Europäischer Seehund (Phoca vitulina vitulina)

Raubtiere 

Europäischer Seehund          [Glossar]

Kurzinfo 

Der Seehund ist der häufigste Meeressäuger in Deutschland. Er hat große, runde Augen, eine Stupsnase und er äußert sich durch ein raues Bellen.
Seehunde sind gesellige Tiere, sie leben in großen Gruppen an Land und suchen zum Ausruhen meist Sandbänke auf. Ihr Leben spielt sich aber in der Hauptsache im Wasser ab. Hier jagen sie nach Fischen und fressen Muscheln und Krabben. Wenn junge, bis zu fünf Wochen alte Seehunde den Kontakt zur Mutter verloren haben, dann heulen sie laut, um den Kontakt zur Mutter wiederherzustellen.

Lateinischer Name 

Phoca vitulina vitulina, Linnæus 1758

Männliches Tier 
Weibliches Tier 
Nachwuchs 

Hund, Seehund
Hündin, Seehündin
Welpe, Seehundwelpe, Heuler

Systematik

Klasse 
Ohne Rang 
Unterklasse 

Säugetiere (Mammalia, Linnæus 1758)
Theria (Parker & Haswell 1897)
Höhere Säugetiere (Eutheria, Huxley 1880)

Überordnung 
Ordnung 

Laurasiatheria (Waddell, Okada & Hasegawa, 1999)
Raubtiere (Carnivora, Bowdich 1821)

Überfamilie 
Ohne Rang 
Familie 

Hundeartige (Canoidea, Simpson 1931)
Robben (Pinnipedia, Illiger 1811)
Hundsrobben (Phocidae, Gray 1821)

Gattung 
Art 

Echte Hundsrobben (Phoca, Linnaeus 1758)
Seehund (Phoca vitulina, Linnaeus 1758)

Es werden geographisch fünf Unterarten unterschieden 

  • Europäischer Seehund (Phoca vitulina vitulina), europäische Küsten inkl. Islands
  • Phoca vitulina concolor, Ostküste Nordamerikas vom Arktischen Ozean bis Maine
  • Phoca vitulina richardsi, Westküste Nordamerikas von Alaska bis Baja California
  • Kurilenseehund (Phoca vitulina stejnegeri), Küsten Hokkaidōs, der Kurilen und Kamtschatkas
  • Ungava-Seehund (Phoca vitulina mellonae), Seen im nördlichen Québec, Kanada (einziger im Süßwasser lebender Seehund)

Die Largha-Robbe wurde früher als Unterart des Seehundes, wird heute aber als selbständige Art eingestuft.

Allgemeines, Merkmale und Kommunikation

Wildart 

 

Schutzstatus 

Der Seehund wurde durch Listung in Appendix III der Berner Konvention des Europarats vom 19. November 1979 unter Schutz gestellt, wodurch nur ausnahmsweise die Nutzung zugelassen und geregelt wird.

Diese Haltung übernimmt auch die Europäische Union. Sie führt diese Art wie alle Arten der Familie der Hundsrobben in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie Nr. 92/43/EWG, Anhang V als streng zu schützendes Wildtier mit der Möglichkeit der Nutzung; darüber hinaus wird sie auch in Anhang II gelistet, wodurch zwingend die Einrichtung von Schutzgebieten vorgeschrieben ist.

In Deutschland ist es verboten, Seehunde aus der Natur zu entnehmen. Der Verstoß ist eine Ordnungswidrigkeit und kann nach dem BNatSchG (§ 69 Abs. 3 Nr. 10 i. V. m. § 39 Abs. 2 Satz 1 und Anhang V der Richtlinie 92/43/EWG) mit Geldbuße bis zu 10.000,- Euro geahndet werden (§ 69 Abs. 6 BNatSchG). Ebenso ist es verboten, sie in Besitz zu nehmen, sie zu be- oder verarbeiten oder sonst zu verwenden, abzugeben, anzubieten, zu veräußern oder sonst in den Verkehr zu bringen, sowie für die genannte Zwecke zu befördern (§§ 2 Abs. 1 i. V. m. Ziff. 1 der Anlage 1 der BWildSchVO). Der Verstoß gegen diese Verbote ist Ordnungswidrigkeit und kann mit Geldbuße bis zu 5000,- Euro geahndet werden (§ 39 Abs. 2 Nr. 5 BJagdG i. V. m. § 6 Abs. 1 Nr. 1 BWildSchVO).

Wissenswertes 

Der gemeine Seehund ist eine in allen nördlich-gemäßigten Meeren verbreitete Robbe aus der Familie der Hundsrobben. Er hat Flossen, Ruder (Vorder- und Hinterruder) oder Schwimmer. Das Fell des jungen Seehunds wurde als Haar-Seal zu Kleidungsstücken und Gebrauchsgegenständen (Steigfelle, früher auch Tornister) verarbeitet.
Seehunde sind im Vergleich zu der anderen an deutschen Küsten verbreiteten Kegelrobbe, kleine und schlanke Robben. Von der Kegelrobbe unterscheiden sie sich auch durch ihren rundlichen Kopf. Die Färbung ist regional sehr variabel; in deutschen Küstengewässern sind Seehunde dunkelgrau gefärbt und haben unregelmäßig über den Körper verteilte schwarze Flecken.

Erbgut 

 

Aussehen / Körperbau 

Ein ausgewachsener Gemeiner Seehund wird bis zu 1,80 m lang und kann bis zu 130 kg wiegen. Der Hund ist stets größer als die Hündin. Das Fell ist kurzhaarig und hat oberseits und an den Seiten dunkle Flecken auf hellem, weissgrauem oder gelblichgrauem Grund. Der Rücken ist dunkler als die Seiten, die in eine weisse bzw. gelblichweisse Bauchpartie übergehen. Die Schnurrhaare sind weiss.

Fell 

Seehunde besitzen ein sehr dichtes und durch Talg wasserundurchlässiges Fell. Es ist sandfarben bis graubraun in verlaufenden Farben. Auf dem Rücken der Männchen wirkt es gefleckt. Der Fellwechsel findet in den Sommermonaten statt. Durch Wärme und UV-Licht wird die Vitamin-D-Produktion angeregt, die auch für das Wachstum der Haare erforderlich ist. Der Aufenthalt auf den Sandbänken ist deshalb auch für den Fellwechsel notwendig. Die Haare sind kaum pigmentiert, weshalb das Fell im nassen Zustand dunkler wirkt als im trockenen.
Anders als bei allen anderen Robbenarten, hat das Seehundjunge sein weiches, wasserdurchlässiges Embryonalfell bereits im Mutterleib abgestoßen und ist mit dem zweiten Fell bestens zum Schwimmen ausgestattet.

Haut 

Die Haut des Seehundes ist dicht behaart und besteht aus der Speckschicht und einer dicken Oberhaut, die keine Hornschicht besitzt und mit Hautfarbstoff versehen ist. Gegen Auskühlung hilft die dicke Speckschicht, die sich im Unterhautfettgewebe befindet. Sie ist durchschnittlich 4-5 cm und maximal bis zu 8 cm dick.

Ruder 

Ober- und Unterarmknochen des Seehunds liegen im Inneren des Körpers und sind stark verkürzt, jedoch sehr kräftig. Die langen Mittelhandknochen und Fingerknochen spannen die Schwimmhaut auf. An den Fingerspitzen befinden sich feste Krallen, die das Festhalten und Fortbewegen erleichtern. Zudem benutzen Robben ihre scharfen Krallen zum Zerkleinern von größerem Fisch. Die Hinterbeine sind nach hinten gerichtet und die Sohlen einander zugewandt. Ober- und Unterschenkelknochen befinden sich ebenfalls verkürzt innerhalb des Körpers.

Fortbewegung 

Das typische Robben der Seehunde entsteht durch Anziehen des Hinterleibes und Vorschieben des Oberkörpers. Dadurch wird der Körper nach vorne gedrückt. Mit Hilfe der kräftigen Krallen der Vorderflossen wird der Körper im Sand fixiert. Im Wasser treibt sich der Seehund mit seinen Hinterrudern an, mit den Vorderrudern steuert er. Durch ein Schlängeln des Hinterleibes unterstützt der Seehund die Fortbewegung und kann so Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 35 km/h erreichen.

Größe Hund 
Hündin 

bis zu 1,8 m
bis zu 1,6 m

Gewicht Hund 
Hündin 

bis zu 130 kg
bis zu 100 kg

Zahnformel / Gebiss 

In der Literatur finden sich unterschiedliche Beschreibungen für die Zahnformeln des Seehunds. Die Unterschiede liegen sowohl in der Anzahl der Zähne, als auch in der Einteilung der Zahngruppen.

Milchzahngebiss:
I C P M
3 1 3 0
-------- = 26
2 1 3 0

Bleibendes Gebiss nach MILES und GRIGSON sowie STARCK:
I C P M
3 1 4 1
-------- =34
2 1 4 1

Sinne 

Geruch
Im Wasser benötigen Seehunde keinen Geruchssinn. Da die Nase im Wasser ohnehin geschlossen bleibt, ist dieses Organ nur schwach ausgebildet. Trotzdem identifizieren sich Mutter und Kind über Ihren individuellen Geruch. Dies ist auch der Grund, warum ein aufgefundener Heuler niemals angefasst werden darf. Die Mutter würde so ihr Junges unter Umständen nicht wiedererkennen und verstoßen.

Augen
Die Augen des Seehunds sind perfekt an die Sichtverhältnisse unter Wasser angepasst. Eine dicke, flache Hornhaut schützt sie vor dem Salzwasser. Die runde Linse in dem kurzen Augapfel ist der Ausgangspunkt für gute Sicht unter den besonderen Brechungsverhältnissen des Wassers. Auch die Größe der Augen kann als Anpassung an die Dunkelheit der Unterwasserwelt gesehen werden.

Seehunde haben keinen Lidschlussreflex. Damit Ihre Augen an Land nicht austrocknen, produzieren Seehunde mehr Augenflüssigkeit. Bei Seehunden, die längere Zeit auf Sandbänken gelegen haben, sind daher die charakteristischen dunklen Augenringe erkennbar, die von der Augenfeuchtigkeit stammen.

Ohren
Eine Ohrmuschel, die im Wasser nur abbremsen würde, fehlt dem Seehund. Die Ohröffnung verschließt sich beim Tauchen automatisch. Vermutlich entsprechen die Hörfähigkeiten von Seehunden an Land denen des Menschen, während sie unter Wasser besser hören dürften.

Tastsinn
An den Schnurrbarthaaren (Vibrissen) des Seehundes befinden sich zahlreiche Nervenenden. Durch die 10 bis 20 cm langen Haarstiele kann sich der Seehund im Wasser orientieren und auch kleinste Wasserströmungen und Erschütterungen registrieren. Dies ist im trüben Nordseewasser und bei Nacht eine wichtige Fähigkeit.

Drüsen 

 

Lautäußerung 

Seine Lautäusserung ist ein heiseres Bellen oder Grunzen; im Zorn knurrt er wie ein Hund.

Kommunikation visuell 

 

Kommunikation chemisch 

 

Herkunft 

Einheimisch

Verbreitung 

Der Seehund kommt auf der Nordhalbkugel im Atlantik und Pazifik vor. In Europa kommt er an der Ostseeküste Schwedens, Dänemarks und Deutschlands, an der deutschen Nordseeküste bis zu den Niederlanden sowie an der Nordküste Skandinaviens und Schottlands und an der Küste Islands vor. Der Seehund bevorzugt Küsten mit trockenfallenden Sandbänken, auf denen er vor Feinden sicher ist. Man findet ihn aber auch an geschützten Felsküsten.
Die weltweite Gesamtpopulation der Seehunde wird auf 500.000 Individuen geschätzt. Von diesen leben 90.000 an europäischen Küsten.

Während der Seehund an der gesamten Nordseeküste verbreitet ist, ist er in der Ostsee eine extreme Seltenheit; der Bestand in diesem Binnenmeer wird auf 250 Tiere geschätzt, womit Seehunde in der Ostsee noch seltener als Kegel- und Ringelrobben sind. Die Ostsee-Seehunde leben an den Küsten dänischer Inseln und des südlichen Schwedens. Umherwandernde junge Seehunde kommen manchmal auch an deutsche Ostseeküsten.

Lebensraum (Biotop

Der Lebensraum des Seehunds sind die Küstenzonen der Meere, die Sandbänke, das Wattenmeer sowie seichte und auch tiefere Gewässer. Er ist standorttreu und lebt auf Sandbänken in Rudeln, wobei einige Stücke die Wache übernehmen. Industrieabwässer, Ölpest und Wattwanderer bedrohen seinen Lebensraum.

Tauchvorgang 

Seehunde bleiben normalerweise nur etwa 5 bis 6 Minuten unter Wasser. Sie können aber bis zu 30 Minuten tauchen und dabei Tiefen von 100-200 m erreichen. Beim Seehund schließen sich während des Abtauchens seine Nasenlöcher automatisch. Sie müssen nach dem Tauchgang aktiv geöffnet werden. Auch die Ohren werden geschlossen.
Um lange Tauchgänge unbeschadet zu überstehen, wird der Blutkreislauf des Seehundes durch Gefäßverengung verringert, so dass nur noch die wichtigsten Organe mit Sauerstoff versorgt werden. Der Seehund hat im Verhältnis zum Körpergewicht 70 % mehr Blut als der Mensch. Sein Blut ist zudem mit größeren roten Blutkörperchen ausgestattet. So kann er ungefähr doppelt so viel Sauerstoff binden wie ein Mensch. Der Herzschlag des Seehundes sinkt während des Tauchens auf unter 10 Schläge pro Minute (Normalfrequenz: 60 Schläge pro Minute). Das Blut wird langsamer durch den Körper gepumpt und deshalb der Sauerstoff auch nicht so schnell verbraucht.
Ein weiterer wichtiger Punkt für den Tauchgang ist der Temperaturhaushalt. Vor allem die Speckschicht, die bis zu 8 cm dick sein kann, schützt den Seehund vor Auskühlung, da das Fell des Seehundes, ist es erst einmal nass geworden, nicht mehr isoliert.

Schlaf 

Eine besondere Eigenschaft des Seehundes ist, dass er im Schlaf senkrecht im Wasser steht und dabei langsam absinkt. Zum Luftholen taucht der Seehund im Schlaf auf, holt Luft und sinkt wieder ab.

Lebensweise 

Seehunde verbringen einen Großteil der Zeit im Meer und kehren nur selten auf die Sandbänke zurück. Die Wurfzeit bildet eine Ausnahme.
Der weitaus aktivere Teil eines Seehundlebens spielt sich im Wasser ab.

Überwinterung 

Zur Winterzeit verlassen die Seehunde ihre angestammte Region und ziehen mit den Fisschwärmen in tiefere Gefilde der Nordsee.

Nahrung und 
Nahrungserwerb 

Seehunde sind ausgesprochene Nahrungsopportunisten, d.h., sie fressen alles, was sich Ihnen bietet. Von Kleinkrebsen über Fische, Schnecken, Muscheln und Tintenfischen finden sich eine Vielzahl von Beuteorganismen auf seiner Speisekarte. Ausgewachsene Seehunde fressen ausschließlich Fischeund zwar Heringe, Sardinen, Dorsche, Lachse, Stinte und Plattfische. Jüngere Seehunde ernähren sich zu einem Großteil von anderen Meerestieren wie Krebs- und Weichtieren.
Fische verschlingt der Seehund unzerkaut. Ein ausgewachsener Seehund frisst täglich durchschnittlich 2 bis 3 kg Fisch, dabei überwiegt der Plattfischanteil.
Die Tatsache, dass der Seehund verschiedenste Fischarten zu seiner Beute zählt, bietet den Vorteil, weil er bei Ausfall einer Art auf andere Arten ausweichen kann. So wirken sich mögliche Bestandseinbrüche oder klimarelevante Änderungen bei den einzelnen Fischarten nicht so negativ auf die Seehundpopulation aus.

Jagdweise 

Jagdverhalten und Jagdort sind beim Seehund eng auf regionale Gegebenheiten in Topographie und Geographie sowie saisonale Wechsel in Beuteverfügbarkeit und Beutequalität ausgerichtet. Ein Seehund kann von seinem Haulout-Platz bei einem längeren Jagdausflug (nach neuesten Untersuchungen) durchaus Strecken von bis zu 100 Kilometern zurücklegen. Das ist doppelt soweit als man bisher annahm.

Fortpflanzung – Entwicklung – Krankheiten

Zusammenleben 

Im Wasser sind Seehunde einzelgängerisch, auf Sandbänken kommen sie oft zu kleinen Gruppen zusammen. Der Seehund ist kein Rudeltier sondern Einzelgänger. Die in keiner Weise sozialen Tiere reagieren aggressiv auf Berührung durch Artgenossen. Vor allem bei Männchen kommt es deshalb gelegentlich durch Beißen zu blutigen Wunden. Auf den Sandbänken findet man sie daher meistens mit eineinhalb Metern Mindestabstand zwischen zwei Tieren. Auf Sandbänken liegt er lediglich aus Sicherheits- und Platzgründen zusammen.

Seehundmännchen sind weder monogam noch bewachen sie nach Art manch anderer Robbenarten einen Harem.

Brunftzeit 

Die Brunftzeit geht von Juli bis Anfang September. Sobald sich die Weibchen sich von ihrem Nachwuchs abwenden, beginnen sie die geschlechtsreifen Männchen zur Paarung aufzufordern. Mehrere Männchen sammeln sich dabei um ein Weibchen und versuchen im Wasser, auf ihren Rücken zu gelangen. Das Weibchen wehrt sich zunächst mit Bissen und Fluchtversuchen gegen die Paarung. Letztlich siegt eines der Männchen, indem es das Weibchen mit einem Biss in den Nacken ruhigstellt. Nach etwa drei Minuten ist der Paarungsakt beendet und beide Partner schwimmen ihrer Wege.

Tragzeit 

Die Hündin trägt einschließlich der Vortragzeit (Eiruhe) bis zu elf Monate.

Wurfzeit 

Die Wurfzeit liegt durch die Eiruhe gesteuert immer in den Monaten Juni und Juli.

Wurfplatz

Zum Werfen entfernt sich das trächtige Tier von der Gruppe. Seehunde sind Lungenatmer und können nicht unter Wasser gebären. Deshalb findet die Geburt, nach einer Tragezeit von 11 Monaten, zwischen Anfang Juni und Mitte Juli auf einer Sandbank statt. Die Hündin sucht sich dazu, sobald die Wehen einsetzen, eine trockengefallene Sandbank im Wattenmeer.

Nachwuchs 

Es kommt zu einer Sturzgeburt, bei der die Fruchtblase meist direkt platzt. Es wird in der Regel nur ein Jungtier geboren, das bei der Geburt eine Länge von durchschnittlich 80 cm hat und zwischen 7 und 12 kg wiegt.
Die Zeit bis zur nächsten Flut nutzt die vom Werfen erschöpfte Seehündin, um sich auszuruhen und um das Junge zu säugen.
Erreicht das Flutwasser den Liegeplatz, muss das Junge schwimmen. Die Fähigkeit dazu ist ihm angeboren.
Bei Zwillingsgeburten kümmert sich die Mutter nur um ein Jungtier und verlässt das zweite.

Säugezeit 

Die Säugung kann nur auf Sandbänken stattfinden. Die Muttermilch ist mit 45% bis 55% Fettgehalt extrem nahrhaft, so dass das Seehundjungtier schnell zu Kräften kommt. Während einer Ebbeperiode muss das Jungtier mindestens dreimal gesäugt werden. Das Gewicht erhöht sich innerhalb von 5 Wochen auf bis zu 27 kg.

Selbständigkeit 

Heuler werden ungefähr fünf Wochen gesäugt und werden dann, um selbständig zu werden, allein gelassen. Obwohl Jungtiere instinktiv Fische fangen können, braucht es eine gewisse Zeit um zu lernen, sich selbständig zu ernähren.

Geschlechtsreife 

Der Seehund ist mit drei Jahren geschlechtsreif.

Höchstalter 

Seehunde können 30 bis 35 Jahre alt werden. Dabei haben Weibchen in der Regel eine höhere Lebenserwartung als Männchen, die sich bei den Aggressionen gegen Geschlechtsgenossen mehr verausgaben und vielleicht deshalb selten älter als 25 Jahre alt werden.

Natürliche Feinde 
Natürliche Verluste 
Sonstige 

 

Heuler 

Heuler sind ein natürliches Phänomen. Sie haben ihr Muttertier durch Verstoßen, Tod oder Stürme verloren, oder die Mutter hat ein krankes oder verletztes Jungtier verlassen.
Die wirklich kranken und pflegebedürftigen Seehunde sind durch natürliche Selektion ausgesondert wordenund ist ein Eingriff in den Kreislauf der Natur, diese aufzupäppeln und ihnen zu einem Leben in Freiheit zu verhelfen. Auch in den Aufzuchtstationen kommt es zu Todesfällen durch Stress oder durch die Zwangsfütterung, die notwendig ist, da die Heuler fast immer die Nahrungsaufnahme verweigern. Die letztlich entlassenen Seehunde sind oft halbzahm und meiden ihre Artgenossen.
Zu den Aufzuchtstationen werden auch gesunde Seehundjunge gebracht, obwohl deren Mutter nur auf Nahrungssuche war und sie zu ihrem Jungen zurückgekehrt wäre, was für ca. 90 % aller eingelieferten Heuler zutrifft.
Es gibt heute Heuler-Aufzuchtstationen in Bremerhaven, Wilhelmshaven, Norden-Norddeich und Büsum. Dort werden die Jungen aufgezogen, markiert und mit ca. 45 kg, wenn sie ausreichend für ein selbständiges Leben vorbereitet sind, wieder in die freie Wildbahn entlassen.

Infektions-krankheiten 
Parasitäre Erkrankung 

PDV-Seuche
Parasiten (z.B. Lungenwürmer, Herzwürmer)

Bestands-zusammensetzung 

 

Bestandsstatus 

Der weltweite Bestand des Seehundes wird von der Weltnaturschutzunion IUCN in der Roten Liste gefährdeter Arten als nicht gefährdet (Least Concern) bezeichnet.
Die Bundesrepublik Deutschland stellt diese Robbenart in der nationalen Roten Liste in die Kategorie 3 („gefährdet“).

Bestandstrend 

 

Anwesenheit und Hege

Losung 

 

Spur 

Die Spur der Seehunde findet man auf Sand- oder Schlammbänken und auf schneebedecktem Eis. Sie ist charakteristisch und mit keiner anderen Spur zu verwechseln. Da der Seehund sich robbend vorwärts bewegt, hinterläßt der Körper eine breite Schleppspur, zu deren beiden Seiten paarweise (rechte und linke Flosse) die Vorderflossen (Ruder) deutlich abgedrückt sind.

Hege 

Seehunde werden in freier Wildbahn nicht gehegt.

Bejagung

Jagdzeiten DE 

 

Jagdsignal 

Seehund tot

Jagd 

Die Jagdausübung ist nur in Begleitung eines bestätigten Seehundjagdführers erlaubt. Nach dem BJG (§19) dürfen Seehunde nur mit Büchsenpatronen beschossen werden, deren Auftreffwucht bei E100 (100 m Entfernung) mindestens 100 kpm beträgt. Die Hetzjagd und Netzjagd, die Jagd vom Boot aus, der Schrotschuss und der Schuss auf schwimmende Stücke sind verboten. Bei der Jagd auf den Seehund täuscht der Jäger einen Artgenossen vor, indem er selbst robbend die Bewegungen des Seehund nachahmt, sog. Hucksen. Die ungemein neugierigen Seehunde nähern sich dabei dem hucksenden Jäger auf Schussentfernung. Der Seehund darf nur beschossen werden, wenn er "Land unter dem Bauch" hat. Der Schuß auf Kopf oder Hals ist tödlich.

Ansprechen 

Der Seehund kann außerhalb der Wurfzeit meist nicht von der Hündin unterschieden.

Schuss 

Geschossen wird in aller Regel liegend von einer Dreipunktauflage, weil das Ziel einen Durchmesser von maximal 10 cm hat.

Schusszeichen 

keine

Aufbrechen 

 

Wildbret 

Einheimische versichern, dass Seehund das beste Wildbret überhaupt sei. Verwertet wird ausschließlich die Rückenpartie. Keulen sind naturgemäß nicht vorhanden. Das Wildbret ist wegen des hohen Hämoglobinanteils im Blut dunkelrot. Das Fleisch ist butterzart, vollständig fettfrei, die Fettschicht befindet sich nur unmittelbar unter der Hautund schmeckt leicht nach Leber.

Altersbestimmung 

 

Trophäen 

Die Trophäe ist das Fell, bei kapitalen (alten) Hunden der Kopf.

Medizinische Verwendung 

 

Literatur

  • Rüdiger Wandrey: Die Wale und Robben der Welt: Vorkommen, Gefährdung, Schutz. Franckh-Kosmos, 1997, ISBN 3-440-07047-6
  • Bernhard Grzimek: Grzimeks Tierleben, Band 12 (Säugetiere 3), ISBN 3-8289-1603-1
  • Ronald M. Nowak: Walker’s mammals of the world. 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999, ISBN 0-8018-5789-9.
  • Armin Maywald: Die Welt der Seehunde: ein Porträt zwischen Faszination und bedrohter Natur. Soltau-Kurier-Norden, 2002, ISBN 3-928327-60-7
  • Heiderose & Andreas Fischer-Nagel: Seehunde im Wattenmeer. Verlag Fischer-Nagel, 2013, ISBN 978-3-930038-33-6