Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia)

Schmetterlings- 
blütenartige 
Gewöhnliche Robinie
Lateinischer Name 
Synonyme 
Robinia pseudoacacia, Linnæus 1758
Robinie, Falsche Akazie, Scheinakazie, Silberregen, Schotendorn
Systematik
Klasse 
Unterklasse 
Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung  Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie 
Unterfamilie 
Tribus 
Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Robinieae
Gattung 
Art 
Robinien (Robinia)
Gewöhnliche Robinie
Allgemeines und Merkmale
Status  nicht gefährdet
Wissenswertes  Die Gattung Robinia umfasst etwa 20 Arten in Nordamerika und im südlichen Mexiko. Neben R. neomexicana und R. viscosa ist R. pseudoakacacia die einzige Baumart in der Gattung, die ansonsten nur aus Sträuchern besteht.
Die Robinie ist, obwohl sie auch als Falsche Akazie bezeichnet wird, mit dieser nicht besonders nahe verwandt, auch wenn sie äußerlich mit diesen die gefiederten Blätter sowie die Dornen gemeinsam hat.
Die gewöhnliche Robinie ist eine Pionierbaumart und begrünt sich erst sehr spät im Frühjahr.
Der Baum verträgt das innerstädtische Klima recht gut, nachteilig sind allerdings die Windbrüchigkeit seiner Äste und die Neigung zum Wurzelausschlag. Robinien können 100-200 Jahre alt werden. Samen, Früchte, Blätter und Rinde sind giftig! Robinienholz ist sehr fest und wird zu Sportgeräten verarbeitet oder im Schiffbau eingesetzt.
Erscheinungsbild 
(Habitus) 
Sie ist ein Baum mit rundlicher oder lockerer, schirmartiger Krone; meist mit abgestorbenen Ästen.
Wuchs 10J / 20J / 
Endhöhe 
3 m; 9 m; 12 bis 20 m im Freistand; im geschlossenen Bestand 20 bis 30 m
Herkunft  Atlantisches Nordamerika ais dem Gebiet der Appalachen sowie den US-Bundesstaaten Pennsylvania, Missouri, North Carolina, South Carolina, Georgia, Indiana und Oklahoma
Vorkommen  Sie wurde nach 1492 in Europa eingeführt und zählt deshalb zu den Neophyten und ist heute in Europa, Nordafrika, West- und Ostasien zu finden.
Blattanordnung  wechselständig
Blattaufbau  zusammengesetzt
Blattform  eiförmig
Blattrand  gefiedert
Blätter  Die wechselständigen und unpaarig gefiederten Laubblätter besitzen eine Länge von 15 bis 30 Zentimetern. Sie bestehen aus jeweils neun bis neunzehn eiförmigen Einzelblättchen, die sich durch kleine Gelenke bei großer Hitze senkrecht nach unten klappen können.
Während der Blütenstandsbereich und die Krone meist ohne Dornen sind, sind besonders an den Schösslingen die Nebenblätter zu bis 3 cm langen, rotbraun gefärbten Dornen umgebildet.
Borke/Rinde 
Rinde
Die Borke des Stamms ist graubraun bis dunkelbraun, tief gefurcht und häufig netzig-längsrissig.
Wurzelsystem  Die Robinie ist im Stande, sich durch Wurzelausläufer vegetativ zu vermehren. Diese auch als „klonales Wachstum“ bezeichnete Verbreitung wird begünstigt, wenn es zu Standortstörungen wie etwa Bränden oder Rodungen kommt. Die Gewöhnliche Robinie reagiert darauf mit einer verstärkten Ausbildung von Wurzelsprossen, die letztlich zu einer Verdichtung bereits bestehender Bestände führt; andere Arten werden dadurch verdrängt.
Blütezeit  Mai bis Juni
Die Baumart blüht und fruchtet bereits im sechsten Lebensjahr.
Blüten 
Blüten
Jeweils 10 bis 25 der stark bergamotteartig duftenden Blüten sind zusammengefasst in zwischen 10 und 25 Zentimeter langen, hängenden traubigen Blütenständen an den jungen Zweigen. Die Schmetterlingsblüten bieten reichlich Nektar und werden daher von vielen Insekten aufgesucht. Nektar und Staubbeutel werden gleichzeitig reif.
Bestäubung  Die Bestäubung erfolgt durch Bienen auch Solitärbienen, Hummeln, Wespen und andere Insekten. Setzt sich ein Insekt auf die Blüte, tritt zuerst die Narbe heraus, die eventuell mitgebrachten Pollen vom Bauch abbürstet.
Fruchtart 
Robiniensaamenhülse
Hülsenfrucht
Hülsen abgeflacht, zwischen den Samen etwas eingedellt, 5-10 cm lang mit 4-10 Samen. Früchte bleiben bis zu 1 Jahr nach der Reife am Baum.

Fruchtreife  September
Frucht und Samen 
Robiniensamen
Es werden seitlich stark abgeflachte Hülsen gebildet. Sie sind rotbraun, kurz gestielt, etwa fünf bis zehn Zentimeter lang und einen Zentimeter breit. Ihre Hülle ist pergament-lederig. In den Einbuchtungen der Hülsen liegen etwa vier bis zwölf Samen. Diese Samen sind, sind sechs bis sieben Millimeter lang, braun, glatt und sehr hartschalig. Die sie umgebende Hülse reisst allmählich während des Winters entlang der Rücken- sowie der Bauchnaht auf. Da die Früchte mitunter bis in das nächste Frühjahr am Baum hängen bleiben, zählt die Gewöhnliche Robinie zu den sogenannten Winterstehern.
Die Gewöhnliche Robinie verbreitet ihre Samen durch den Wind (sogenannte Anemochorie). Die Ausbreitungsdistanz, die die Samen der Pflanze auf diese Weise überwinden können, ist wegen ihres hohen Gewichts verhältnismäßig gering. Nur selten werden die Samen über eine weitere Strecke als 100 Meter verbreitet.
Die Dauer der Keimfähigkeit wird auf bis zu 30 Jahre geschätzt. Zur Keimung benötigen die Pflanzen jedoch sehr viel Sonnenlicht.
Geschlecht  zwittrig
Häusigkeit  einhäusig
Chromosomenzahl   
Standort- 
bedingungen 


Wild wächst sie als Pionierpflanze in Laubmischwäldern auf mäßig nährstoffreichen Sand- und Lehmböden in Höhenlagen von bis zu 1600 Metern. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet zeichnet sich durch ein humides Klima mit jährlichen Niederschlägen zwischen 1020 und 1830 Millimetern aus.
Sie dringt auch in Standorte wie Sandtrocken- und Kalkmagerrasen ein und verdrängt die dort wachsenden Arten.
Frosthärte  –28°C bis –32°C
Holzqualität  Das gegen Holzfäule widerstandsfähige Holz ist gleichzeitig biegsam, fest und äusserst hart (Härte nach Brinell 46N/mm²). Es wird im Schiff- und Möbelbau, als Grubenholz, als Schwellenholz, im traditionellen Bogenbau wie auch in der Landwirtschaft (z.B. Weinbau: Stickel) verwendet. Es gilt als widerstandsfähiger und dauerhafter als Eichenholz. Da es auch ohne chemische Konservierungsbehandlung bei einer Nutzung im Aussenbereich lange stabil bleibt, ist es beispielsweise für den Bau von Geräten auf Kinderspielplätzen und Gartenmöbeln gut geeignet. Darüber hinaus wird es oft im Rahmen der Schutzwaldsanierung zur vorübergehenden Verbauung genutzt. Hier werden oftmals Schneerechen und Dreibeinböcke aus diesem Holz gebaut.
Da der Einsatz von Robinienholz aufgrund dessen Eigenschaften eine Alternative zur Verwendung von Tropenhölzern darstellt, wird er derzeit forciert.
Nutzung  Die Robinie stellt nur geringe Anforderungen an den Boden und ist damit eine geeignete Baumart für die Wiederaufforstung von durch Übernutzung zerstörten Wäldernund sie ist eine Pflanze, die eine weitere Bodenerosion verhindert. Sie wird deshalb für Aufpflanzungen in Sandgebieten bis heute genutzt.
Giftigkeit  Die ganze Pflanze gilt als stark giftig, besonders aber die Rinde und die Früchte.
Hauptwirkstoffe:
  • in der Rinde etwa ein bis sechs Prozent Robin, Phasine, Syringin, zwei bis sieben Prozent Protocatechingerbstoff
  • in den Blättern Indican, Asparagin, Kämpferol und Acacetin
  • in den Samen Lectine
Vergiftungs- 
erscheinungen, 

immunbiologische 
Wirkungen 
Robin und Phasin sind sehr giftig. Beide Substanzen sind wie andere Toxalbumine echte Antigene und wirken agglutinierend auf rote Blutkörperchen und Gewebe zerstörend; durch Erhitzen geht die Toxizität des Robins verloren. Auch eine natürliche Immunität gegen diese Antigene ist möglich. Innerhalb einer Stunde können Erbrechen, Schlafsucht, Mydriasis und krampfhafte Zuckungen auftreten. Bei Pferden treten erst Erregungszustände, dann Apathie und zeitweise krampfhafte Zuckungen auf. 150 g Robinienrinde können für Pferde bereits eine tödliche Dosis darstellen.
Durch den Genuss von Samen und das Kauen der Wurzeln sind vereinzelt Vergiftungen für den Menschen mit zum Teil tödlichem Ausgang aufgetreten.
Wirkungen auf die Schleimhäute: Die Pollen der Robinie gehören zu den Heuschnupfen-Erregern. Ihre Bedeutung als inhalative Allergene wird aber überschätzt, da die Pollen nur kurze Stecken vom Wind fortgetragen werden und nur im direkten Bereich der Robinienbäume bzw. von Baumgruppen der Robinie den Weg auf die Schleimhäute finden.
Medizinische 
Verwendung 
 
Schädlinge  Mittlerweile hat sich in Europa die Robinien-Miniermotte als ein auf die Gewöhnliche Robinie spezialisiertes Insekt als Neozoon etabliert. Die Raupen der Robinien-Miniermotte nutzen ausschliesslich die Blätter dieses Baumes als Frasspflanze. 1983 wurde dieses eigentlich in Nordamerika heimische Insekt das erste Mal in der Nähe von Basel entdeckt. Von dort aus hat es sich sehr rasch im übrigen Europa verbreitet. 1988 wurden die ersten Funde in Deutschland, Frankreich und Italien gemeldet, seit den 1990er Jahren werden Funde auch in Ungarn, Tschechischer und Slowakischer Republik sowie Polen gemeldet. Diese Raupe hat kaum Fressfeinde in ihrem neuen Lebensraumund ihre Ausbreitungsgeschwindigkeit hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Bis jetzt liegen noch keine detaillierten Erkenntnisse vor, wie stark sie die Bäume zu schädigen vermag.
Pflanzenerkrankung   
Futter   

Imkerwerte

Die Gewöhnliche Robinie zählt als bedeutende Frühsommertrachtpflanze zu den sogenannten Bienenweidepflanzen. Robinienblüten liefern sehr reichhaltig Nektar mit einem Zuckeranteil zwischen 34 und 59 Prozent, eine einzelne Robinienblüte produziert in 24 Stunden Nektar mit einem Zuckergehalt von 0,2 bis 2,3 mg. Durchschnittlich lassen sich je Baum und Blühsaison Honigerträge zwischen 0,66 und 1,44 kg erzielen. Wegen ihres hohen Zuckerwerts werden Robinien gelegentlich von Imkern gezielt als Trachtpflanze angepflanzt. Der Honig, welcher unter der Bezeichnung „Akazienhonig“ verkauft wird, hat eine helle, schwach gelbliche Farbe, ist sehr flüssig und kandiert nur sehr langsam im Verlaufe mehrerer Jahre in Form eines Bodensatzes aus. Die langsame Kandierung ist durch den hohen Anteil an Fructose bedingt, da Fructose im Honig im Gegensatz zur bei vielen anderen Honigsorten überwiegenden Glukose nur wenig zur Kristallisation neigt. Zu den Ländern, in denen sie neben der forstwirtschaftlichen Nutzung sehr intensiv als Imkerpflanze genutzt wird, zählen Frankreich und Ungarn. Auch in Brandenburg stellt die Robinie in guten Jahren bis zu 60 Prozent der Honigernte.
Nektar  4
Pollen  2
Pollenfarbe  grau
Propolis  ja
Honigtau  unbedeutend
Blütenuhr   
Literatur
  • Josef Lipp et al.: Handbuch der Bienenkunde - Der Honig. 3. Aufl., Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8001-7417-0, S. 38
  • Eugen Vadas: Die Monographie der Robinie. Mit besonderer Rücksicht auf ihre forstwirtschaftliche Bedeutung. Joerges, Selmecbanya 1914.
  • Kurt Göhre (Hrsg.): Die Robinie und ihr Holz. Deutscher Bauernverlag, Berlin 1952.
  • Ulrich Hecker: BLV-Handbuch Bäume und Sträucher. BLV, München 1995, ISBN 3-405-14738-7.
  • Ingo Kowarik: Biologische Invasionen. Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 3-8001-3924-3.
  • Angelika Lüttig, Juliane Kasten: Hagebutte & Co. Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen. Fauna, Nottuln 2003, ISBN 3-935980-90-6.
  • Mario Ludwig, Harald Gebhard, Herbert W. Ludwig, Susanne Schmidt-Fischer: Neue Tiere & Pflanzen in der heimischen Natur. Einwandernde Arten erkennen und bestimmen. BLV, München 2000, ISBN 3-405-15776-5.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. 7. Auflage, Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1
  • Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: Giftpflanzen – Pflanzengifte. 6. Auflage, Nikol, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86820-009-6