Waidsprüche, Jagdsprüche, Jägersprüche

Bei der Jagd früher übliche Zunftsprüche (Sinnsprüche), die ein gerechter Jäger kennen musste und die Bestandteil des Brauchtums der alten Jägerei waren. Zum Teil waren sie in Frage und Antwort gehalten und waren der zunftmäßigen Ausbildung gewidmet, z.T. dienten sie der Belehrung und dem gegenseitigen Erkennen hirschgerechter Jäger wie auch der Unterhaltung. Nach den Brüdern Grimm sind die W. sehr alten Ursprungs, bezogen sich hauptsächlich auf die Hirschjagd und sind in der heute bekannten poetischen Form erst im 16. und 17. Jahrhunderts aufgestellt worden. Sie wurden erstmals von ihnen zusammengestellt und in der beachtlichen Zahl von 246 in Grässes Jägerbrevier (1857) veröffentlicht. Die älteste derzeit bekannte Sammlung jagdlicher Spruchdichtung enthält 23 W., die uns in einer Handschrift aus der Mitte des 15. Jahrhunderts überliefert wurden und wohl im 14. Jahrhunderts entstanden sein dürften.

 

Einige Beispiele:

  • Weydemann, lieber Weydemann hübsch und fein, was gehet hoch, wacht vor dem edlen Hirsch, vor den Feldern gegen Holtze ein? - Das kann ich dir wohl sagen, der helle Morgenstern, der Schattenund der Atem sein, gehet vor dem edlen Hirsch, von Feldern gen Holtze rein.
  • Weydemann, lieber Weydemann, sage mir an, wofür muss sich hüten der gute Weydemann? - Lieber Weydemann, das kann ich dir wohl sagen an, viel Worte und schwätzen tut dem Weydemann sehr verletzen!
  • Weydemann, lieber Weydemann hübsch und fein, sage mir, wann mag der edle Hirsch am besten gesund seyn? - Das kann ich dir wohl sagen für, wann die Jäger sitzen und trinken Bier und Wein, pfleget der Hirsch am allergesündesten seyn.

Kam ein Jäger von der Vorsuche zurück, so wurde er vom Jägerknecht wie folgt gefragt:

  • Sag mir, Weydemann, sag mir an, wieviel hat der Hirsch heut Widergäng gethan? - Sechs oder sieben, sechs oder sieben hat der edle Hirsch heut Widergäng getrieben.

* 

Das ist des Jägers Ehrenschild,
dass er beschützt und hegt sein Wild,
weidmännisch jagt,
wie sich´s gehört,
den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.

Denn was ein rechter Jäger ist,
der hat auch seine Zeichen,
er senkt´s Gewehr vor manchem Wild,
wenn er´s auch könnt erreichen.

Es gibt da was auf Erden,
gehüllt in grüner Tracht.
Die Felder und die Wälder,
die Jäger und die Jagd.

*
Ein Jäger, der kein Brauchtum pflegt
das Wild nicht füttert und nicht hegt,
der nur zum schießen ist im Wald ,
nicht richtig anspricht eh' es knallt,
gewissenlos lässt Nachsuchen sein,
gibt besser ab den Jägerschein.
Wer sinnvoll Flint' und Büchs' benützt
das edle Stück vorm Raubzeug schützt,
dem Wilderer das Handwerk legt
und stets nach bestem Vorbild hegt,
das Wild vorm Hungerstod bewahrt;
der lebt nach rechter Waidmannsart.

Und wenn es nicht ums Jagen wär'
Als früh im Wald zu streifen,
Zu hören wie der Kuckuck ruft
Und wie die Finken pfeifen,
Den Schwätzern aus dem Weg zu geh'n
und keine Narren mehr zu seh'n
Es wär' genug der Lust dabei
Zum Lob der Jägerei!

Des Jägers Hund ist hinter Wild
Des Herrn getreues Spiegelbild.
Stets gilt im Feld und Waldesgrund:
„Es taugt der Herr, wenn taugt sein Hund.”

*
Das Schießen allein macht den Jäger nicht aus.
Wer weiter nichts kann, bleibt besser zu Haus.
Doch wer sich ergötzet an Wild und Wald,
auch wenn es nicht blitzet und wenn es nicht knallt,
und wer noch hinauszieht zur jagdlosen Zeit,
wenn Heide und Holz sind vereist und verschneit,
wenn mager die Äsung und bitter die Not
und hinter dem Wilde einher -schleicht der Tod,
und wer ihm dann wehret, ist Waidmann allein,
der Heger, der Pfleger kann Jäger nur sein!

*
Nicht der Geweihe Wucht und Stärke
nicht Stangenmaß, Gewaff und Wehr,
dass drum und dran vom Waidwerke
gereicht dem Jägersmann zu Ehr

*
Die Stimme der Vernunft
Spricht sehr leise,
drum wird sie oft überhört.

*

Schlechter Jäger
Hase im Bett,
Flinte in der Hand und
der Hund steht nicht.

*
Als einst die Treue sich
in dieser Welt verloren
hat sie zu ihrem Sitz
des Hundes Herz erkoren!

*
In meinen jungen Jahren
ging ich oft durch den Wald
das Rehwild dort zu jagen
wie hat es laut geknallt!
Wie stieß ich jung und kräftig
das Pulver in den Lauf,
wie stand der Hund so prächtig,
wenn`s auf die Sau ging drauf
Jetzt hängt die Jägertasche
die Schnalle bleibt nun zu
leer ist die Pulvertasche
des Jägersherz hat Ruh
Die Jagd ist abgeschlossen,
es rostet das Gewehr,
das Pulver ist verschossen,
es gibt kein Pirschen mehr!

*
Die Jagd das war sein Leben
der Abschied fällt uns schwer
der Jagdhund steht am Grabe,
er hat keinen Führer mehr
Wie schön waren die Jagden,
die Sauen standen breit
den Hunden umgehangen
und wurden bald geschnallt.
Die Hetze durch die Fichten
was freuts das Jägerherz
wir werden ihn vermissen
es ist ein großer Schmerz
Die Hunde jaulen traurig
und haben deinen Geruch
Leb wohl du edler Jäger
erhälts den letzten Bruch!

*

Denn wenn im Herbst die Hunde lustig jagen,
so ist`s die schönste Melodie,
ja selbst in meinen letzten Tagen,
niemals,
niemals vergess ich sie!

Es brach der Schuß, nahm dir das Leben,
ich halte Totenwacht.
Deine Lichter brachen eben
und langsam wird es Nacht.

Voll Ehrerbietung knie ich nieder,
du gabst dein Leben hin,
und ich, ich frag mich immer wieder:
Was tu ich da, wo liegt der Sinn?

Manch einer liebt das Schießen nur,
mach mir nicht so viel draus.
Die Achtung vor der Kreatur,
die macht den Jäger aus!

**********************************

Statistisch ist die Ente tot ...
Ein Mensch, der von Statistik hört, denkt dabei nur an Mittelwert.
Er glaubt nicht dran und ist dagegen, ein Beispiel soll es gleich belegen:
Ein Jäger auf der Entenjagd hat einen ersten Schuss gewagt.
Der Schuss, zu hastig aus dem Rohr, lag eine gute Handbreit vor.
Der zweite Schuss mit lautem Krach lag eine gute Handbreit nach.
Der Jäger spricht ganz unbeschwert voll Glauben an den Mittelwert:
Statistisch ist die Ente tot.
Doch wär er klug und nähme Schrot-dies sei gesagt, ihn zu bekehren-
er würde seine Chancen mehren:
Der Schuss geht ab, die Ente stürzt, weil Streuung ihr das Leben kürzt.

**********************************************

Wenn Du nach "Zick" schiesst, läuft das Karnickel nach "Zack"