schwer waren; u.a. hatten die Griechen die Salpinx und den oboenartigen Aulos, die Römer das Cornu und die Kelten die Luren. Im Mittelalter benutzte der Adel den Oliphant, die angestellten Jäger hingegen gewöhnliche Wildrind- oder Büffelhörner (Jagdhorn). Der älteste heute bekannte Bericht über Jagdrufe findet sich in dem Buch Kynegetikos des griechischen Geschichtsschreibers Xenophon. Die ersten Berichte über Jagdrufe und Jagdsignale können den französischen Jagdlehrbüchern des Mittelalters entnommen werden. Im Mitte des 13. Jahrhunderts entstandenen Jagdbuch La chace dou cerf wird auf den regen Gebrauch der Signale hingewiesen. Im Le livre de la chasse du Roy Modus (um 1330 verfasst) werden fünf Signale in unterschiedlich langen und kurzen Tonfolgen erwähnt. Im ersten Teil des Trésor de Vénerie hat Hardouin de Fontaine-Guérin um 1394 bereits verschiedene Signale aufgezeichnet. Das wichtigste Lehrbuch La vénerie (1561) von J. du Fouilloux kennt in der Pariser Ausgabe von 1573 bereits vierzehn Signale. Die Signalhörner wurden im Laufe des 17. Jahrhunderts in Mensur und Form verbessert, so dass melodisch reichere, auch mehrstimmige Stücke möglich wurden. Am Hofe Ludwigs XIV. verwendete der aus Italien stammende Hofkomponist Jean-Baptiste Lully (1632-1687) die großen Parforcehörner und die kleinen Hörner, später das Waldhorn. 1637 setzte der italienische Komponist Michel Angelo Rossi in der Oper Erminia sul Giordano einen Hörnerchor ein. Für die Verbreitung der mehrstimmigen J. nach französischem Vorbild sorgte der böhmische Graf Franz Anton von Sporck (1662-1738), der Gründer des böhmischen St.-Hubertus-Ordens (Jagdorden), aus dessen Repertoire auch das alte Jagdlied Auf, auf zum fröhlichen Jagen (vom Leibdichter Gottfried Benjamin Hanke) stammt. Das von ihm aus Frankreich mitgebrachte Waldhorn wurde in Nürnberg perfekt nachgebaut. Zur gleichen Zeit wurde das Parforcehorn durch Verlängerung des Rohrs modulationsfähiger gemacht. Es war in B, A, Es, F oder D gestimmt, wobei bei einer Rohrlänge von 4,5 m bis zu sechzehn Naturtöne geblasen werden konnten. Der vollkommene teutsche Jäger von H. F. von FIeming (1719) enthält die ersten Aufzeichnungen von deutschen Jagdsignalen für das große Horn. Das Erlernen des Jagdhornblasens haben J. W. von Pärson (Der Edle Hirsch-gerechte Jäger, 1734) und H. W. Döbel (Eröffnete Jäger-Practica, 1746) in ihren Lehrbüchern festgehalten. Der mehrstimmige Gebrauch und die Weiterentwicklung der Hörner führte letztlich zur Kunstmusik. Dem Typ der weltlichen Huldigungskantate entspricht z.B. das Glückwünschende Jagd-Ballett zum Geburtstag Johann Friedrichs von Brandenburg-Ansbach (1673, komponiert wahrscheinlich von Johann Wolfgang Franck). Hier einzureihen sind auch Johann Sebastian Bachs Jagdkantate Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd (um 1713) und Johann David Heinichens Kantate Diana su' Elba (1719). In Carl Maria von Webers Werk Der Freischütz (1821) erreichte die Jagddarstellung in der Oper einen Höhepunkt. Bemerkenswerte Jagdszenen enthalten auch Johann Adam Hillers Singspiel Die Jagd (1770) sowie Albert Lortzings Der Wildschütz (1842) und Undine (1845).
Weitere Info: