Parforcejagd

In Frankreich wird die Parforcejagd "Chasse à courre" genannt. Die Parforcejagd ist die Jagd zu Pferde hinter der laut jagenden Hundemeute auf ein einzelnes Stück Wild. In erster Linie wurde auf der Parforcejagd ein Hirsch oder ein Stück Schwarzwild - seltener ein Stück Damwild oder ein Fuchs - gejagt. Erst spät, Mitte des 19. Jahrhunderts übte man die Parforcejagd auch auf Hasen aus. Bekannt ist hier die Parforcejagd des Grafen Scherr-Thoss in Lippspringe im Jahre 1852, die unter dem Protektorat des Herzogs von Nassau stattfand. Diese Parforcejagden auf Hasen waren jedoch selten und kamen schnell wieder aus der Mode. Die letzte Parforcejagd im alten Stil wurde in Deutschland 1811 vom Grossherzog von Weimar und im Kaiserreich Österreich 1857 auf den Gütern des Grafen Trauttmansdorff bei Pardubitz abgehalten. Am preussischen Hof wurde die Parforcejagd auf Sauen noch Ende des 19. Jahrhunderts ausgeübt. Anstelle der Parforcejagd auf Hirsche und auf Sauen bürgerten sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts mehr und mehr die in England beliebten Parforcejagden auf Füchse (Fuchsjagden) ein, die daher stark unter englischem Einfluss standen. Gejagt wurde mit der Hundemeute auf einen festgemachten oder auf einen eigens hierfür im Käfig mitgeführten und im Gelände freigelassenen Fuchs. Am Ende der Jagd wurde die Lunte des Fuchses, manchmal auch dessen Kopf, vom Master einem besonderen Gast oder dem Reiter, der den gestellten Fuchs als erster erreicht hatte, als Trophäe überreicht. In Anlehnung an die Parforceuniform gehört zur Fuchsjagd eine besondere Jagdkleidung, die aus einem roten Rock, einer weissen Krawatte, einer weissen Reithose sowie aus Stiefeln mit brauner Jagdstulpe und aus einer schwarzen Jagdkappe besteht.

In Deutschland ist die Hetzjagd hinter lebendem Wild verboten (BJG §19 Abs. 1 Nr. 13) und findet nur noch als Reitsport auf der künstlichen Schweißfährte statt.

Die Parforcejagd, bei der par force, d.h., mit Gewalt, gejagt wird, stammt ursprünglich aus dem Orient, war bereits den Galliern bekannt und wurde auch in germanischer Zeit und im Mittelalter ausgeübt. In Frankreich wurde sie von den Königen, besonders von Ludwig XIV., sehr geschätzt und war im 18. Jh. am weitesten verbreitet. Bei uns bürgerte sie sich von Frankreich aus an den Höfen ein. Die Gedanken der Aufklärung verhinderten jedoch, dass sie in Deutschland zur vollen Blüte kam. Die Parforcejagd, bei der nur ein einziges Stück Wild zur Strecke kam, stand in keinem Verhältnis zum hohen Aufwand und zum dabei angerichteten Flurschaden, der besonders bei der Jagd auf den Feisthirsch zur Erntezeit entstand. Für diese aufwendige Jagdart benötigte man einschliesslich der Relais-Meute (Relais) zwischen 50 und 100 Parforcehunde, welche die sog. Meute bildeten. Zu einer Parforceequipage oder Jagdequipage gehörten ausserdem 60 bis 70 Pferde mit einem ganzen Tross von Jagdbediensteten, von denen drei oder vier Piqueure (Pikeure) nicht nur hirschgerechte Jäger, sondern auch tüchtige Reiter und gute Hornisten sein mussten. Ein Oberpiqueur (Erzpiqueur, Oberjäger) hatte die Aufsicht über das untere Jagdpersonal und war verantwortlich für die Ermittlung des Wildes und für die Aufstellung der Relais bei der Jagd. Eine Parforcejagd auf den Hirsch lief im wesentlichen wie folgt ab: Vor Beginn der eigentlichen Jagd wurde die Fährte des Hirsches, der gejagt werden sollte, bestätigt, verbrochen und sein Einstand umstellt. Einige Lancierhunde wurden daraufhin auf der verbrochenen Fährte angelegt und drückten den Hirsch so lange, bis er sich vom übrigen Wild, mit dem er zusammenstand, getrennt hatte. Erst dann wurde die herbeigeführte Meute von den Piqueuren auf die verbrochene Stelle gebracht und die Anjagdfanfare geblasen. Die Jäger folgten der mit tiefer Nase und laut jagenden Meute und stellten, wenn nötig, Relais auf. Wurde der Hirsch gesehen, wurde jedesmal à la vue geblasen. Kam während des Jagens ein Teil der Meute auf eine falsche Fährte (was man Changieren nannte), so musste die Meute gestoppt werden, bis die falsch jagenden Hunde zurückgebracht worden waren.