Reptilien oder Kriechtiere
Die Reptilien (Reptilia Laurenti, 1768) oder Kriechtiere (lat. reptilis „kriechend“) sind nach traditioneller Auffassung eine Klasse der Wirbeltiere am Übergang von den „niederen“ (Anamnia) zu den „höheren“ Wirbeltieren den Säugetieren und Vögeln. In diesem Sinne sind sie keine natürliche Gruppe, sondern ein paraphyletisches Taxon, weil sie nicht alle Nachkommen ihres letzten gemeinsamen Vorfahren enthalten. Das klassische Taxon „Reptilia“ wird daher in der zoologischen und paläontologischen Systematik kaum noch verwendetund der Taxonname dient nurmehr als informeller Sammelbegriff für Landwirbeltiere mit ähnlicher Morphologie und Physiologie. In diesem Sinne werden aktuell 10.038 rezente Reptilien-Arten unterschieden.
Als monophyletisches Taxon, also als natürliche, vollständige Abstammungsgruppe, müssten die Reptilien mindestens auch die Vögel enthalten, unter Berücksichtigung bestimmter ausgestorbener Formen sogar auch die Säugetiere. Um diese Verhältnisse abzubilden, wird das bereits 1866 eingeführte und heute als Klade definierte Taxon Amniota genutzt, das alle rezenten Reptilien einschließlich der Säuger und Vögel sowie alle mittlerweile ausgestorbenen Nachfahren ihres letzten gemeinsamen Vorfahren einschließt. Die 1873 eingeführten und heute ebenfalls als Klade definierten Sauropsida umfassen alle rezenten Reptilien einschließlich der Vögel sowie alle ausgestorbenen Formen, die näher mit den heutigen Reptilien und Vögeln verwandt sind als mit den Säugetieren (diese Klade wird mitunter ebenfalls Reptilia genannt. Tatsächlich sind alle rezenten Reptilien näher mit den Vögeln verwandt als mit den Säugetieren, d. h. alle „Reptilien“ der Entwicklungslinie, die zu den Säugetieren führt, sind heute ausgestorben.
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Reptilien fällt in das Gebiet der Herpetologie. Das Wissen um ihre Pflege und Zucht in Terrarien bezeichnet man als Terraristik oder Terrarienkunde, die ein Teil der Vivaristik ist.