Geweih
Das Geweih wächst aus zapfenförmigen Knochengebilden („Rosenstöcken“) am Stirnbein (Os frontale) und besteht im Gegensatz zu den Hörnern der Hornträger (Boviden) aus Knochensubstanz. Die Form des Geweihs hängt vom Alter und der Art ab, bei manchen Arten sind es einfache, spiessförmige Gebilde, bei anderen weist es weitverzweigte oder schaufelförmige Strukturen auf.
Während der Wachstumsphase ist das Geweih schmerzempfindlich und wird durch eine kurzbehaarte Haut, Bast genannt, mit Blut versorgt. Die Basthaut stirbt nach Abschluss der Geweihbildung ab und wird durch Fegen an Sträuchern und Baumästen von der verbleibenden Knochenmasse entfernt. Frisch gefegte Geweihe sind zunächst hell und gelegentlich durch noch anhaftendes Blut leicht gerötet. Die dunkle Farbe entsteht durch die Säfte der Pflanzen, an denen das Geweih gefegt wird. Da das Geweih eine Überschussproduktion des Körpers ist, spielen bei seiner Entwicklung äussere Faktoren wie die Ernährung neben dem Alter der Hirsche eine Rolle.
Es wird jedes Jahr nach der Paarungszeit abgeworfen und anschließend neu gebildet. Bei Arten mit fester Paarungszeit fällt dieses Abwerfen in eine bestimmte Jahreszeit (beim Reh und beim männlichen Rentier in den Spätherbst, beim weiblichen Rentier und den anderen europäischen Arten in den Spätwinter oder Frühling); bei Arten in tropischen Regionen gibt es keinen festen Zeitpunkt hierfür. Ausnahmen von diesem Schema bilden lediglich das Wasserreh, das kein Geweih hat, sowie das Ren, bei dem beide Geschlechter ein Geweih tragen.