Abfangen

  • 1) Abfangen ist das Töten des (schuss)kranken Wildes mit Saufeder, Waidblatt, Hirschfänger oder Nicker. Einem kranken Stück Schalenwild nähert man sich von hinten und stösst die Klinge hinter dem Blatt in den Brustkorb in Richtung Herz (Blattfang: mit Hirschfänger, Saufeder oder Waidblatt).
    Beim Kahlwild wird der Hirschfänger von vorne am Stich (Halsgrube) in Richtung Herz gestossen (Kälberfang oder Stichfang).
    Beim Abfangen von Rehwild wird die Klinge zwischen Hinterhauptbein und dem ersten Halswirbel in das Genick gestossen und dadurch das Rückenmark im Wirbelkanal durchtrennt (Genickfang).
    Zum Abfangen von Sauen wird die Saufeder benutzt. Sie wird hinter dem Blatt in den Wildkörper gestossen.
    Das Abfangen von krankem Wild mit Blanken Waffen erfordert gute Kenntnisse der Anatomie des abzufangenden Wildes und entsprechende Übung am erlegten Stück. Dieses Üben sollte man vor dem Aufbrechen vornehmen, um beim Aufbrechen sehen zu können, ob das Herz richtig getroffen wurde bzw. welche Fehler gemacht wurden. Das Abfangen ist immer dann erforderlich, wenn die örtlichen Verhältnisse den Gebrauch der Schusswaffe nicht gestatten (z.B. öffentliche Strassen, Wildfolge ohne Gewehr). Das Abfangen war früher besonders bei der Parforcejagd und bei den Eingestellten Jagen üblich. Häufiger gebräuchlich sind in der Waidmannssprache die Begriffe abnicken, abknicken (veraltet: abgenicken) statt abfangen.
  • 2) Abfangen beim Federwild: Vom Habicht gebundenes und noch nicht verendetes Federwild wird vom Falkner mit einem Stich vom Genick aus in den Hinterkopf abgefangen. Bei Fuchs, Hase und Kaninchen, die der Beizvogel mit dem Kopfgriff gebunden hat, ist es oft nicht möglich, das Stück mit einem Stich mit dem Falkenmesser in das Genick oder in den Hinterkopf abzufangen, da die Füsse des Beizvogels gefährdet werden könnten. Der Falkner fängt deshalb Fuchs, Hase oder Kaninchen mit einem Stich unterhalb des Vorderlaufes, den er leicht anhebt, in Richtung Herz ab.
  • 3) Abfangen ist das Dezimieren des Raubwildbesatzes durch Aufstellen von Fallen.
  • 4) Jagende Hunde auf dem Wechsel oder Pass abfangen (anhalten), um sie aufzukoppeln, damit sie nicht weiterjagen.
  • 5) Ein Stück Wild, das aus einer Deckung kommt, wird einen raschen Schuss abgefangen, bevor es wieder in der nächsten Deckung verschwindet: Es auf einer Schneise oder Lichtung abfangen.