Brackieren, Brackenjagd, Brackierjagd
Die Brackenjagd (Brackieren, Brackierjagd) ist eine Treibjagd auf Haarwild (Hase, seltener Fuchs), jedoch keine Hetzjagd und beruht auf deren Standorttreue. Die Bracke ist i.d.R. langsamer als das Wild und treibt es vor sich her. Die Bracken sollen dem aus der Sasse gestossenen Hasen solange fährtenlaut jagen (sogenannte Geläute) bis er nach seiner Gewohnheit, nach einem großen Bogen wieder zu seiner Sasse zurückzukehrt. Dieses Verhalten macht sich der Jäger zunutze, indem er in der Nähe der Sasse ansteht und dort den Hasen erwartet. Für die Brackenjagd ist also das „Wenden“ und „Zurückbringen“ des Wildes charakteristisch. Von den Hunden verlangt diese Jagdart feinste Nase, enormen Fährtenwillen und lockeren Fährtenlaut.
In den unerschlossenen Gebirgswäldern, Heiden und Mooren war die Brackenjagd die einzig erfolgversprechende Jagdart. Stöbern, Buschieren oder gar Treibjagden waren wegen der Unzugänglichkeit des Geländes und wegen der geringen Wilddichten wenig aussichtsreich.
Besonders schwierig war die Bejagung der Niederwälder, die große Teile der Mittelgebirge bedeckten. In dem undurchdringlichen Laubholzgestänge mussten laut jagende Hunde die Treiber ersetzen. Mit der Erschliessung der Wälder, der Kultivierung der Heiden und Moore und dem Übergang zur Hochwaldwirtschaft verlor die Brackenjagd immer mehr an Bedeutung.
Einschneidende Änderungen brachte auch die Deutsche Revolution von 1848. Das Jagdrecht – bislang ein Vorrecht des Adels und weniger Städte und Klöster – stand nun den jeweiligen Grundstückseigentümern zu. Bei den stark zersplitterten Besitzverhältnissen Nordwestdeutschlands wurde dem Brackieren buchstäblich der Boden entzogen.
Daneben wurde die Brackenjagd vielfältigen gesetzlichen Beschränkungen unterworfen.
Aufgrund der geänderten jagdlichen Verhältnisse und der geringen Reviergrössen wird heute nur noch in seltenen Fällen richtig brackiert. Dabei gilt die Brackade nur noch dem Hasen oder dem Fuchs, während früher auch auf Schalenwild, insbesondere Rehwild, brackiert wurde. Die Brackenjagd wird als Einzeljagd oder nur mitwenigen Flinten ausgeübt. Dabei werden die Bracken meist einzeln, seltener in kleinen Meuten eingesetzt.
Wo sich das Jagen mit Bracken noch heute erhalten hat, werden diese meist als Kurzjager zum Stöbern eingesetzt.
Heute werden weniger als 5 % der Deutschen Bracken und Westfälischen Dachsbracken zum eigentlichen Brackieren verwendet.
Die Brackenjagd darf in der Bundesrepublik nur in Revieren über 1000 ha ausgeübt werden. Bei der Brackenjagd gelten besondere Bräuche. So werden z.B. die Hornsignale auf dem Sauerländer Halbmond geblasen.