Wildacker und Wildwiesen

Bei einem Wildacker handelt es sich um eine besondere, vom Jäger landwirtschaftlich bearbeitete Fläche, mit dem Zweck, dass auf ihr das Wild Nahrung und Deckung vor Feinden finden kann.

Der Wildackerbau zielt darauf ab, dem Wild eine artgerechte Äsungsfläche anzubieten, die es darüber hinaus auch zur Deckung und Schutz vor Beutegreifern sowie menschlich verursachten Störquellen nutzen kann. Diese Wildäsungsflächen stehen dabei oftmals auch in Jahreszeiten zur Verfügung, in denen sonstige Agrarflächen mittlerweile abgeerntet oder vegetationsarm sind (Notzeit), denn der Bewuchs der Wildäcker wird in der Regel stehen gelassen. Dies ist insbesondere im Winter und im Vorfrühjahr wichtig, da das Wild dann seinen Energiebedarf nur schwer decken kann und von den eigenen Reserven zehren muss. Durch Wildäcker kann eine ansonsten notwendige Fütterung eingeschränkt oder sogar ganz unnötig werden.
Daneben ist die Verhütung - oder zumindest die Verminderung - von Wildschäden an Wald und Flur weiterer Beweggrund für die Anlage eines Wildackers.
Der Standort eines Wildackers sollte den Lebensgewohnheiten des heimischen Wildes entgegenkommen. Man unterscheidet Wildäcker im Wald von denen in der Feldflur. Wildäcker im Wald werden zumeist in sonniger, ruhiger und ungestörter Lage nahe dem Gebiet angelegt, in denen das Wild seinen Einstand hat. Wildäcker in der Feldflur sollten in Bereichen liegen, die vom Menschen selten aufgesucht werden (Stilllegungsflächen, Waldrandstreifen, unrentable Ackerflächen zwischen Feldholzinseln usw.).
Gegebenenfalls unterliegt die Anlage von Wildäsungsflächen landesrechtlichen Einschränkungen; diese sind bei entsprechendem Bedarf vorher in Absprache mit den zuständigen Unteren Jagdbehörden zu prüfen. Darüber hinaus sind alle naturschutz- und wasserrechtlichen Bestimmungen zu berücksichtigen.
Der Boden wird - wenn möglich - mit landwirtschaftlichen Maschinen bearbeitet und besät. Die Zugabe von Düngemitteln (Nitrat, Phosphor, Kalium etc.) ist für Schmackhaftigkeit, Wachstum und Standfestigkeit der Wildäsungspflanzen sehr entscheidend und sollte nur bei bereits vorhandenen guten Nährstoffwerten unterbleiben. Eine Gründüngung in Form von Zwischenfrüchten, die hierfür im Vorherbst gesät werden, bietet eine weitere Möglichkeit der Nährstoffverbesserung des Bodens. Der pH-Wert wird mit Kalkdüngung erhöht.
Ausser den reinen Wildäsungspflanzen, sind auch solche des in der Landwirtschaft üblichen Zwischenfruchtanbaus geeignet. Sollen die Pflanzen auch im Winter als Nahrung dienen, so sind frost-mittelresistente und frostharte Pflanzenarten zu wählen. Dabei ist der Anbau von Wildackergemengen den Monokulturen zu bevorzugen, denn Mischungen bieten allen Wildarten eine abwechslungsreiche und mindestens zweijährige Nahrungsgrundlage. Es gibt je nach Region erprobte Saatgutgemische, die sich besonders für die jeweilige Region eignen.
Für den Wildacker eignen sich ein-, über- und mehrjährige Pflanzen.
Als einjährige Pflanzen eignen sich z.B. Mais, Hafer, Buchweizen, Senf, Süßlupineund Markstammkohl.
Überjährige Pflanzen (vertragen bzw. brauchen einen Winter) finden sich u. a. bei Dauerstaudenroggen, Winterfutterraps, Winterrübe etc.
Als mehrjährige Pflanzen wählt man beispielsweise Dauerlupine, Klee (Alexandriner-, Bockshorn- und Perserklee sind jedoch einjährig) und Topinambur.
 Der Wildacker wird von nahezu allen Wildarten aufgesucht. Das Schalenwild, zu dem u. a. das Rotwild, Damwild, Rehwild und Schwarzwild gehören, findet hier primär Nahrung. Niederwildarten - wie Fasan, Rebhuhn oder Feldhase - finden neben spezifischer Nahrung auch Sichtschutz vor natürlichen Fressfeinden. Rotfuchs, Marder und andere Prädatoren machen hier Jagd auf ihr Beutespektrum, dass sich selbst zur Nahrungsaufnahme am Wildacker eingefunden hat. Aber auch besonders geschützte Tier- un Pflanzenarten der Feldflur nutzen Wildäcker als Ersatz für extensiv genutzte Äcker. So auch Schwarzkehlchen und Braunkehlchen, verschiedenen Insektenartenund Ackerwildkräuter, die auf den intensiv genutzten Ackerflächen keine Chance haben.

Grundregeln für die Anlage von Wildäckern und Wildwiesen:

Bei der Anlage eines Wildackers ist nicht nur das Saatgut sondern auch die eigentliche Anlage des Wildackers entscheidend. Für einen guten Wildacker ist es deshalb wichtig, dass Sie alle Mischungen mit dergleichen Sorgfalt anbauen, die auch für landwirtschaftliche Hauptfrüchte nötig ist.

Der häufigste Anbaufehler ist, dass nicht auf die richtige Menge der Grundnährstoffe Kalk, Phosphor, Kalium und Magnesium geachtet wird. Auch die verbreitete aber fälschliche Annahme, dass Wildackersaatgut müsse nicht fachgerecht in ein Saatbeet eingearbeitet werden, ist noch weit verbreitet.
Erste Voraussetzung für gesundes Pflanzenwachstum, einen Äsung- und Deckung bildenden Aufwuchs und eine intakte Umwelt, ist vor allem eine harmonische Nährstoffversorgung des Bodens. Auf allen ackerbaulich "unbekannten" Flächen - hierzu gehören auch die in der Vergangenheit schon länger stillgelegten Flächen - oder bei Erstanlage, ist die Bodenuntersuchung ein unabdingbares Muss. Viele Wildackerflächen zeigen einen erheblichen Mangel oder eine mitunter deutliche Überversorgung bei Einzelnährstoffen.

Beim Wildacker kommt es auf den Standort an.

Der Anbau von Wildackermischungen ist vom Flachland bis in die mittleren Höhenlagen des Berglandes möglich. Die jeweilige Pflanzenzusammensetzung sollte in der Regel Fröste bis zu -20°C überstehen. Das Abfrieren einiger Komponenten, wie Gelbsenf, Ölrettich, Phacelia und Buchweizen ist erforderlich und gewünscht. Standorte mit stark verringertem Lichteinfall, zum Beispiel enge Waldschneisen mit mehr als 40% Beschattung, sind zum Anbau ungeeignet.

Bei Rohböden, alo Böden die zum ersten mal bestellt werden, kann es zu Ausfällen der Leguminosen, bedingt durch fehlende Knöllchenbakterien, kommen. Erst eine wiederholte Bewirtschaftung zusammen mit einer ausreichenden Nährstoffversorgung bewirkt eine Verbesserung der Anbaufläche. Trotz der möglichen Ausfälle dieser Komponenten, sorgt vor allem die Pioniermischung auch auf schlechten Standorten für eine Zunahme des Humusgehaltes, eine gute Bodenkrümelstruktur und eine tiefe Durchwurzelung des Bodens.

Alle Pflanzen benötigen eine Mindestmenge der Grundnährstoffe Kalk, Phosphor, Kalium und Magnesium. Nichtleguminosen sind auf zusätzlichen Stickstoff (N) angewiesen. Besonders Neuanlagen sind vielfach mit Nährstoffen unterversorgt. Zur Kontrolle der Gehaltsklassen ist es unbedingt erforderlich, vor jeder Neubestellung eine Bodenanalyse durchführen zu lassen. Nur so ist der Erfolg der Anlage gesichert und der Aufwand an Dünger gering zu halten. Eine fachgerechte Düngung versorgt Pflanzen mit den notwendigen Nährstoffen - eine Überdüngung schadet.

Anbau und Aussat des Wildackers

Eine sorgfältige Vorbereitung des Bodens sowie des Saatbeets sind Voraussetzung für den Erfolg von Wildackermischungen. Dünge- oder Bearbeitungsfehler lassen sich gerade auf Flächenstilllegungen später nicht einfach korrigieren. Im schlimmsten Fall müssen falsch bewirtschaftete Flächen frühzeitig geschlegelt oder umgebrochen werden. Wildackermischungen verhindern nicht das Wachsen von unerwünschten Ackerkräutern!

Unter Einhaltung der Empfehlungen zum Anbau unterdrücken sie jedoch wirksam, durch kontrollierte Beschattung, die häufigsten und keineswegs seltenen Ackerkräuter. Nachtschatten, Kamille, Sternmiere, Knöterich-Gewächse, keimende Disteln und Weisser Gänsefuss z.B. werden von den Wildacker-Mischungen sehr gut unterdrückt. Der Erfolg bei den Ausläufer treibenden Pflanzen, wie Brennessel, Ampfer und Quecke, ist dagegen weniger gut bis schlecht und richtet sich nach dem Grad der Verkrautung einer Fläche zum Zeitpunkt der Bestellung.

Mit wenigen Schritten erreicht auch der landwirtschaftlich Unerfahrene eine gute Wildackerfläche:

1. Rechtzeitig vor der Bestellung eine Bodenprobe entnehmen und analysieren lassen.

2. Hohen Altaufwuchs vor der Bestellung schlegeln, damit die Pflanzenreste gut eingearbeitet werden können.

3. Einen Kalkmangel vor dem Umbruch mit kohlensaurem Kalk beheben. Eine Verbesserung von besonders sauren Böden tritt unter Umständen erst nach ein bis drei Jahren auf. Anspruchsvolle Pflanzen, wie Raps- und Kohlarten, gedeihen auf sauren Böden nicht. Ein pH-Wert, der niedriger als 5,3 liegt, ist für die Mischungen, mit Ausnahme der Pioniermischung ungeeignet. Anzustreben ist ein pH-Wert je nach Boden zwischen 5,3 und 7,0.

4. Die Fläche erst unmittelbar vor der Einsaat umbrechen. Je kürzer der Zeitraum zwischen dem Umbruch und der Einsaat ist, desto wirkungsvoller ist die Ackerkrautunterdrückung der Mischungen. Eine Frostgare des Bodens wirkt sich in der Regel nur bei schweren Lehm- oder Tonböden positiv aus.
Im Idealfall kommt der Pflug zum Einsatz, weil er Ackerkräuter wirksam vergräbt. Nur wo die Humusschicht gering ist (Spatenprobe), sollte die Fräse ihren Einsatz finden. Flächen, die gefräst wurden, sind immer stärker verkrautet als gepflügte.

5. Die meisten Mischungen benötigen Mindest-Werte an Phosphor, Kalium und Magnesium für optimale Ergebnisse. Flächen, die einen Mangel an diesen Grundnährstoffen aufweisen, sind nach dem Umbruch mit Dünger zu versehen.
Flächenstilllegungen dürfen im Stilllegungszeitraum nicht gedüngt oder gekalkt werden. Im Regelfall haben diese aber bislang landwirtschaftlich genutzten Flächen eine gute Versorgungsstufe und müssen deshalb auch nicht gedüngt werden. Um ganz sicher zu gehen, gerade bei schon länger stillgelegten Flächen, können Bodenproben vor dem Zeitraum der Stilllegung gezogen werden. Damit besteht die Möglichkeit, ggf. eine erlaubte Düngung durchzuführen oder auf den Anbau zu verzichten.

6. Den Boden nach dem Umbruch abtrocknen lassen (er sollte nicht mehr schmieren), damit keine zusätzlichen Bodenverdichtungen entstehen. Je nach Wetterlage und Bodenart ist ein Weiterarbeiten nach wenigen Stunden oder erst nach einigen Tagen möglich. Beachten Sie bitte das unter Punkt 4 Genannte.

7. Das Saatbeet wird hergerichtet und ggf. der Grunddünger leicht eingearbeitet. Im Idealfall wird mit der Drillkombination bestehend aus Kreiselegge, Walze und Sämaschine mit Striegel weitergearbeitet. Das spart zwei bis drei Arbeitsgänge und zusätzliche Bodenverdichtungen. Andernfalls wird die Egge oder der Grubber zum Einarbeiten des Düngers eingesetzt.

8. Die mögliche Saatzeit der jeweiligen Wildackermischungen beachten. Die Aussaat mit der Drillmaschine oder der Drillkombination erbringt den besten Erfolg. Die Vorteile einer Maschinensaat liegen in der gleichmäßigen Aussaatmenge und Ablagetiefe, sowie in der möglichen Einsparung weiterer Arbeitsgänge durch Striegel und Walze.

Die Ablagetiefe der jeweiligen Mischungen entnehmen Sie bitte den Produktbeschreibungen, um die Maschinen richtig einstellen zu können.

Saaträder und die Öffnung der Klappen entsprechen der jeweiligen, vom Hersteller angegebenen, Empfehlung für die Grösste in der jeweiligen Mischung befindliche Saatgutart. Bitte kontrollieren Sie gegebenenfalls. die in den jeweiligen Mischungen enthaltenen Ackerbohnen, Sonnenblumen, Lupinen etc. nach dem Abdrehen. Sollten diese durch die Maschine angequetscht worden sein, so erhöhen Sie die Klappe um mindestens eine Stellung.

Der ideale Reihenabstand beträgt etwa 12,5 Zentimeter. "Dieser Reihenabstand ist für das Wild und die Ackerunkrautunterdrückung optimal; später werden die Mischungen von alleine lichter."

Die Aussaatmenge pro Hektar ist immer durch Abdrehen der jeweiligen Maschine zu ermitteln. Abweichungen durch Ungenauigkeiten in den Drillmaschinen von etwa 10 Prozent pro Hektar haben keinen negativen Einfluss auf den Erfolg. Eine Entmischung des Saatgutes in der Maschine brauchen Sie nicht zu befürchten. Geben Sie bitte mehr Saatgut in den Behälter als Sie benötigen, damit die Maschine ordnungsgemäss bis zum Schluss arbeitet. Restsaatgut kann ohne Probleme nach einem Jahr verwendet werden, sofern es dunkel, kühl und trocken gelagert wurde.

Auf vielen Wildäckern wird vielfach mit der Hand gesät, obwohl auch hier die Vorteile einer Maschineneinsaat überwiegen. Für eine Saat mit der Hand ist die entsprechende Aussaatmenge auf die Flächengrösse zu beziehen, abzuwiegen und gleichmäßig zu verteilen. Das Saatgut muss anschließend mit der Egge 2 cm tief eingearbeitet werden. Auf leichten Böden ist das Saatbeet zusätzlich mit einer Walze zu verfestigen, um einen besseren Bodenschluss zu erzielen. Da die Ausfälle an Saatgut bei dieser Einsaatmethode erfahrungsgemäss höher sind als bei der Maschinensaat, geben Sie bitte einen Zuschlag von 15-20 % pro ha (z.B. 40 kg/ha statt 35 kg/ha).

Pflege des Wildackers

Die Praxis zeigt, dass Wildackerflächen häufig mit Nährstoffen unterversorgt sind. Nach einer Bodenanalyse ist sehr oft eine PK-Grunddüngung und Kalkgabe erforderlich. Gleichzeitig unterliegen diese relativ kleinen Flächen einem erhöhten Äsungsdruck. Für eine bessere Konkurrenzkraft der Pflanzen empfiehlt sich daher eine Düngung im Anbaujahr mit einem NPK-Volldünger. Bewährt hat sich zum Beispiel L-PRO Volldünger (14 / 10 / 20 / +4S). Der richtige Zeitpunkt der Kopfdüngung liegt nach etwa 21-28 Tagen, wenn die gesäten Pflanzen eine Wuchshöhe von 10-15 cm erreicht haben.

Jedes Jahr die Hälfte der Ackerflächen im Rotationsverfahren neu zu bestellen. Dies bedeutet halbe Arbeitszeit und Kosten. Dem Wild stehen somit weiterhin die Hälfte der Flächen zur Verfügung.

Bei horstartig auftretenden, unerwünschten Ackerkräutern, z.B. vorjährige, aus der Wurzel ausschlagende Ackerkratzdisteln, sollten nur die entsprechenden Horste gemäht werden.


Literatur

  • Jörg Rahn, Revierarbeiten, Blv Buchverlag, 2007, ISBN 978-3-8354-0211-9
  • Fritz Nüßlein, Das praktische Handbuch der Jagdkunde, Seiten: 224, 227, 2006, ISBN 978-3-8354-0020-7
  • Hans Elven, Wildäcker und Wildremisen, Düsseldorf, Est-Est-Verlag, 1938