Bayerischer Gebirgsschweisshund (BGS)

Name 

Bayerischer Gebirgsschweisshund (BGS)

Ursprung 

Deutschland

Verwendung 

Nachsuchehund, Schweißhund

FCI-Standard 

Nr. 217 - 01.04.1996 / D

FCI-Klassifikation 

Gruppe 6
Laufhunde, Schweißhunde und verwandte Rassen
Sektion 2
Schweißhunde mit Arbeitsprüfung

Erscheinungsbild 
Bayerischer Gebirgsschweisshund

Der Bayerische Gebirgsschweisshund ist ein insgesamt harmonischer, leichterer, sehr beweglicher und muskulöser, mittelgroßer Hund. Der Körper ist etwas länger als hoch und hinten etwas überhöht. Er steht auf nicht zu hohen Läufen. Der Kopf wird waagerecht oder etwas aufgerichtet, die Rute waagerecht oder schräg abwärts getragen.

Wesen 

Der Bayerische Gebirgsschweisshund ist ruhig und ausgeglichen; anhänglich gegenüber seinem Besitzer, zurückhaltend gegenüber Fremden. Bei entsprechender Förderung wird er ein in sich gefestigter, selbstsicherer, unerschrockener und leichtführiger Hund, der weder scheu noch aggressiv ist.

Körper, wichtige Proportionen 

a) Länge des Körpers / Widerristhöhe:
b) Tiefe der Brust / Widerristhöhe:
c) Länge des Nasenrückens / Länge des Kopfes:

Oberkopf 

Verhältnismäßig breit, flach gewölbt, Stirn deutlich abgesetzt, Augenbrauenbögen gut entwickelt, Hinterhauptsbein wenig ausgeprägt.
Stop: Ausgeprägt

Gesichtsschädel 

 

Nasenschwamm 

Von guter Größe, nicht zu breit, Nasenlöcher gut geöffnet. Schwarz oder dunkelrot.

Fang 

Von den Augen etwas abgesetzt, etwas kürzer als der Schädel, genügend breit, nicht spitz. Nasenrücken leicht gewölbt oder gerade.

Lefzen 

Gut überfallend, von mittlerer Dicke. Lefzenwinkel gut sichtbar.

Kiefer / Zähne 

Kräftige Kiefer mit einem perfekten, regelmäßigen und vollständigen Scherengebiss, wobei die obere Schneidezahnreihe ohne Zwischenraum über die untere greift und die Zähne senkrecht im Kiefer stehen. Mit 42 gesunden Zähnen gemäss der Zahnformel. Zangengebiss zulässig.

Backen 

Nur mäßig betont

Augen 

Klar, aufmerksamer Ausdruck. Nicht zu groß und zu rund. Dunkelbraun oder etwas heller. Gut anliegende, pigmentierte Lider.

Behang 

Etwas über mittellang, aber höchstens bis zur Nase reichend, schwer, hoch und breit angesetzt, unten abgerundet, ohne Drehung anliegend herabhängend.

Hals

Mittellang und kräftig. Etwas losere Kehlhaut.

Körper

 

Obere Profillinie 

Vom Widerrist zur Hinterhand leicht ansteigend.

Widerrist 

Wenig ausgeprägt. Fliessender Übergang vom Hals zum Rücken.

Rücken 

Kräftig und elastisch.

Lenden 

Verhältnismäßig kurz, breit, sehr gut bemuskelt.

Kruppe 

Lang und ziemlich flach verlaufend.

Brust 

mäßig breit, gut ausgebildete Vorbrust; ovaler Rippenkorb, tief und lang mit weit nach hinten reichenden Rippen.

Untere Profillinie und Bauch 

Allmählich nach hinten ansteigend; Bauch leicht aufgezogen.

Rute

Mittellang, höchstens bis zu den Sprunggelenken reichend; hoch angesetzt; waagerecht oder leicht schräg abwärts getragen.

Gliedmassen

 

Vorderhand

 

Allgemeines 

Die Läufe, von vorne betrachtet, gerade und parallel, von der Seite betrachtet gut unter dem Körper stehend. Gute Winkelungen.

Schultern 

Gut schräg und nach hinten liegendes Schulterblatt, kräftig bemuskelt.

Oberarm 

Lang, gut und trocken bemuskelt.

Ellenbogen 

Am Körper anliegend, weder einwärts noch auswärts gedreht.

Unterarm 

Trocken und senkrecht stehend. Kräftige Knochen, sehr gut bemuskelt.

Vorderfusswurzelgelenk 

Kräftig

Vordermittelfuss 

Gering nach vorne gerichtet

Vorderpfoten 

Löffelförmig, mit gut gewölbten und eng aneinanderliegenden Zehen sowie genügen gepolsterten, derben, widerstandsfähigen und gut pigmentierten Ballen. Sie fussen parallel, im Stand und in der Bewegung weder einwärts noch auswärts gerichtet. Krallen schwarz oder hornfarbig.

Hinterhand

 

Allgemeines 

Kräftige Knochen. Von hinten betrachtet gerade und parallel. Gute Winkelungen.

Becken 

 

Oberschenkel 

Breit und sehr muskulös

Knie 

Kräftig

Unterschenkel 

Verhältnismäßig lang, muskulös und sehnig

Sprunggelenk 

Kräftig

Hintermittelfuss 

Kurz, senkrecht stehend

Hinterpfoten 

Löffelförmig, mit gut gewölbten und eng aneinanderliegenden Zehen sowie genügend gepolsterten, derben, widerstandsfähigen und gut pigmentierten Ballen. Sie fussen parallel, im Stand und in der Bewegung weder einwärts noch auswärts gerichtet. Krallen schwarz oder hornfarbig.

Gangwerk

Raumgreifend, guter Vortritt und guter Schub, in Vorderhand und Hinterhand gerade und parallel, leicht federnd.

Haut

Kräftig, straff anliegend

Haarkleid

 

Haar 

Dicht, glatt anliegend, mäßig rauh, mit wenig Glanz; feiner an Kopf und Behang, rauer und länger an Bauch, Läufen und Rute.

Farbe 

Tiefrot, hirschrot, rotbraun, rotgelb, auch fahlgelb bis semmelfarben; rotgrau, wie das Winterhaar des Rotwildes, auch geflammt oder dunkel gestichelt. Auf dem Rücken ist die Grundfarbe meist intensiver. Fang und Behang dunkel. Rute meistens dunkel gestichelt. Kleiner, heller Brustfleck (Brackenstern) ist zulässig.

Größe und Gewicht

Widerristhöhe 

Rüden:        47 – 52 cm
Hündinnen:  44 – 48 cm
Für Rüden und Hündinnen keine Toleranz nach oben und unten.

Gewicht 

 

Hoden

Rüden müssen zwei normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.

Fehler

Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten wird bei der Züchtung als Fehler angesehen, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung steht und Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes für den Züchter hat.

Schwere Fehler

  • Fleischfarbene Nase.
  • Geringer Vor- oder  Rückbiss, partielle Zange.
  • Sehr lose Augenlider.
  • Starker Senk- oder Karpfenrücken.
  • Sehr flacher oder tonnenförmiger Brustkorb.
  • Stark aus- oder einwärts gedrehte Ellenbogen.
  • Stark überbaute Hinterhand.
  • Sehr enghessige oder kuhhessige oder O-beinige Stellung der Hinterläufe, sowohl im Stand wie auch in der Bewegung.
  • Zu feine oder zu dünne Behaarung.
  • Starke Farbabweichungen; schwarze Färbung mit roten Abzeichen.
  • Abweichende Größe.

Zuchtausschliessend 

  • Aggressiv oder ängstlich.
  • Deutlicher Vor- oder Rückbiss, Kreuzbiss.
  • Fehlende Zähne (ausser PM1).
  • Ektropium, Entropium.
  • Angeborene Knickrute.
  • Wesensschwäche.

Hunde, die deutlich physische Abnormalitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen, werden disqualifiziert.

Geschichte 

Alle Leit- und Schweißhunde stammen von den Bracken (Urjagdhunde) ab. Reine Bracken haben eine feinst Nase auf Spur und Fährte, grösste Fährtensicherheit, sehr ausgeprägten Fährtenwillen und lockeren Fährtenlaut beim Jagen. Ursprünglich nahm man die verlässlichsten und sichersten Bracken aus der Meute und suchte mit ihnen am Riemen die verlorene Fährte des gejagten Wildes. Aus diesen ruhigsten und führigsten Bracken wurden später die Leithunde und die Schweißhunde herausgezüchtet. Durch Einkreuzung genetisch relativ nahestehender Rassen Ende des 18. / Anfangs 19. Jahrhunderts entstand der heutige Hannoversche Schweißhund. Nach der Revolution von 1848, also nach der Zerschlagung der Grossreviere und der Ablösung der ehemaligen Jagdmethoden durch Pirsch- und Ansitzjagd bei gleichzeitig verbesserten Schusswaffen wurde der Hund „nach dem Schuss“ gebraucht. Spezialisiert auf sichere Riemenarbeit konnte man auf laute Hatz, Durchhaltewillen und Schärfe besonders in den Bergrevieren nicht verzichten. Dort erwies sich der Hannoversche Schweißhund als zu schwer. Um diese gewünschten Leistungen auch im schwierigen Berggelände zu erreichen, züchtete Baron Karg-Bebenburg, Reichenhall, nach 1870 den rassigen und veredelten, leichteren Gebirgsschweisshund, indem er Hannoversche Schweißhund mit roten Gebirgsbracken kreuzte. Zunehmend verdrängten diese Hunde andere Rassen aus den Bergrevieren, so dass der Bayerische Gebirgsschweisshund heute der klassische Begleiter der Berufsjäger und Förster geworden ist. 1912 wurde der „Klub für Bayerische Gebirgsschweisshunde“ mit Sitz in München gegründet. Er ist der einzige anerkannte Zuchtverein für Bayerische Gebirgsschweisshunde in Deutschland.