Biber (Castor fiber)
Kurzinfo |
Biber kamen ursprünglich in vielen Teilen Europas vor. Doch Aufgrund ihres wertvollen Pelzes, ihres Fleisches und vor allem der vielfältigen Verwendung des wertvollen Castoreums oder Bibergeils wurde er schon in der Steinzeit und bis ins 19. Jahrhundert intensiv bejagt. Heute steht er unter Artenschutz, deshalb ist es verboten Biber zu fangen oder zu jagen.
Haben Biber einmal einen Partner gefunden, bleiben sie ein Leben lang zusammen. |
Lateinischer |
Castor fiber, Linnæus 1758 |
Männliches Tier |
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Wissenswertes |
Biber sind Holzfäller, Ingenieure, Hydroexperten und Baumeister zugleich. Und was sie als Familiengemeinschaft erschaffen, ist eine einzigartige Wasser- und Sumpflandschaft, von der Wasservögel, Elche, Hirsche, Bären und viele andere Tierarten aus der näheren und weiteren Umgebung profitieren. Ursache für seine Ausrottung in Europa waren sein wertvoller Balg, sein schmackhaftes Wildbret, das in katholischen Gegenden als Fastenspeise überaus geschätzt war und das als Heilmittel in der Volksmedizin sehr begehrte Drüsensekret „Bibergeil“. Die Kelle galt als Leckerbissen. Die Begründung lieferte 1754 der Jesuitenpater Charlevoix: „Bezüglich seines Schwanzes ist er ganz Fischund er ist als solcher gerichtlich erklärt durch die Medizinische Fakultät in Paris und in Verfolg dieser Erklärung hat die Theologische Fakultät entschieden, dass das Fleisch an Festtagen gegessen werden darf.“ |
Herkunft |
Einheimisch – ausgerottet - wieder eingebürgert |
Vorkommen |
Südfrankreich an der Rhone, Niederlande, Finnland, Südskandinavien, Polen, europäischer Teil Russlands, Österreich, Schweiz Deutschland: Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Saarland, Sachsen, Bayern. |
Aussehen / Körperbau |
Der Körper ist plump und stark, hinten wesentlich dicker als vorne. Mit seinem spindelförmigen Körper, einem breiten, abgeplatteten, mit lederartiger Haut bedeckten und unbehaarten Schwanz, Kelle genanntund den Schwimmhäuten ist der Biber perfekt an das Leben im Wasser angepasst. Beim Tauchen werden Nase und Ohren verschlossen; so können Biber bis zu 20 Minuten tauchen. Geschlechtsunterschiede sind ausser während der Säugeperiode äusserlich nicht erkennbar. Zu dieser Zeit sind bei säugenden Weibchen die brustständigen Zitzen zu sehen; ansonsten muss die Kloake nach einem Penisknochen abgetastet werden. Biber halten keinen Winterschlaf, sondern eine Winterruhe. |
Balg |
Farbvarianten reichen von relativ hellem Braun bis zu Schwarz. Das meist braune wasserundurchlässige Fell des Bibers ist mit ca. 23.000 Haare pro Quadratzentimeter an der Unterseite und ca. 12.000 auf dem Rücken. (Mensch: bis zu 600 Haare pro cm2) sehr dicht und schützt vor Nässe und Auskühlung. Es besteht aus dichten, flockigen, seidenartigen Wollhaaren und langen, dichten und steifen, zum Teil über 5 cm langen, Grannen. Der Pelz wird regelmäßig gereinigt und mit einem fetthaltigen Sekret, dem Bibergeil (Castoreum), gepflegt. Die Haarpflege wird besonders mit den Hinterläufen bewerkstelligt; mit der an der zweiten Hinterzehe befindlichen Doppelkralle kämmt er das Haar durch. Aus den Ölsäcken (Castorenbeutel) wird mit den Pfoten ölige Flüssigkeit (Bibergeil) aufgenommen und das Haar damit eingefettet. |
Duftdrüsen |
Grosse, eiförmige ca. 10 cm lange und ca. 4,5 cm breite paarige Analdrüsen (Ölsäcke), die beim Männchen in die Vorhaut, beim Weibchen in die Scheide münden. Die sogenannten Castorenbeutel (Castorensäcke, Geildrüsen) wiegen bis zu 250 g und enthalten das Bibergeil, eine im frischen Zustand schmierige, weiche, glanzlose, später mehr wachsartige Masse, die an der Luft zu braunen Brocken eintrocknet. Es riecht eigentümlich scharf und schmeckt aromatisch bitter. |
An fliessenden Gewässern bauen Biber oft Dämme um das Wasser anzustauen. Bei Niedrigwasser wird der aus Ästen, Zweigen und Schilf errichtete Damm mit Morast und Schlick abgedichtet, bei Hochwasser sorgen die Biber für Überläufe. Zuerst wird ein Wall aus Schlamm und Steinen aufgeschüttet, in den dann Zweige und Äste gesteckt werden, die ihrerseits wieder mit Schlamm abgedeckt werden. So wird der Damm stetig erweitert und erhöht. Ein Biberdamm kann bis zu 3 m hoch und 100 m und mehr lang sein. Gearbeitet wird immer von der stromaufwärts gelegenen Seite des Dammes. Neuanlagen von Dämmen und Reparaturen werden durch akustische Reize (z.B. das Rauschen des Wassers zwischen Steinen) ausgelöst. |
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Lebensweise |
Der dämmerungs- und nachtaktive Biber ist ein semiaquatisches Säugetier; Er besiedelt Fliessgewässer in allen Größenkategorien, vom Fluss 1. Ordnung bis hin zum Entwässerungsgraben. Ebenso kann er alle Formen von Stillgewässern annehmen, vom Weiher oder Altwasser bis hin zum See und nutzt intensiv deren Uferbereiche. An Land bewegt er sich aufgrund seines plumpen Körperbaus nur langsam fort. Sein Körperbau ist dem Leben im und am Wasser ausgezeichnet angepasst: Kelle als Steuer und Antriebsruder, Schwimmhäute an den Hinterfüssen, bis zu 23.000 Haare pro Quadratzentimeter Körperoberfläche und 12.000 Haare pro Quadratzentimeter am Rücken, Möglichkeit das Fell einzufetten, Geschlechtsorgane im Körperinneren. Sie sind ausgezeichnete Schwimmer und Taucher mit einer effizienten Ausnutzung des Sauerstoffs, wodurch er bis zu 20 Minuten lang tauchen kann. Beim Tauchen presst er seine Vorderläufe an den Körper, die Vorwärtsbewegung geschieht mit den Hinterläufen. Die Kelle liegt beim Schwimmen und Tauchen ruhig. Nase und Ohren werden beim Tauchen mit Hilfe von Hautlappen geschlossen. Durch die 45°-Drehung des Fusses und dem zur Rotationsbewegung befähigten Kniegelenk, treibt er seinen Körper im Wasser optimal an. Im Winter kann er unter dem Eis schwimmen; dazu nagt er ein Loch in den Biberdamm, um etwas Wasser abzulassen. So entsteht eine Luftschicht unter dem Eis. Sie halten keinen Winterschlaf, verlassen aber in der kalten Jahreszeit oft wochenlang die Burg nicht. Die Jungen werden von der Mutter zu ihrem ersten Ausflug ins Wasser gedrängt, wo sie zwar sofort schwimmen können, das Tauchen aber erst lernen müssen. Biber sind erst nach 5 Jahren ausgewachsen. Wegen des Fehlens äusserer Geschlechtsmerkmale ist eine Geschlechtsbestimmung am lebenden Tier schwierig. Es gelingt am ehesten anhand der deutlich sichtbaren zwei Paar Zitzen beim Weibchen und beim Männchen durch Ertasten des etwa zwei Zentimeter großen Penisknochens. |
Territoriumsgrösse |
Ein Biberpaar beansprucht im Durchschnitt ein Revier mit einem Radius von etwa einem Kilometer. Biber markieren ihr Revier mit dem Biber-Geil. |
Als reiner Pflanzenfresser ernährt er sich in der warmen Jahreszeit von krautigen Pflanzen, Wasserpflanzen (Seerosen-, Kalmus- und Schwertlilienwurzelgeflechte), Schilf, Rinde und Zweigen von Weichhölzern (Weiden, Erlen, Espen, Birken, Pappeln) und mag besonders gerne junge Brennnesseln. Von den gefällten Bäumen verzehrt er die Zweige, die Astrinde und die Blätter. Im Winter bildet Rinde seine hauptsächliche Nahrung. Nadelhölzer verschont er fast völlig. Er schneidet Sträucher und Bäume von unterschiedlicher Stärke ab, indem er in etwa 50 cm Höhe rundherum nagt (typischer Doppelkegelschnitt) und sie so zu Fall bringt, um an die Zweige zu kommen. Ein ausgewachsener Biber verbraucht jährlich ca. 7,5 Kubikmeter Holz. Um 1 kg Holz von einem Baum abzunagen, muss der Biber etwa 1000 mal zubeissen. Der Blinddarminhalt wird, ähnlich wie bei Hasenartigen, direkt vom Weidloch aufgenommen und erneut abgeschluckt (Cäcotrophie). |
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Schaden |
Gängige Schäden sind:
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wird immer im Wasser abgesetzt; wenn sie am Ufer gefunden wird, dann wurde sie angeschwemmt. |
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Trittsiegel |
von Bibern sind mit keiner anderen Tierart verwechselbar. Die Hinterpfotenabdrücke sind von der Größe einer menschlichen Hand. Die Vorderpfoten sind wie menschliche Hände, mit langen, kräftigen Fingern. |
ist selten deutlich. Da der Biber die Kelle nachschleift und im weichen Boden oder im Schnee eine breite Schleifspur über den Abdrücken hinterlässt, ist die Spur mit keiner anderen zu verwechseln. |
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Biber sind normalerweise nach zwei bis drei Jahren geschlechtsreif. Beide Geschlechter bleiben bis zum 16. Lebensjahr fortpflanzungsfähig. |
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Höchstalter |
In freier Wildbahn wurde an markierten Bibern ein Höchstalter von 17 Jahren festgestellt |
Natürliche Feinde |
Luchs, Wolf und Bär zählten früher zu den wichtigsten natürlichen Feinden des Bibers. Gefahr geht heute am ehesten vom Strassenverkehr und wildernden Hunden aus. |
Infektionskrankheiten |
Krankheiten: Lungenentzündung und Tuberkulose. |
Bestandszusammensetzung |
Biber leben zumeist in Familienverbänden. Diese bestehen aus den in lebenslanger Einehe lebenden Eltern sowie den ein- und zweijährigen Jungtieren. Mit erreichen der Geschlechtsreife verlassen die Jungtiere den Familienverband. |
Trophäen |
Keine |