Institut für Wildtierforschung (IWFo)

Der Tierarzt und Honorarprofessor Dr. Hans Schulze gründete das Institut für Wildtierforschung 1969 in Privatinitiative in Ahnsen im Landkreis Gifhorn.
Anfangs standen v.a. Praxisbezug und nachhaltige Jagdausübung im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeiten über heimische Wildtiere. Der Erhalt der Wildtierlebensräume in der sich stetig durch den Mensch verändernden Kulturlandschaft stand und steht noch heute im Vordergrund. Ein weiterer wesentlicher Aspekt für die Gründung des Instituts war unzweifelhaft die von Prof. Dr. H. Schulze erkannte sinnvolle Verknüpfung der wissenschaftlichen Disziplinen Veterinärmedizin und Wildbiologie. Aus heutiger Sicht muss auf die vorausschauenden und erfolgreichen Bemühungen von Prof. Dr. H. Schulze hingewiesen werden, die Wildbiologie in die Veterinärmedizin als neues Forschungsfeld eingebracht und an der Tierärztlichen Hochschule Hannover etabliert zu haben. Die wissenschaftlichen Arbeiten am IWFo wurden schon frühzeitig durch das finanzielle Engagement des Fördervereins sichergestellt.
Zunächst lag der Fokus u.a. auf Untersuchungen zum Einfluss von landwirtschaftlichen Chemikalien auf das Niederwild (Ökotoxikologie) und auf ersten telemetrischen Untersuchungen beim Reh- und Damwild (Fernübertragung von EKG, Herzfrequenz). Des Weiteren wurden ethische Gesichtspunkte zur Vereinbarkeit von Tierschutz und Jagd und zum tierschutzgerechten Töten auf der Jagd betrachtet.
Unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Brass (seit 1977) wurde das Institut im Jahr 1980 aufgrund erbrachter wissenschaftlicher Leistungen an die Tierärztliche Hochschule als „An-Institut" angegliedert. Mit diesem Vertrag erfolgte die Anerkennung des IWFo als wissenschaftliche Institution und die Einbindung als universitäre Einrichtung, die sich u.a. darin manifestierte, dass die ehrenamtliche Leitung des IWFo grundsätzlich einem Professor der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover oblag. Darüber hinaus wurde vom Senat der Hochschule ein wissenschaftlicher Beirat für das Institut - bestehend aus drei Professoren - berufen. Als wichtigste Auftraggeber sind die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. und das Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium zu nennen, die wissenschaftliche Projekte des Instituts aus Verbandsmitteln und Mitteln der Landesjagdabgabe schon seit den 1970er Jahren förderten und auch heute noch fördern. Wissenschaftlichkeit und jagdlicher Praxisbezug ergänzen sich sehr positiv. Die Förderungen entwickelten sich zu einer engen Zusammenarbeit, so dass das IWFo als wissenschaftlicher Ratgeber der LJN und des ML fungiert.
Nach dem Ausscheiden von Prof. Dr. Dr. Brass im Jahre 1988 wurde die Leitung an Prof. Dr. Dr. Pohlmeyer übergeben und zeitgleich die Geschäftstelle nach Hannover verlegt. Eine Vielzahl wissenschaftlicher Projekte mit damalig aktuellen Fragestellungen erhöhte den Bekanntheitsgrad des IWFo zunehmend - hier sei an die Arbeiten zum Rehsterben durch 00-Raps sowie die epidemiologischen Untersuchungen zum Hasen- und Kaninchensterben durch das sogenannte China-Virus, erinnert. Neben vielen kleineren Projekten sind noch das weitergeführte Birkwild-Erhaltungsprojekt, Untersuchungen zu Raum- und Habitatnutzung von Rot- und Schwarzwild in Bezug auf Wildschäden, Schweinepestausbreitung und Wildunfällen sowie das Monitoring der Niederwildbesätze mit allen Begleituntersuchungen (z.B. Einflüsse durch Prädation, Lebensraumveränderungen und Witterung) zu nennen.
Im Jahre 2005 richtete das IWFo die internationale Tagung der IUGB (International Union of Game Biologists = „Vereinigung der Wildbiologen der Welt“) mit ca. 500 Teilnehmern an der TiHo aus, was dem IWFo auch international einen hohen Bekanntheitsgrad verlieh.
Das An-Institut für Wildtierforschung (IWFo) feierte im August 2009 in seiner ehemaligen Außenstelle in Ahnsen sein 40-jähriges Bestehen. Gleichzeitig verabschiedete sich das IWFo aus Ahnsen: Die Außenstelle wurde zum Jahresende 2009 geschlossen.

2012 Eingegliedert in das „Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung“ (ITAW) an der Tierärztlichen Hichschule Hannover.

Die Leiter des IWFo:
1969-1976: Prof. Dr. Hans Schulze (Begründer des IWFo)
1976-1977: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wilhelm Schulze (kommissarisch)
1977-1988: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wilhelm Brass
1988-2008: Prof. Dr. Dr. Klaus Pohlmeyer
2008-2011: Prof. Dr. Burkhard Meinecke (kommissarisch)
Seit September 2011: Prof. Dr. Ursula Siebert (Gründung des ITAW)