Hannoverscher Schweißhund (HSH)

Hannoverscher Schweißhund (HSH)

Ursprung 

Deutschland

Verwendung 

Nachsuchehund, Schweißhund

FCI Standard 

Nr. 213/  14.04.1999

FCI Klassifikation 

Gruppe 6
Laufhunde, Schweißhunde und verwandte Rassen
Sektion 2
Schweißhunde mit Arbeitsprüfung

Erscheinungsbild 
Hannoverscher Schweißhund (HSH)

Ein leistungsstarker Hannoverscher Schweißhund ist mittelgroß, wohlproportioniert und kraftvoll. Er hat gut gestellte, kräftig bemuskelte Vorder- und Hintergliedmassen, die ihn zu ausdauernder Arbeit befähigen. Es wird bei der Züchtung auch auf eine breite tiefe Brust geachtet, weil diese der Lunge viel Raum bietet und ein langes, anstrengendes Hetzen ermöglicht. Die leicht faltige Stirn und das klare, dunkle Auge verleihen dem Hannoverschen Schweißhund den für ihn typischen ernsten Gesichtsausdruck. Rassetypisch ist auch die rote Grundfärbung, die vom hellen Fahlrot zur dunkel gestromten, beinahe schwarz wirkenden Färbung variieren kann.
HSH mit zu hohen Läufen, überbauter Vorhand beeinträchtigen die Arbeit mit tiefer Nase werden als typfremd eingestuft.

Wesen 

Der HSH hat eine ruhige und sichere Wesensart. Ist dabei empfindsam gegenüber seinem Führer und zurückhaltend (wählerisch) gegenüber Fremden. Er zeichnet sich durch hohe Konzentrationsfähigkeit bei der jagdlichen Nachsuchenarbeit mit ausgeprägter Meutebeziehung zum führenden Jäger aus.

Körper, 
wichtige Proportionen 

a) Länge des Körpers / Widerristhöhe: 1,4 zu 1
b) Tiefe der Brust / Widerristhöhe: 0,5 zu 1
c) Länge des Nasenrückens / Länge des Kopfes: 0,5 zu 1

Oberkopf 

Schädel: Breit, in der Breite nach hinten zunehmend, flach gewölbt. Hinterhauptbein wenig ausgeprägt, Augenbrauenbogen von der Seite gesehen deutlich abgesetzt.
Stop: Überwiegend stark ausgeprägt, beim Rüden deutlicher.

Gesichtsschädel

Nasenschwamm 

Breit, meist schwarz, selten dunkelbraun. Nase groß, breit, Nasenflügel gut geöffnet. Nasenrücken leicht gewölbt oder fast gerade, beim Rüden stärker gewölbt. In Richtung Stirn allmählich schmaler werdend.

Fang 

Kräftig, tief und breit. Für den Gebrauch gut ausgebildet (etwa 50% der Kopflänge). Kinnbacken kräftig.

Lefzen 

Breit überfallend und gut abgerundet.

Kiefer / Zähne 

Kiefer normal entwickelt, sehr stark, gerade, allen Zähnen den nötigen Raum gebend.
42 Zähne.
Scheren- oder Zangengebiss.

Backen 

Stark bemuskelt und sehr kräftig.

Augen 

Weder vorstehend noch tief eingesetzt, guter Lidschluss, dunkelbraune Iris. Frei von Ektropium und Entropium.

Behang 

Mittellang, hoch und breit angesetzt, glatt und ohne Drehung dicht am Kopf herabhängend; unten stumpf abgerundet.

Hals 

Lang und stark, sich allmählich zur Brust erweiternd. Kehlhaut voll und locker, leichte Wammenbildung ist zulässig.

Körper

Obere Profillinie 

Lang, häufig leicht überbaut.

Widerrist 

Normal ansteigend, Halsansatz kräftig.

Rücken 

Stark

Lenden 

Bei leichter Wölbung breit und biegsam

Kruppe 

Breit und lang, zur Rute leicht abfallend

Brust 

Tief und geräumig, mehr tief als breit.

Untere Profillinie 
und Bauch 

in allmählich aufsteigender Linie leicht aufgezogen

Rute

Hoch angesetzt, lang und wenig gebogen; am Ansatz kräftig, sich zur Spitze allmählich verjüngend.

Gliedmassen

Vorderhand

 

Allgemeines 

Von der Seite gesehen senkrecht unter den Rumpf gestellt und gerade. Von vorne gesehen gerade, häufig bodeneng stehend. Zum Rumpf gut proportioniert.

Schultern 

Schulterblätter flach anliegend, fest bemuskelt, gut schräg gelagert.

Oberarm 

Lang

Ellenbogen 

Gut nach hinten gelagert und anliegend.

Unterarm 

Gerade, gut bemuskelt

Vorderfußwurzelgelenk 

Breit, fast gerade 

Vordermittelfuß 

Nie völlig steil

Vorderpfoten 

Kräftig, rund; Zehen gut gewölbt, eng zusammengefügt; Ballen groß und derb; Krallen kräftig

Hinterhand

 

Allgemeines 

Von der Seite gesehen Stellung vor- oder auch leicht rückständig. Gut gewinkelt. Von hinten gesehen gerade. Für einen mittelgroßen Hund mit mehr Länge als Höhe ist das Verhältnis zum Rumpf normal.

Becken 

Breit und geräumig

Oberschenkel 

Kräftig bemuskelt

Knie 

Gelenk mehr als 120° gewinkelt

Unterschenkel 

Gerade und trocken

Sprunggelenk 

Breit und stark

Hintermittelfuß 

Fast senkrecht zum Boden gestellt

Hinterpfoten 

Gerundet, Zehen eng zusammengefügt

Gangwerk

Beherrscht alle Gangarten, dabei schwungvoll, elastisch und beim Galopp raumgreifend. Bevorzugte Gangart beim Arbeitseinsatz ist Schritt und Galopp.

Haut

Dick, recht locker, überwiegend faltig am Kopf und gelegentlich im Halsbereich. Typisch ist die faltige Stirn.

Haarkleid

Haar 

Kurz, dicht, derb bis harsch, nur am hinteren Rand der Oberschenkel etwas länger und gröber. Behaarung der Rute ist dicht und derb, an der Unterseite etwas länger und gröber.

Farbe 

Hell-bis dunkelhirschrot, mehr oder weniger stark gestromt, mit und ohne Maske. Kleine weisse Flecken am Brustkern werden toleriert.

Größe und Gewicht

Widerristhöhe 

Rüden:       50 - 55 cm
Hündinnen: 48 - 53 cm

Gewicht 

Rüden:       30 - 40 kg
Hündinnen: 25 - 35 kg

Hoden 

Rüden müssen zwei normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.

Fehler 

Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten wird bei der Züchtung als Fehler angesehen, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung steht und Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes für den Züchter hat.

  • Quadratischer Bau
  • Feine Knochen
  • Gebissfehler, wie Fehlen des ersten Prämolaren oder anderer Zähne, Vor- und Rückbiss
  • Ectropium, Entropium
  • Gedrehter oder kleiner Behang.
  • Hund hinten stark überbaut.
  • Senk- oder Karpfenrücken.
  • Tonnenförmiger Brustkorb.
  • Stark gekrümmte oder dünne Rute.
  • Steile oder lose Schulter.
  • Starke Kuhhessigkeit oder Fassbeinigkeit.

Gespreizte Pfoten, Hasenpfoten.

Zuchtausschliessend 

  • Aggressiv oder ängstlich
  • Die in starker Ausprägung oder gehäuft vorkommenden oben angeführten Fehler sind ausschliessend.
  • Hunde, die deutlich physische Abnormalitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen.

Geschichte 

Hannoversche Schweißhunde sind fast unverändert aus dem sog. Leithund des frühen Mittelalters hervorgegangen. Der Leithund aus der Rassegruppe der Bracken hat schon um 500 n. Chr. zur Zeit der Stammesrechte der germanischen Völker eine ausserordentliche Rolle eingenommen. Durch das Aufkommen der Feuerwaffen wurden auch die Jagdmethoden auf Hochwild geändert. Man benötigte nun einen Hund zur Nachsuche auf angeschweisstes Wild. Der Leithund bot hierfür beste Vorausetzungen und so wurde aus ihm der Leit-Schweißhund. Besonders der Hannoversche Jägerhof im Königreich Hannover entwickelte diese Hunderasse weiter. Seit 1894 betreut der Verein Hirschmann e.V. als Zuchtverein diese Hunderasse. Hier wurde auch der Name „Hannoverscher Schweißhund“ geprägt. Seitdem werden diese Hunde nach strenger Leistungszucht weiter-gezüchtet und überwiegend in Hochwildrevieren als Spezialist für Nachsuchen auf Schalenwild geführt.