Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae)
Spinnentiere |
Rote Vogelmilbe |
Kurzinfo |
Der Körper der Roten Vogelmilbe ist eiförmig, nicht segmentiert und besitzt vier Laufbeinpaare. Die Cuticula ist weich und relativ dünn. Larven, Nymphen und Männchen sind weißlich bis grau gefärbt. Die Weibchen der Roten Vogelmilbe erscheinen nach der Nahrungsaufnahme rot oder schwarz. |
Lateinischer Name |
Dermanyssus gallinae (De Geer, 1778) |
Systematik
ohne Rang |
Gewebetiere (Eumetazoa, Bütschli 1910) |
ohne Rang |
Urmünder (Protostomia) |
Überstamm |
Häutungstiere (Ecdysozoa) |
Klasse |
Spinnentiere |
Mesostigmata |
|
Kohorte |
Raubmilben (Gamasina) |
Vogelmilben (Dermanyssus) |
|
Rote Vogelmilbe |
Allgemeines und Merkmale
Parasitenart |
Bei den Roten Vogelmilben handelt sich um temporäre Ektoparasiten ähnlich z.B. den Stechmücken. |
Wirte |
Rote Vogelmilben ernähren sich normalerweise nur vom Blut von Vogelarten und können nur mit diesen ihren Reproduktionszyklus vollenden. |
Fehlwirte |
Stehen hungrigen Milben keine Vögel zur Verfügung, versuchen sie von allen warmblütigen Organismen Blut zu saugen, auch beim Menschen. |
Nachweis |
Der Befall lässt sich am einfachsten durch Verbringen toter Vögel in weiße Plastiktüten oder mit „Milbenfallen“ (weißes Klebeband) an den Sitzstangen nachweisen. |
Aussehen |
Die Rote Vogelmilbe ist nüchtern weißlichgrau gefärbt und wird daher auch manchmal als „Graue Milbe“ bezeichnet. Nach einer Blutmahlzeit scheint die rote Farbe des Bluts durch den Darm und die Körperdecke durch. Bei fortgeschrittener Verdauung geht diese in bräunliche Farbtöne über. |
Körperbau |
Der Körper ist wie bei fast allen Milben in zwei Abschnitte geteilt. Der größere Rumpfabschnitt mit den Beinen wird Idiosoma genannt. Am Vorderende, zwischen den Hüften der Vorderbeine, sitzt ein kleinerer Abschnitt, der die Mundwerkzeuge trägt, das Gnathosoma. Bei der Gattung Dermanyssus ist das Idiosoma langoval und hinten breit abgerundet. Es ist überwiegend weich sklerotisiert und biegsam. Darin sind fester sklerotisierte Platten eingelagert, die Sklerite oder Schilde genannt werden. Dermanyssus trägt auf der Oberseite nur ein Dorsalschild. Auf der Unterseite sitzen hintereinander drei kleinere Schilde, der Sternalschild, Genitalschild und das Analschild mit dem Anus. Der Dorsalschild bedeckt den größten Teil der Oberseite, er ist langgestreckt, vorn breit gerundet mit deutlich knickförmig abgesetzten Vorderecken, dahinter lang nach hinten zu verschmälert. Das Hinterende ist recht abrupt, fast gerade, abgestutzt verrundet. Die Art ist gegenüber anderen Milbenarten derselben und verwandter Gattungen nur an der Form der Schilde, in erster Linie aber an deren Beborstung zu unterscheiden. Die Mundwerkzeuge von Dermanyssus-Arten sind aufgrund der parasitischen Lebensweise charakteristisch abgewandelt. Die Cheliceren sind sehr langgestreckt und borstenförmig-zylindrisch, insbesondere ihr zweites Glied ist stark verlängert. Die Chela (scherenförmige Greifzange) an der Spitze ist fast rückgebildet, sie ist nur im elektronenmikroskopischen Bild noch erkennbar. Die Cheliceren können in den Rumpf zurückgezogen und bei der Nahrungsaufnahme vorgestreckt werden, sie dienen als Stechborsten, um die Haut des Wirts zu durchbohren. Die zusammengelegten Cheliceren bilden einen Nahrungskanal, durch den das Blut aufgesaugt wird. Die Männchen der Dermanyssus-Arten besitzen auf der Bauchseite eine unpaare, mittige Geschlechtsöffnung vor dem Vorderrand des Genitalschilds. Ihre Cheliceren dienen als Begattungsorgane. Sie sind auch an der insgesamt stärker sklerotisierten Körperoberfläche erkennbar. So sind bei ihnen alle drei Ventralschilde zu einem verschmolzen. |
Größe |
Männchen erreichen 0,6 mm Körperlänge und geschlechtsreife Rote Vogelmilbenweibchen ca. 0,8 mm; nach einer Blutmahlzeit sogar bis zu 2 mm. |
Rote Vogelmilben bevorzugen Temperaturen zwischen 20 und 30 °C. Bei niedrigen Temperaturen (5 °C) überleben sie und können sogar Eier legen, diese entwickeln sich aber nur weiter, wenn die Temperaturen ansteigen. Bei Temperaturen deutlich über 40 °C sterben sowohl die Milben wie auch ihre Eier nach relativ kurzer Zeit ab. Die Tiere überleben, wohl auch ohne besondere Akklimatisierung, Temperaturen um −10 °C, sterben aber bei −20 °C nach ca. 20 Minuten rasch ab. Alle Entwicklungsstadien sind relativ empfindlich gegenüber Austrocknung. |
|
Lebensweise |
Die Rote Vogelmilbe kann ohne weiteres längere Strecken auf der Wirtssuche zurücklegen und bewegt sich dabei sehr schnell. |
Schadwirkung |
Die Schadwirkung der Roten Vogelmilbe besteht im Saugen von Blut, Auslösen von Juckreiz und Entzündungen und dem damit verbundenen Stress und der befallenen Tiere. Küken und Jungvögel können durch die ständige Blutabnahme schon bei mäßigem Befall sterben. Auch bei brütenden Vögeln sind direkte Todesfälle möglich. |
Lebenszyklus
Reproduktion |
Die Rote Vogelmilbe legt ihre Eier nicht auf dem Wirt ab, sondern in Spalten innerhalb des Nestes oder irgendwo in der Nähe davon; bei in Gehegen und Käfigen gehaltenen Tieren in Ritzen und Hohlräume von diesen. Die sechsbeinigen Larven schlüpfen bei ausreichend hohen Temperaturen nach zwei bis drei Tagen aus dem Ei. Noch vor der ersten Blutaufnahme häutet sich diese innerhalb von 24 Stunden zur achtbeinigen Protonymphe. Die Protonymphe sucht sich sogleich einen Wirt und beginnt Blut zu saugen. Sie bleibt zwischen den Blutmahlzeiten nicht auf dem Wirt sitzen, sondern verlässt ihn unmittelbar nach der Mahlzeit wieder. Anschließend erfolgt die Häutung zur Deutonymphe, die ebenfalls Nahrung zu sich nimmt und sich zu einer adulten männlichen oder weiblichen Milbe weiter entwickelt. Der Reproduktionszyklus vom Ei bis zur erneuten Eiablage der Weibchen kann unter günstigen Bedingungen (20 bis 25 °C, hohe Luftfeuchte) in einer Woche durchlaufen werden. Pro Eiablage werden drei bis vier Eier abgelegt. Während ihrer Lebenszeit kann ein Weibchen etwa 300 Eier produzieren. Die Lebensdauer eines Weibchens erreicht etwa 6 Wochen bei 25 °C, sie steigt bei 5 °C auf 9 Monate, bei dieser Temperatur ist aber weder Wachstum noch Entwicklung möglich. Tiere ohne jede Gelegenheit zur Nahrungsaufnahme können 34 Wochen überleben. |
Natürliche Feinde |
Keine bekannt |
Schaden und Bekämpfung
Wirtschaftlicher |
Für Geflügelzüchter ist besonders der wirtschaftliche Schaden, den dieser Parasit verursacht, von Bedeutung, denn befallene Tiere sind geschwächt und anfällig für andere Krankheiten, da ihr Immunsystem beeinträchtigt ist. Hierdurch sind auch Aufzucht, Mast- und Legeleistung betroffen. |
Bekämpfung |
Jegliche Bekämpfungsmaßnahme muss am Ende des Lichttages durchgeführt werden um größtmöglichsten Erfolg zu haben. Wer blaues Licht im Stall hat, kann die Maßnahme auch bei Nacht, zu der Zeit wenn die Milben auf dem Weg zu ihren Wirten sind, durchführen. Akarizide Silikatstäube Öle Tränkwasserzusatz Klebeband |
ökonomische |
Ein hoher Befall kann die Eierproduktion um ca. 12% reduzieren. |