Crimpen

Crimpen bedeutet ein Einkneifen des Hülsenmaterials im Bereich des Hülsenmundes bzw. -halses. In der Regel weisen dafür vorgesehene Geschoßarten eine so genannte Crimprille auf. Damit ist auch die Setztiefe für das Geschoss  bereits vorgegeben. Je nach Stärke und Art des Crimpes  wird dem Geschoss ein entsprechend fester Halt in der Hülse gegeben, aber auch der Ausziehwiderstand des Geschosses entsprechend erhöht. Letzteres bedeutet, dass eine Erhöhung des Ausziehwiderstandes durch einen Crimp  den Gasdruck einer Patrone erhöht. Der Crimp ist nicht der wichtigste Faktor für  den korrekten Sitz des Geschosses in der Hülse. Für den festen Sitz und den  damit verbundenen Gasdruckaufbau sind genauso Faktoren wie Kalibrieren und das Aufweiten von Bedeutung.

Beim Crimpen wird unterschieden zwischen dem Friction Crimp, dem Taper Crimp und dem Roll Crimp.

Friction Crimp

  • Auch wenn der Ausdruck nicht sehr häufig verwendet wird, der Friction Crimp ist der weitesten verbreitete und in den meisten Fällen auch der  sinnvollste. Bei dieser Art zu Crimpen wird in dem letzten Bearbeitungsgang, also nach dem Geschoss-Setzen, der  ausgeweitete Hülsenmund nur an das Geschoss "gelegt", so dass die gesamte  Führungsfläche des Geschosses Kontakt/Reibung (englisch = Friction) mit der Hülse hat. Auf diese Weise werden ca. 95% aller Fabrikpatronen gecrimpt. Die meisten Wiederlader machen das zwar genauso, doch bezeichnen es dann fälschlicherweise als Taper Crimp. Wichtigster  Einsatzbereich des Friction Crimp sind alle Pistolenpatronen, die den Verschlussabstand auf dem Hülsenmund bilden. Crimpt man hier zu stark, führt das im schlimmsten Fall dazu, dass die Patrone zu weit in das Patronenlager rutscht und sich der Zündung entzieht. Einen Friction-Crimp kann man als  separaten Arbeitsschritt gut mit einer sorgsam eingestellten Taper  Crimp-Matrize oder auf eine sehr komfortable Weise mit einer  Lee-Factory-Matrize erreichen. Doch Vorsicht: Der Kalibrier-Ring der Lee-Factory-Crimp-Matrize kann übermassige Bleigeschosse auch nachträglich in der Hülse auf Untermaß kalibrieren.  Hier sollte ein Geschoss nach dem Crimpen delaboriert und vermessen werden.

Taper Crimp

  • Beim Taper Crimp wird der ausgeweitete Hülsenmund nach dem  Geschosssetzen auf einer bestimmten Fläche vom Hülsenmund abwärts in das Geschoss hineingedrückt. Das natürlich nur in einem sehr geringen Maß. Wenn  man sich diesen Arbeitsschritt dann einmal vor Augen hält, müsste eigentlich klar sein, dass dieser Crimp für empfindliche Mantel- und Vollverkupferte Geschosse nicht der Ideale sein kann - es sei denn, sie haben eine Crimprille. Denn bei diesem Crimp "verbiegt" die Hülse die Führungsfläche  des Geschosses. Das Hauptanwendungsgebiet sind, neben allen Geschossen mit Crimprille, vor allem die wesentlich unempfindlicheren, gegossenen oder gepressten Bleigeschosse.  Eben da, wo ein leichtes Eindrücken des Geschosses die Präzision nicht  beeinflusst.

Roll Crimp

  • Bei dem Rollcrimp wird die Hülse in eine am Geschoss vorgesehene Rille "gerollt". Von vielen wird dieser Crimp als "Hülsen Killer" verteufelt - doch richtig dosiert ist er absolut unentbehrlich für alle Magnum-Revolverpatronen. Vernünftig eingestellt sichert und fördert er bei den langsamen Magnumpulvern den für den  gleichmäßigen Abbrand nötigen Gasdruckaufbau und die damit verbundenen Präzision. Gerade bei schweren Geschossen in Kalibern ab .357 Magnum aufwärts, verhindert er darüber hinaus die "Selbst-Delaborierung" der  Patronen beim Schuss. Doch auch in den "normalen" Kalibern kann der  Rollcrimp sinnvoll eingesetzt werden, wenn es darum geht, bei manchen  Gebrauchsladungen mit mittelschnellen Pulvern den Gasdruckaufbau und somit auch die Präzision zu stabilisieren. Mit Matrizen wie dem Lee-Factory-Crimp lässt sich der Rollcrimp so genau einstellen, dass er die Lebensdauer der  Hülsen nicht negativ beeinflusst.