Jagdhörner
Eines der ursprünglichsten Musikinstrumente, das der Mensch benutzte, dürfte das Horn sein. In seiner Urform bestand es aus einem Tierhorn, genauer einer Hornscheide. Das Horn wurde dabei an der abgeschlagenen Spitze oder an einer seitlich gebohrten Öffnung angeblasen. Neben Hornscheiden wurden auch Stoßzähne, Schneckengehäuse oder Muscheln in ähnlicher Weise verwendet. Da diese Instrumente allenfalls über einige wenige aber dafür laute Töne verfügten, eigneten sie sich vor allem als Signalinstrumente. Diese Hörner sind mehr oder weniger die Vorläufer von Trompete, Posaune, Bügelhorn und eben dem Waldhorn – am letzteren ist allerdings der Name Horn oder Corno hängen geblieben. Die Geschichte des eigentlichen Waldhorns beginnt dagegen erst am Ende des 17. Jahrhunderts.
Hörner von der Urzeit bis ins 17. Jahrhundert
Die ältesten Hörner gehen auf Schnecken- und Muschelgehäuse, Röhrenknochen, Tierhörner, Holz, Terracotta und Metall zurück. Sie fanden unter anderem für kultische und militärische Zwecke Anwendung. Überliefert sind Schneckenhörner aus Assyrien, die bei Kulthandlungen in der Zeit um 2000 bis 1500 v. Chr. verwendet wurden. Das australische Didgeridoo existiert laut Höhlenzeichnungen mindestens seit 1000 v. Chr., der älteste Fund ist etwa 1500 Jahre alt. Priester altmexikanischer Kulturen benutzten Knochen oder die Gehäuse von Schnecken (etwa der Strombus gigas L. – Riesenflügelschnecke), die sie Tecciztli oder Quiquiztli nannten und mit denen sie Regengötter beschworen. Das hebräische Schofar, ein Widderhorn, ein heiliges Instrument der Israeliten zum Zusammenrufen der Gemeinde. Der „erste schriftlich benannte Trompetenbauer“ (1000 v. Chr.): 4. Buch Mose, Kap.10 „Und der HERR redete mit Mose und sprach: Mache dir zwei Trompeten von getriebenem Silber...“ - Die sieben „Posaunen von Jericho“ erklangen zeitnah (ca. 80 Jahre) danach unter Josuas Heerführung (Buch Josua, Kap.6) Die Etrusker brachten um 700 v. Chr. halbmondförmig gebogene Terrakotta-Hörner aus ihrer griechischen Heimat nach Mittelitalien mit. Schon sehr früh entwickelten Völker des Altertums die Kunst, Blasinstrumente aus dünnwandigen Metallrohren herzustellen, etwa die Ägypter, Inder, Chinesen, Hebräer und Griechen. Die Römer kannten das Cornu, laut Vegetius auch Tuba und Bucina. Die Germanen gossen ihre Luren aus Bronze. Aus dem frühen Mittelalter bekannt ist der Olifant, ein Elfenbeinhorn, das aus einem ausgehöhlten Stoßzahn eines Elefanten hergestellt wurde. Das Hifthorn war ein Signalhorn, das anfänglich aus Rinderhorn hergestellt wurde und später ein Mundstück aus Metall aufgesetzt bekam. Bereits um 1500 ist das Alphorn in seiner heutigen Form in der Schweiz nachgewiesen. Sicher sind ähnlich gebaute Instrumente schon früher in vielen Kulturen unabhängig voneinander gebaut worden. Im Mittelalter wurden Hörner aus Rinderhörnern von Nachtwächtern, Feuerwärter, Turmbläser, Hirten, Bäcker und Postillonen verwendet. Seltener bestanden Hörner auch aus Bronze. Instrumente mit einem wesentlichen Merkmal des heutigen Waldhorns, der kreisrund gebogenen Röhre, kannte man schon in der Spätantike. Wegen der technischen Schwierigkeiten dürften jedoch erst im späten Mittelalter wieder solche Instrumente gebaut worden sein. So finden sich Abbildungen solcher „Hörner“ auf Darstellungen in Worcester oder in Terlan in Tirol.
Vorläufer des Horns
Am Ende des 17. Jahrhunderts hielt das kreisrunde Horn Einzug in die Kunstmusik. Ludwig XIV. beschäftigte 14 Parforce-Hornisten für die Gestaltung der Hofmusik. Schon bald brachte Jean-Baptiste Lully auch diese Instrumente in das Orchester. Ähnlich den Trompetern wurden im Barock auch für die Hornisten Partien und Solokonzerte in sehr hoher Clarinlage geschrieben. Dieses Instrument, das Corno da caccia, war jedoch nach Bauart und Klang eine rund gebaute Trompete, die mit einem Kesselmundstück gespielt wurde. Es wurde vom böhmischen Grafen Franz Anton von Spork 1681 in Deutschland eingeführt. In der Folge wurde das Hornblasen in Böhmen besonders gepflegt und die ersten großen Hornisten auf dem Waldhorn stammten aus Böhmen wie Anton Joseph Hampel, Johann Wenzel Stich, Karl Haudek oder Johann Joseph Rudolph. Daneben wurden in dieser Zeit weitere kreisrunde Instrumente entwickelt, etwa das Parforcehorn, ein großwindiges Instrument zur reiterlichen Jagd.
Das Naturhorn
Dem Dresdner Hornisten Anton Joseph Hampel kommt das Verdienst zu, durch mehrere entscheidende Veränderungen aus dem Corno da caccia den Typus des heutigen Waldhorns entwickelt zu haben. Um 1753 entwickelte Hampel die Stopftechnik entscheidend und gab diese als einer der besten Lehrer seiner Zeit auf diesem Instrument auch an seinen Schüler, Giovanni Punto, weiter. Unter diesem Stopfen versteht man vordergründig bei Naturhörnern eine Technik zur Tonhöhenveränderung der Naturtöne, bei der mit der üblicherweise rechten Hand im Trichter des Horns dieser verschieden weit verschlossen (gestopft) wird. Das bewirkt eine stufenlose Vertiefung der Tonhöhe bis zu ca. einer Terz. Das vollständige Herausnehmen der Hand bewirkt eine Erhöhung bis zu ca. einem Viertelton. Diese Technik bedarf großer Übung und muss für jeden Ton differenziert werden, da eine einhergehende Veränderung der Klangfarbe ebenfalls vom Bläser kompensiert werden muss. Zum Ausgleich von Intonationsschwächen des modernen Ventil-Waldhorns wird sie auch verwendet. Das gänzliche Stopfen (festes Zustopfen des Schallbechers mit der flachen Hand) bewirkt eine Erhöhung um etwas mehr als einen Halbton. Der Ton wird (normal angeblasen) sehr leise, jedoch extrem spitz und scharf, wenn man die Dynamik relativ beibehält. Dieser Effekt wird musikalisch bewusst für „Echoeffekte“ verwendet, da der Grundton stark gedämpft wird. Um bei Ventilhörnern die klingend gleiche Tonhöhe beizubehalten, muss ein eventuell vorhandenes spezielles „Stopfventil“ betätigt werden, das funktionsentsprechend den 3 Spielventilen die Gesamtrohrlänge hierbei um ca. 10% verlängert. Ist kein Ventil vorhanden, wird die Griffweise angepasst: Im Normalfall greift man 1/2 Ton tiefer und „drückt“ die Töne etwas zurecht. Dieser besondere Klang kann auch mit einem sogenannten Stopfdämpfer (oder kurz „Stopfer“) erzeugt werden. In der modernen Notation wird über gestopft zu blasenden Tönen ein „+“, „cuivré“ oder „bouché“ angegeben. Die Auflösung in der Notation erfolgt mit der Anmerkung „o“ oder „ouvert“. Gleichzeitig vollzog sich der Wechsel vom Kesselmundstück zum Trichtermundstück, mit dem der Klang noch runder und „romantischer“ wurde. Eine weitere Verbesserung gelang Hampel mit dem Einbau eines Inventionszuges in das Horn. Die verschiedenen Stimmungen des Naturhorns werden mit Aufsatzbögen realisiert. Feinstimmung wurde durch kleine Aufsatzstücke ermöglicht. Hampel liess durch den Instrumentenbauer Johann Werner einen Zug (Inventionszug) in der Mitte des Horns anbringen, um diese Feinstimmung besser umzusetzen. Die großen Aufsatzbögen für die Grundstimmen blieben erhalten. Erst ab 1800 kam später noch die Form des Cor solo hinzu. Dieses hatte ein festes Mundrohr und die Stimmbögen wurden auf den Mittelzug gesteckt. Da der Wechsel umständlicher war (das feste Mundrohr hatte jedoch Vorteile), war diese Variante, wie es der Name auch sagt, nur Solisteninstrumenten vorbehalten (siehe Instrument von Korn in der Sammlung Leipzig). Jedoch gab es zu dieser Zeit auch immer einfachere Instrumente, welche fest in ihrer Tonart (meist in D oder Es) gebaut waren. Zusammenfassend führten folgende Besonderheiten zu einem veränderten Instrument mit neuen Klangeigenschaften: das Verhältnis des Rohrverlaufes barocker Instrumente von 1/3-konisch zu 2/3-zylindrisch änderte sich beim Horn immer mehr zu 2/3-konisch zu 1/3-zylindrisch. das Kesselmundstück wandelte sich hin zum Trichtermundstück der Schalltrichterdurchmesser wurde größer spieltechnische Funktion der rechten Hand des Spielers In heutiger Zeit gibt es im Rahmen einer möglichst getreuen historischen Aufführungspraxis wieder eine erfreuliche Renaissance des Naturhorns in seinen Formen als barockes Instrument, Parforcehorn oder Inventionshorn. Grosse Verdienste bei der Wiederbelebung und Interpretation des Naturhorns haben sich der Hornist Hermann Baumann und Die Deutschen Naturhornsolisten erworben.
Vorläufer des Ventilhorns
Immer wieder wurde in dieser Zeit nach anderen Lösungen als Ersatz für die Stopftontechnik gesucht. 1760 entwickelte der Hornist Ferdinand Kölbel in St. Petersburg ein Horn mit einem sogenannten „Amor-Schall“. 1788 versuchte Charles Clagget in London eine Kombination zwischen einer D- und einer Es-Stimmung mittels einer frühen Form des Ventils. 1812 berichtet der Mannheimer Hornist Christian Dickhut in der Allgemeinen Musikalischen Zeitung von seiner Erfindung des verschiebbaren Inventionszuges (ähnlich einem Posaunenzug). 1818 - mit dem Bau von omnitonischen Instrumenten durch Dupont wurden alle Stimmbögen in einem Instrument vereinigt. Ab 1800 gab es auch Versuche für ein Horn mit Klappen, ähnlich der Klappentrompete.
Das Ventilhorn
Die letzte einschneidende Veränderung des Horns (wie der übrigen Blechblasinstrumente) war die Erfindung des Ventils, das um 1813 vom Hornisten Friedrich Blühmel erfunden wurde. Der Hornist und Mechaniker Heinrich Stölzel, der unabhängig von diesem ebenfalls ein Ventilhorn entwickelt hatte, einigte sich mit Blühmel über dessen Rechte und hat sich seine Erfindung am 12. April 1818 patentieren lassen. Zunächst mit 2 Ventilen gebaut, wurden sie am Beginn noch wie Naturhörner geblasen, die Ventile ersetzten nur den umständlichen Bogenwechsel. Um 1830 haben verschiedene Instrumentenbauer unabhängig voneinander ein drittes Ventil hinzugefügt. Bedeutend ist der Leipziger Christian Friedrich Sattler, der eines der ersten chromatischen Hörner gebaut und damit zur Ablösung des Naturhorns beigetragen hat.
Das Fürstpless Horn
Als Jagdgebrauchsinstrument fand dieses Instrument über die Jäger- und Schützeneinheiten des deutschen Bundesheeres, die ein kreisförmiges Signalhorn zur Unterscheidung von dem der Infanterie führten, Eingang in das grüne Waidwerk. Die dort dienenden Förster und Berufsjäger nahmen es mit in ihr Zivilleben, ebenso wie manches militärische Signal, das zum Jagdsignal umgewidmet wurde. Es trägt ab 1880 den Namen des Oberstjägermeister von Wilhelm I, Fürst von Pless, der zu seiner Verbreitung wesentlich beitrug.
Die Parforcehörner
Parforcejagd bedeutet "durch Stärke jagen" bis zur Ermattung des Wilds mit der Hundemeute auf Rotwild, Dammwild und Sauen. Die Parforcejagd wurde im 17. Jahrhundert besonders modernund dafür entwickelte man auch ein großwindiges Horn, das der Reiter über seine Schulter trägt: Kopf und Arm hinduchgesteckt, beide Hände frei für die Zügelführung. Der Jägermeister des französischen Königs Ludwig XV. Marquis des Dampierre schuf eine große Zahl von Kompositionen für die Jäger zu Pferd und die adeligen Jagdherren und Gäste, die selbst begeistert ins Horn stiessen. Auf ihn führt man sogar das Orchesterhorn zurück. Nach Deutschland kam das Horn durch den böhmischen Grafen Sporck (1662 - 1738), der diese Musik am französischen Hof kennengelernt hatte. Zunächst war das Parforcehorn nur einwindig, wurde aber dann mehrwindig gebaut für die Einführung im Orchester, da somit das Stopfen leichter möglich ist. Wie populär das Parforcehornblasen war, zeigt Haydn 1801, als er Jagdsignale in ein Oratorium einbaut. Uns ist vor allem daraus das große Halali geblieben.
Parforce-Hörner in B
Als allerdings Mitte des 19. Jahrhunderts die Parforcejagd in Deutschland zurückgeht, verliert das entsprechende Instrument an Bedeutung, während es in K.u.K. - Österreich durch Josef Schandl mit seiner Jagdmusik neu belebt wird. In Deutschland kommt das Parforcehorn in Es erst Ende der 20er Jahre durch das Trompetenkorps der Reichswehr zu neuen Ehren, als es bei Reitjagden im vierstimmigen Satz geblasen wird. Ansonsten gerät das Instrument über den 2. Weltkrieg in Vergessenheit und wird erst in den 60er Jahren wieder entdeckt, als französische Bläsergruppen in Deutschland auftreten.
Parforce-Hörner in Es
Anders als die Trompe Dauphine mit der charakteristischen Windungsart und der speziellen Neigung des Mundrohres, bekannt aus Darstellungen seit Anfang des 18. Jahrhunderts ist das Es-Parforcehorn R 1181k enger im Windungsdurchmesser (ca. 45cm innen), hat eine moderne Schallstückschweifung und den heute herkömmlichen Mundrohrwinkel. Mit diesem klassischen Modell hat man eher Anlehnung an die böhmisch - sächsischen Instrumente aus der Mitte des 19. Jahrhunderts genommen - ebenfalls eine Zeit des Historismus. Das Gewicht ist auch bedingt durch die weite Mensur des Gesamtzuschnittes, sowie im Schallbecher selbst, der ein echter Waldhornschallbecher ist. Dessen Durchmesser beträgt lediglich 28cm, damit das Stopfen leichter möglich ist. Es ist nicht wie herkömmlich beim dünnen Schallbecher z.B. eines R 1181 ein gedrückter Becherteil an den Stengel angesetzt, sondern es ist ein sogenanntes Blattschallstück mit Längsnaht, verzahnt, mit Schlaglot verlötet und handgetrieben. Das Material wird nach vorne hin dünner, trotzdem ist der französische Rand umbördelt und nicht nach Selmer flach gelegt. Ein verkupferter Flusseisendraht ist aus klanglichen Gründen eingelegt und verlötet worden. Die einzelnen Anstösse sind nicht wie manchmal historisch gesteckt, sondern mit Zusammensetzringen stumpf aneinander gelötet. Passend ist aber auch das enger beginnende echte Waldhornmundrohr bis hinunter zum ersten Ring. Es ist nicht auf Stützen gelegt, aber dennoch voll ausgearbeitet und sowohl lackiert oder unlackiert erhältlich. Es handelt sich um ein äusserst empfindliches Instrument, bei dem man auch einmal eine Beule in Kauf nehmen muss.
Die B/Es-Umschalt Parforcehörner
Dieses Instrument ist gebaut wie ein klassisches großes Parforcehorn mit einem Windungsdurchmesser von ca. 44cm und ist äusserlich von ihm kaum zu unterscheiden. Es hat nur eine Umschaltmechanik, die es ermöglicht, das Horn im Grundton umzustellen, so dass es sowohl in Es als auch B einzusetzen ist. Ein in Es blasendes Korps kann ausserdem während des Spielens durch schnelles Umschalten einzelne erforderliche Töne der B-Dur-Tonleiter, die in der Es-Naturtonreihe fehlen, erreichen. Man vermeidet so das schwierige "Stopfen". Man baut das Instrument dergestalt, dass die Grundstimmung des Instrumentes in B ist und es durch ein Umstellventil auf Es verlängert wird. Entweder geschieht dies durch ein arretierendes Knebel-Stellventil oder durch ein sogenanntes Federventil, das eine Rückholautomatik hat, d.h. beim Blasen in B muss das Instrument, das auf dem rechten Arm ruht, durch Drücken des Ventils mit dem Daumen in dieser Stimmung halten. Lässt man es los steht es automatisch in Es.
Das Kurpfälzer Parforcehorn
B-/Es Parforcehorn, lederumwickelt, klarlackiert, immer mit einem echten dünnen Waldhornschallbecher, Kurpfälzer Ventil und speziell darauf abgestimmten Mundrohr mit durchgehender Konizität analog eines echten Waldhornmundrohrs, für Mundstücke mit E-Schaft geeignet. Das Instrument wird immer ausgeliefert mit einem speziellen Kurpfälzer Mundstück, dessen Widerstand ebenfalls auf das Kurpfälzer Ventil abgestimmt wurde.
Die Französischen Parforcehörner in D
Wie heute auch die Firma Wenzel Meinl GmbH in Geretsried baute man um 1830/50 in Deutschland französische Jagdhornmodelle (Trompe de Chasse) nach und berief sich dabei auf Vorlagen zwischen 1715 und 1774. Der Windungsdurchmesser von ca. 34cm (innen) ist bedingt aus den herkömmlichen 3-1/2 Windungen der Hörner in D oder Es, so dass diese gut anliegend zu Pferde über die Schulter getragen werden konnten. Die Becher sind innen matt schwarz lackiert, damit nachfolgende Pferde nicht geblendet werden.
Klassisch sind auch die französischen Bügelstützen aus Draht mit einem auslaufenenden Fuss und einer Grundplatte am Schallstück. Dieses ist steiler in der Schweifung als bei deutschen Hörnern. Die einzelnen Anstösse sind ohne Zwingen geschäftet und aneinander verlötet. Insgesamt ist das Material dünner, denn man mochte den schmetternden, trockenen, aber dennoch farbigen Ton erzielen, der mehr den Rhythmus als den Klang verfolgt. Es handelt sich dabei um das sogenannte Überforcieren des Tones, eine Verwirrung der durch das enge Rohr in der Entfaltung der Amplituden behinderten Luftschwingungen und darüber hinaus meist auch ein Vibrieren des besonders dünnen Rohres selbst mit sich bringt. H. Berlioz nennt dies "den Ton blechern machen...", hingegen weiter: "Die Jagdfanfaren der Kunstmusik büssen im Orchester an ihrer Fröhlichkeit ein, wenn sie nicht auf wirklichen Jagdhörnern geblasen werden; auf jenen musikalisch dürftigen Instrumenten, deren kreischender, aufdringlicher Ton sich von der keuschen und zurückhaltenden Stimme des Orchesterhornes wesentlich unterscheidet.
Der Sauerländer Halbmond in B
Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Sauerländer Halbmond als weittragendes Signalinstrument bei den leichten Truppen, den Jäger- und Schützeneinheiten beim Heer, die nicht mehr in geschlossener Formation, sondern in auseinandergezogenen Schützenlinien kämpften, eingeführt. Als solches wurde es dann später von dem trompetenförmigen, weit mensurierten Bügelhorn abgelöst, das den deutschen Soldaten bis in den 1. Weltkrieg hinein begleitete.
Das Taschenjagdhorn
Dieses Instrument gibt mehr einen trompetenartigen Ton ab. Es ist ungefähr so lang wie ein normales B-Fürst-Plesshorn, jedoch nur in einer Schnecke gewickelt, kann aber wegen der engen Windungen in Intonation und Klang nicht mit einem Fürst-Plesshorn verglichen werden. Leider ist es nicht mit einer Lederbewicklung lieferbar, denn das beschaffbare Leder ist so stark, dass es in der vielfachen Bewicklung nicht mehr durch das Schneckenloch passt. Das Instrument wird gerne vom traditionsbewussten Jäger eingesetzt, der bei der Jagd nicht auf die Signale verzichten möchte, jedoch auch nicht ein Fürst-Pless-Horn bei sich führen möchte. Aus diesem Grund sollte es aber auch nicht den Treibern gegeben werden, denn das würde seinem Sinn zuwiderlaufen.
Die Ventiljagdhörner
Diese Instrumente werden meistens von Musikern in die Jagdmusik eingeführt, die von Symphonieorchestern oder Blaskapellen kommen und die Jagdmusik vom Signalblasen zur konzertanten oder virtuosen Jagdmusik weiterentwickeln wollen, was natürlich nur durch eine volle Chromatik möglich wird, die einem der Einbau von Ventilen liefert. Fürst-Pless-Hörner mit Ventilen Dieses entspricht letztendlich vom Ton her einem Flügelhorn, nicht der Trompete. Ausserdem entwickelte sich das Flügelhorn der Blasmusik aus dem Militärsignalhorn "Bügelhorn".