Zeichnen des Wildes - Schusszeichen
Unter Zeichnen versteht man die Reaktion des Wildes auf den Einschlag des Geschosses (Büchse) oder der Schrotgarbe (Flinte). Durch diese unterschiedlichen Reaktionen lassen sich Rückschlüsse auf den Sitz der Kugel hinsichtlich der getroffenen Körperpartien ziehen.
Je nach Wildart fällt das Zeichnen unterschiedlich aus und kann auch ausbleiben.
Schusszeichen Rotwild und Rehwild
Schusszeichen Rotwild und Rehwild
Beim Rotwild und Rehwild lassen sich die Schusszeichen normalerweise deutlich erkennen. So lässt ein Aufbäumen („Aufsteilen“) auf einen Treffer im Brustraum („Kammerschuss“) schliessen. Dies ist erwünscht, weil sofort tödlich. Meist nicht sofort tödlich ist ein Waidwundschuss: Das Tier macht einen ausgeprägten „Buckel“ und wird flüchtig. Schlagartiges Zusammenbrechen, wieder „Hochwerden“ nach wenigen Sekunden bedeutet einen Treffer an einem Dornfortsatz eines Rückenwirbels.
Blattschuss
Bei diesem Schuss auf das möglichst frei, breit und ruhig stehende Wild wird auf jeden Fall die Lunge, beim Tiefblattschuss auch das Herz getroffen. Bei einem mittleren Blattschuss bricht das Wild nur dann im Feuer zusammen, wenn die Aorta (Hauptschlagader) dicht über dem Herzen durchschossen und somit der gesamte Kreislauf jäh unterbrochen wird. Das Wild verendet danach sehr schnell.
Nicht nur die hohe Flucht ist das typische Zeichnen bei einem Blattschuss, sondern auch die anschließende Flucht mit zur Erde gesenktem Haupt, blindlings dabei an Bäumen und Sträuchern anprallend bis zum Zusammenbrechen in der Flucht ist kennzeichnend. Manchmal kann die Flucht noch bis etwa 100m oder weiter betragen!
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Tiefblattschuss Herz/Lungentreffer > tiefe Flucht |
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Lungentreffer > hohe Flucht |
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Der Weidwundschuss
Der Schuss in das große Gescheide (Pansen der Wiederkäuer) oder ins kleine Gescheide (Gedärm) ist nicht sofort tödlich. In der Regel flüchtet das Wild, nachdem es mehr oder weniger deutlich mit den Hinterläufen ausgeschlagen und den Rücken gekrümmt hat, in die nächste Deckung, geht ins Wundbett und verendet oft erst nach längerer Zeit, sofern es nicht unverzüglich aufgefunden wird.
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Weidwundschuss Ausschlagen mit den Hinterläufen, bei Pansenschuss auch gekrümmter Rücken. |
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Meist Flucht mit leicht gekrümmtem Rücken. |
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Nierenschuss Gekrümmter Rücken und Nachgeben der Hinterläufe. |
Krellschuss
Bei allen Krellschüssen bricht das Wild wie vom Blitz getroffen im Feuer zusammen. Je nach Schwere der Verletzung eines Dornfortsatzes oder der Schwere des Schocks auf die Wirbelsäule, liegt das Wild einige Zeit reglos auf dem Anschuss.
Es ist aber nicht verendet, sondern kommt nach einiger Zeit wieder zu sich, schlegelt, geht hoch und flüchtet wie gesund weg.
Bei schlagartig zusammengebrochenem Wild besteht immer Verdacht auf einen Krellschuss, deshalb muss sich der Schütze zum Fangschuss bereithalten.
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Krellschuss Schlagartiges Zusammenbrechen (Betäubung); das Stück kommt nach kurzer Zeit wieder zu sich, wird hoch und flüchtet. |
Der Laufschuss
Bei tiefem Vorderlaufschuss knickt das Wild nach der Seite ein, an der ihm die Stütze fortgerissen worden ist. Es wird sofort flüchtig. Der zerschossene Lauf schlenkert.
Bei einem hohen Vorderlaufschuss zeichnet das Wild wie bei einem Blattschuss mit einer hohen Flucht und knickt meist dann vorn zusammen! Beunruhigt, kann das Wild auf drei Läufen noch sehr weit flüchten.
In Ruhe gelassen, stellt es sich mit der schmerzhaften Schussverletzung bald in einer Deckung ein.
Merke: bei Vorderlaufschüssen flüchtet das getroffene Stück gerne bergauf, während sich die Flucht bei Hinterlaufschüssen in der Regel talwärts orientiert (Entlastung des verletzten Laufes).
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Vorderlaufschuss Einknicken des getroffenen Laufes. |
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Hinterlaufschuss Einbrechen der hinteren Körperpartie |
Äser und Kopfschüsse
Äser und Kopfschüsse sind die übelste Art der Verletzung! Das Wild wird einem qualvollen Hungertod ausgeliefert. Es ist nicht wie bei einem Laufschuss in der Bewegung behindert und die Nachsuche bleibt oft erfolglos. Wenn möglich ist sofort ein zweiter Schuss anzubringen, um das schwer getroffenen Wild von den Qualen zu erlösen!
Trägerschuss
Der Trägerschuss sollte nur in Ausnahmefällen angebracht werden! Auch sehr gute Schützen können Pech haben und verletzen das Wild nur tief an der Drossel. Das Wild geht qualvoll ein!
Schusszeichen Schwarzwild
Wildschweine zeichnen kaum, flüchten oft, als wären sie nur erschreckt worden, bzw. ohne erkennbare Reaktion. Langsames Entfernen aus einer „Rotte“ (Verband mehrerer Tiere) weisst auf einen tödlichen Treffer hin.
Schusszeichen Hase und Kaninchen
Hase und Kaninchen, die auf der Flucht beschossen werden, überschlagen sich („rollieren“), wenn sie tödlich getroffen werden.
Auf beschossenes, nicht im Feuer verbleibendes Wild ist Zeit und fristgerecht nachzusuchen! Das gebietet die Ehrfurcht vor dem Wild und wird auch gesetzlich gefordert.
Schusszeichen Federwild
Schusszeichen Federwild
Beim Federwild sind folgende Schusszeichen zu beobachten:
- Bei Kopf und Halsschuss fällt das Flugwild sofort ab.
- Der Brustschuss wirkt ebenfalls tödlich, nachdem sich der Flug auffallend verlangsamt hat.
- Nach Weidwundschüssen („weidwund“) werden die Ständer eingezogen; die Flügelhaltung wird steif, der Flug langsamer; schliesslich fällt das Wild ab.
- Schwere Flügelverletzungen („geflügelt“) führen zu einem jähen Sturz unter wiederholtem Überschlagen.
- Bei leichten Flügelverletzungen gleitet das Wild allmählich zu Boden und versucht sich durch laufen zu retten.
- Beim Schuss ins Kreuz hängen die Ständer abwärts („geständert“); das Wild gleitet nieder.
- Beim Schuss durch das Auge und bei Lungenschüssen steigt das Wild senkrecht auf („himmelt“).