Biber (Castor fiber)

Nagetiere 

Europäischer Biber         [Glossar]

Kurzinfo 

Biber kamen ursprünglich in vielen Teilen Europas vor. Doch Aufgrund ihres wertvollen Pelzes, ihres Fleisches und vor allem der vielfältigen Verwendung des wertvollen Castoreums oder Bibergeils wurde er schon in der Steinzeit und bis ins 19. Jahrhundert intensiv bejagt. Heute steht er unter Artenschutz, deshalb ist es verboten Biber zu fangen oder zu jagen.
Biber legen in Ufernähe umfangreiche Holzburgen an, die von ihnen als Wohnbau genutzt werden. Der Eingang befindet sich unter Wasser und ist so für andere Tiere nicht zugänglich. In der Nähe von Ackerflächen ist der Biber ein nicht gern gesehener Gast, denn er sorgt durch seine Bauten für die Überflutung von Feldern.
Das Fell des Bibers besteht aus zwei Schichten:

  • Die obere Schicht hält das Wasser ab und schützt den Biber vor Nässe.
  • Das untere Fell ist besonders dicht und hält die Wärme nah am Körper.

Haben Biber einmal einen Partner gefunden, bleiben sie ein Leben lang zusammen.
Im Darm des Bibers leben spezielle Bakterien, die einen Großteil des gefressenen Pflanzenmaterials abbauen und so für den Biber verwertbar machen.

Lateinischer 
Name 

Synonyme 
Fabelname 

Castor fiber, Linnæus 1758

Meister Bockert

Männliches Tier 
Weibliches Tier 
Nachwuchs 

 

 

 

Wissenswertes

Biber sind Holzfäller, Ingenieure, Hydroexperten und Baumeister zugleich. Und was sie als Familiengemeinschaft erschaffen, ist eine einzigartige Wasser- und Sumpflandschaft, von der Wasservögel, Elche, Hirsche, Bären und viele andere Tierarten aus der näheren und weiteren Umgebung profitieren.

Ursache für seine Ausrottung in Europa waren sein wertvoller Balg, sein schmackhaftes Wildbret, das in katholischen Gegenden als Fastenspeise überaus geschätzt war und das als Heilmittel in der Volksmedizin sehr begehrte Drüsensekret „Bibergeil“. Die Kelle galt als Leckerbissen. Die Begründung lieferte 1754 der Jesuitenpater Charlevoix: „Bezüglich seines Schwanzes ist er ganz Fischund er ist als solcher gerichtlich erklärt durch die Medizinische Fakultät in Paris und in Verfolg dieser Erklärung hat die Theologische Fakultät entschieden, dass das Fleisch an Festtagen gegessen werden darf.“
Zusätzlich die Zerstörung der Lebensräume durch Begradigung der Flüsse etc.. In den letzten Jahren auch in der Schweiz wieder eingebürgert.

Herkunft

Einheimisch – ausgerottet - wieder eingebürgert
Der Europäische Biber war ursprünglich in Europa und weiten Teilen Asiens heimisch, ist dann aber durch Bejagung (dichtes Fell, essbares Fleisch) in weiten Teilen Europas ausgerottet worden.

Vorkommen

Südfrankreich an der Rhone, Niederlande, Finnland, Südskandinavien, Polen, europäischer Teil Russlands, Österreich, Schweiz

Deutschland: Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Saarland, Sachsen, Bayern.

Aussehen / Körperbau
Biber - Castoridae - Meister Bockert

Der Körper ist plump und stark, hinten wesentlich dicker als vorne.
Die relativ kleinen Augen liegen sehr weit oben am Kopf. Sie werden beim Tauchen mit einer Nickhaut überzogen.
Der Rücken ist gewölbt, der Bauch hängend, der Hals kurz und dick. Der Kopf ist hinten breit und verschmälert sich nach vorne. Die Läufe sind kurz und sehr kräftig. Die Ohren sind klein sowie innen und außen behaart.
Die Pfoten sind fünfzehig und er kann damit greifen; die hinteren sind bis an die Krallen durch eine Schwimmhaut miteinander verbunden.
Vorder- und Hinterpfoten tragen starke Krallen. Die zweite Hinterfusszehe hat eine Doppelkralle (Putzkralle), die dem Striegeln des Balges dient.

Mit seinem spindelförmigen Körper, einem breiten, abgeplatteten, mit lederartiger Haut bedeckten und unbehaarten Schwanz, Kelle genanntund den Schwimmhäuten ist der Biber perfekt an das Leben im Wasser angepasst.
Die mit Hornschuppen besetzte Kelle ist waagerecht abgeplattet. Sie ist bis ca. 36 cm lang und ca. 15 cm breit. Sie hat viele Funktionen: Steuer beim Abtauchen, Fettdepot, Wärmeregulator oder Mittel zur Warnung von Artgenossen, wenn mit ihr auf die Wasseroberfläche geschlagen wird.

Beim Tauchen werden Nase und Ohren verschlossen; so können Biber bis zu 20 Minuten tauchen.

Geschlechtsunterschiede sind ausser während der Säugeperiode äusserlich nicht erkennbar. Zu dieser Zeit sind bei säugenden Weibchen die brustständigen Zitzen zu sehen; ansonsten muss die Kloake nach einem Penisknochen abgetastet werden.
Da die Urogenitalöffnung (Harnröhre und Geschlechtsöffnung) zusammen mit dem Weidloch in eine gemeinsame Tasche münden, aus der die jeweiliegen Ausscheidungen entlassen werden, kann die Tasche als kloakenartiges Organ bezeichnet werden.

Biber halten keinen Winterschlaf, sondern eine Winterruhe.

Balg

Farbvarianten reichen von relativ hellem Braun bis zu Schwarz.

Das meist braune wasserundurchlässige Fell des Bibers ist mit ca. 23.000 Haare pro Quadratzentimeter an der Unterseite und ca. 12.000 auf dem Rücken. (Mensch: bis zu 600 Haare pro cm2) sehr dicht und schützt vor Nässe und Auskühlung. Es besteht aus dichten, flockigen, seidenartigen Wollhaaren und langen, dichten und steifen, zum Teil über 5 cm langen, Grannen.

Der Pelz wird regelmäßig gereinigt und mit einem fetthaltigen Sekret, dem Bibergeil (Castoreum), gepflegt. Die Haarpflege wird besonders mit den Hinterläufen bewerkstelligt; mit der an der zweiten Hinterzehe befindlichen Doppelkralle kämmt er das Haar durch. Aus den Ölsäcken (Castorenbeutel) wird mit den Pfoten ölige Flüssigkeit (Bibergeil) aufgenommen und das Haar damit eingefettet.

Duftdrüsen

Grosse, eiförmige ca. 10 cm lange und ca. 4,5 cm breite paarige Analdrüsen (Ölsäcke), die beim Männchen in die Vorhaut, beim Weibchen in die Scheide münden. Die sogenannten Castorenbeutel (Castorensäcke, Geildrüsen) wiegen bis zu 250 g und enthalten das Bibergeil, eine im frischen Zustand schmierige, weiche, glanzlose, später mehr wachsartige Masse, die an der Luft zu braunen Brocken eintrocknet. Es riecht eigentümlich scharf und schmeckt aromatisch bitter.
Kardiakaldrüse: etwa hühnereigroße bibertypische Drüse an der Einmündung der Speiseröhre in den Magen. Das Sekret aus dieser Drüse ermöglicht den Bibern eine stoffwechselgemässe Umsetzung des schwer verdaulichen Nahrungsbreis.

Biberdamm
Biberdamm

An fliessenden Gewässern bauen Biber oft Dämme um das Wasser anzustauen. Bei Niedrigwasser wird der aus Ästen, Zweigen und Schilf errichtete Damm mit Morast und Schlick abgedichtet, bei Hochwasser sorgen die Biber für Überläufe.

Zuerst wird ein Wall aus Schlamm und Steinen aufgeschüttet, in den dann Zweige und Äste gesteckt werden, die ihrerseits wieder mit Schlamm abgedeckt werden. So wird der Damm stetig erweitert und erhöht. Ein Biberdamm kann bis zu 3 m hoch und 100 m und mehr lang sein. Gearbeitet wird immer von der stromaufwärts gelegenen Seite des Dammes.

Neuanlagen von Dämmen und Reparaturen werden durch akustische Reize (z.B. das Rauschen des Wassers zwischen Steinen) ausgelöst.

Lebensweise

Der dämmerungs- und nachtaktive Biber ist ein semiaquatisches Säugetier; Er besiedelt Fliessgewässer in allen Größenkategorien, vom Fluss 1. Ordnung bis hin zum Entwässerungsgraben. Ebenso kann er alle Formen von Stillgewässern annehmen, vom Weiher oder Altwasser bis hin zum See und nutzt intensiv deren Uferbereiche. An Land bewegt er sich aufgrund seines plumpen Körperbaus nur langsam fort. Sein Körperbau ist dem Leben im und am Wasser ausgezeichnet angepasst: Kelle als Steuer und Antriebsruder, Schwimmhäute an den Hinterfüssen, bis zu 23.000 Haare pro Quadratzentimeter Körperoberfläche und 12.000 Haare pro Quadratzentimeter am Rücken, Möglichkeit das Fell einzufetten, Geschlechtsorgane im Körperinneren.

Sie sind ausgezeichnete Schwimmer und Taucher mit einer effizienten Ausnutzung des Sauerstoffs, wodurch er bis zu 20 Minuten lang tauchen kann. Beim Tauchen presst er seine Vorderläufe an den Körper, die Vorwärtsbewegung geschieht mit den Hinterläufen. Die Kelle liegt beim Schwimmen und Tauchen ruhig.

Nase und Ohren werden beim Tauchen mit Hilfe von Hautlappen geschlossen.

Durch die 45°-Drehung des Fusses und dem zur Rotationsbewegung befähigten Kniegelenk, treibt er seinen Körper im Wasser optimal an.

Im Winter kann er unter dem Eis schwimmen; dazu nagt er ein Loch in den Biberdamm, um etwas Wasser abzulassen. So entsteht eine Luftschicht unter dem Eis.

Sie halten keinen Winterschlaf, verlassen aber in der kalten Jahreszeit oft wochenlang die Burg nicht.

Die Jungen werden von der Mutter zu ihrem ersten Ausflug ins Wasser gedrängt, wo sie zwar sofort schwimmen können, das Tauchen aber erst lernen müssen.

Biber sind erst nach 5 Jahren ausgewachsen.

Wegen des Fehlens äusserer Geschlechtsmerkmale ist eine Geschlechtsbestimmung am lebenden Tier schwierig. Es gelingt am ehesten anhand der deutlich sichtbaren zwei Paar Zitzen beim Weibchen und beim Männchen durch Ertasten des etwa zwei Zentimeter großen Penisknochens.

Territoriumsgrösse

Ein Biberpaar beansprucht im Durchschnitt ein Revier mit einem Radius von etwa einem Kilometer.
Ein- bis dreijährige Biber dehnen ihren Aktionsradius im Sommer bis auf fünf Kilometer aus.
Revier- und partnersuchende Biber unternehmen Wanderungen bis zu 40 Kilometer.

Biber markieren ihr Revier mit dem Biber-Geil.

Nahrung und Nahrungserwerb 
Doppelkegelschnitt

Als reiner Pflanzenfresser ernährt er sich in der warmen Jahreszeit von krautigen Pflanzen, Wasserpflanzen (Seerosen-, Kalmus- und Schwertlilienwurzelgeflechte), Schilf, Rinde und Zweigen von Weichhölzern (Weiden, Erlen, Espen, Birken, Pappeln) und mag besonders gerne junge Brennnesseln. Von den gefällten Bäumen verzehrt er die Zweige, die Astrinde und die Blätter. Im Winter bildet Rinde seine hauptsächliche Nahrung. Nadelhölzer verschont er fast völlig.

Er schneidet Sträucher und Bäume von unterschiedlicher Stärke ab, indem er in etwa 50 cm Höhe rundherum nagt (typischer Doppelkegelschnitt) und sie so zu Fall bringt, um an die Zweige zu kommen.
Die Vorräte für den Winter , Rinde und Zweige von Weichhölzern, lagern sie unter Wasser.
Die Nahrung verzehrt er meist am Uferrand.

Ein ausgewachsener Biber verbraucht jährlich ca. 7,5 Kubikmeter Holz. Um 1 kg Holz von einem Baum abzunagen, muss der Biber etwa 1000 mal zubeissen.

Der Blinddarminhalt wird, ähnlich wie bei Hasenartigen, direkt vom Weidloch aufgenommen und erneut abgeschluckt (Cäcotrophie).

Schaden
Biberschaden

Gängige Schäden sind:

  • Unterminierung von Uferbereichen und Fahrwegen (Einbruchgefahr)
  • Unterminierung von Schutzwasserbauten (Dämme)
  • Unterminierung aufgesattelter Teiche (Fischteiche, Löschteiche)
  • Verklausung durch Treibholz (Wehr- und Mühlgänge, Kläranlagen usw.)
  • Vernässung (Land- und Forstwirtschaft, Siedlungsgebiet)
  • Überflutung von Infrastruktur (Kellern usw.)
  • Überstauung von Wasserentnahmestellen
  • Beeinträchtigung von Garten- und Freizeitanlagen

Losung
Biberlosung

wird immer im Wasser abgesetzt; wenn sie am Ufer gefunden wird, dann wurde sie angeschwemmt.
Sie ist ca. 2 cm dick und 2 bis 2,5 cm lang; an den Enden die Andeutung einer Spitze und von dunkelbrauner Färbung mit vielen Pflanzen- und Holzresten.

Trittsiegel
Trittsiegel des Bibers

von Bibern sind mit keiner anderen Tierart verwechselbar. Die Hinterpfotenabdrücke sind von der Größe einer menschlichen Hand. Die Vorderpfoten sind wie menschliche Hände, mit langen, kräftigen Fingern.

Fährte

ist selten deutlich.

Da der Biber die Kelle nachschleift und im weichen Boden oder im Schnee eine breite Schleifspur über den Abdrücken hinterlässt, ist die Spur mit keiner anderen zu verwechseln.
Die Vorderfussspur ist ca. 3 bis 3,5 cm breit und 4 bis 4,5 cm lang; die Krallen werden meist deutlich abgedrückt.
ie Hinterfussspur ist ca. 14 bis 15 cm lang und 9 bis 10 cm breit; die Krallen hinterlassen keine deutlichen Abdrücke. Auf weichem Boden werden die Schwimmhäute mit abgedrückt.

Geschlechtsreife

Biber sind normalerweise nach zwei bis drei Jahren geschlechtsreif. Beide Geschlechter bleiben bis zum 16. Lebensjahr fortpflanzungsfähig.

Höchstalter

In freier Wildbahn wurde an markierten Bibern ein Höchstalter von 17 Jahren festgestellt

Natürliche Feinde

Luchs, Wolf und Bär zählten früher zu den wichtigsten natürlichen Feinden des Bibers. Gefahr geht heute am ehesten vom Strassenverkehr und wildernden Hunden aus.

Infektionskrankheiten
Parasitäre Erkrankung

Krankheiten: Lungenentzündung und Tuberkulose.
Saugwürmer (Trematoda) Stichorchis subtriquetrus im Blind- und Enddarm des Bibers (bei 80 bis 90 % aller Biber); Nematode Capillaria hepatica im Lebergewebe bei bis zu 20 % der Biber. Bibermilbe Schizocarpus mingaudi. Ein Käfer “Biberfloh” Platypsyllus castoris.

Bestandszusammensetzung

Biber leben zumeist in Familienverbänden. Diese bestehen aus den in lebenslanger Einehe lebenden Eltern sowie den ein- und zweijährigen Jungtieren. Mit erreichen der Geschlechtsreife verlassen die Jungtiere den Familienverband.

Trophäen

Keine