Graugans (Anser anser)

Gänsevögel 

Graugans

Lateinischer Name 
Synonyme 

Anser anser, Linnæus 1758
deutsche Gans, Stammgans, Sommergans

Männlicher Vogel 
Weiblicher Vogel 
Nachwuchs 

Ganter
Gans
Gössel

Systematik

Unterstamm 
Überklasse 

Wirbeltiere (Vertebrata)
Kiefermäuler (Gnathostomata)

Klasse 

Vögel (Aves)

Ordnung 

Gänsevögel (Anseriformes)

Familie 

Entenvögel (Anatidae)
Bergente, Blässgans, Brandente, Brautente, Eiderente, Eisente, Gänsesäger, Höckerschwan, Kanadagans, Knäkente, Krickente, Kurzschnabelgans, Löffelente, Mandarinente, Mittelsäger, Pfeifente, Prachteiderente, Reiherente, Ringelgans, Rothalsgans, Saatgans, Samtente, Scheckente, Schellente, Schnatterente, Singschwan, Spießente, Stockente, Streifengans, Tafelente, Trauerente, Trauerschwan, Weißwangengans, Zwerggans, Zwergsäger, Zwergschwan

Unterfamilie 
Tribus 

Gänse (Anserinae)
Echte Gänse (Anserini)

Gattung 

Feldgänse (Anser)
Blässgans, Kurzschnabelgans, Saatgans, Streifengans, Zwerggans

Art 

Graugans

Die Wissenschaft von den Vögeln ist die Vogelkunde (Ornithologie).

Allgemeines und Merkmale

Wildart 

 

Schutzstatus 

 

Wissenswertes 

Die Graugans ist die großwüchsigste Feldgansart. Graugänse zählen zu den häufigsten Wasservögeln und sind die wilden Vorfahren der domestizierten Hausgänse. Mitteleuropa gilt als die Region, in der diese Gans domestiziert wurde. Auf die verwandten Schwanengänse (Anser cygnoides) gehen die domestizierten asiatischen Höckergänse zurück.

Aussehen / Körperbau 

Das Gefieder ist überwiegend braungrau, der Bauch weißlich. Ober- und Unterschwanzdecken sind weiß. Der Schnabel ist relativ groß und klobig, gelbrot ohne schwarze Zeichnung. Die Augen braun, Augenlider und Latschen fleischfarben.
Der Hals wirkt relativ dick und durch die streifige Anordnung der Federn leicht längsgestreift. Die Vorderflügel sind auffällig hell und der Bauch hat mehr oder minder stark ausgeprägte schwarze Flecken.
Frisch geschlüpfte Gänsejungen sind an der Oberseite olivbraun. Dies ändert sich später zu einem graubraunen Farbton. Die Bauchseite ist von einem dunklen Rahmweiß. Der Kopf, der Hals und die Körperseiten sind grünlichgelb. Das Jugendkleid ist verglichen mit adulten Vögeln etwas brauner. Der Bauch ist noch ohne schwarze Flecken. Der Schnabel ist zunächst grau und färbt später gelblich um. Die Füsse sind olivgrau. Im ersten Jahreskleid gleichen die Jungvögel weitgehend den Altvögeln.

Größe* allgemein 

75 bis 90 cm

Gewicht* allgemein 

je nach Jahreszeit 2900 bis 3700 g

Schnabel 
Auge 

relativ groß und klobig, gelbrot ohne schwarze Zeichnung
dunkelbraun

Latschen 

fleischfarben

Gefieder 

Graugänse haben ein hell bräunlich-graues Gefieder, wobei Männchen und Weibchen kaum voneinander zu unterscheiden sind.

Mauser 

Die Graugans mausert im Sommer, wobei die Flügelfedern innerhalb kurzer Zeit ausfallenund sie für 2 bis 3 Wochen fast flugunfähig ist. In dieser Zeit ist sie besonders scheu und versteckt sich. Wenn sie von einem Feind überrascht wird, drückt sich die mausernde Graugans auf den Boden, den Hals in die Vegetation gestreckt, oder sinkt beim Schwimmen so tief ins Wasser, dass nur der Kopf zu sehen ist.
Die Schwingenmauser der Elterntiere liegt so, dass sie etwas später als die Jungtiere wieder flugfähig werden, Die Jungtiere, die ihren Eltern folgen, haben es dadurch leichter, Flugmanöver zu lernen.

Spannweite* 
Flügellänge
Flügelfläche* 
Flügelschlagfrequenz 
Flug- und Schwimmweise 

147 bis 180 cm




Die Graugans fliegt mit recht trägen Flügelschlägen und schwimmt mit hohem Heck. Die Schwärme, in denen sich höchstens 30–40 Vögel sammeln, fliegen beim Zug gerne in Keilen oder in schrägen Reihen.

Sinnesorgane 

Gesichts- und Gehörsinn sind hervorragend, der Geruchssinn ist gut ausgebildet. Schon aus der Geschichte Roms ist überliefert, dass das Kapitol von Gänsen bewacht wurde, auch bei den Griechen galten sie als klug und wachsam.

Die Innenseite des Schnabels ist besonders tastempfindlich.

Drüsen 

 

Lautäußerung 

Graugänse erkennen einander hauptsächlich am Ruf. Auf großen Rastplätzen herrscht oft die ganze Nacht ein reges Rufen und Treiben, das dem Wiederfinden von Familienmitgliedern dient.
Bekanntester Laut ist das auch von Hausgänsen bekannte „ga-ga-ga“, jedoch verfügt die sehr rufaktive Graugans über mehr als ein Dutzend verschiedener Lautäußerungen. Dabei gibt es individuelle Unterschiede. Einige Graugänse rufen immer in einer sehr hohen Kopfstimme, während andere eher geräuschhaft knarrende Laute von sich geben. Sie haben jedoch auch laut trompetende Rufe im Repertoire. Gelegentlich kommt es zu einem duettartigen Rufen zwischen zwei Individuen, wobei die Gänse dabei jeweils im Wechsel rufen.

Kommunikation visuell 

 

Kommunikation chemisch 

 

Herkunft 

 

Vorkommen 

Die Graugans brütet in Grossbritannien, ganz Fennoskandinavien ausser den weit von der Küste entfernten Gebieten sowie in ganz Kontinentaleuropa nordöstlich einer Linie von Dünkirchen bis Patras in Griechenland mit Schwerpunkt in den Niederlanden, Norddeutschland, der Südküste der Ostsee sowie in einem Gebiet zwischen Österreich, Ungarn und Tschechien.
Während des Zuges ist die Graugans in ganz Europa anzutreffen.

Lebensraum (Biotop

Sie liebt sumpfige Niederungen und Moore, Sumpfwiesen und größere Schilfbestände.

Territorium 
Territoriumsgrösse 

Lebt nicht territorial.

Schlafplatz 

 

Lebensweise 

Abgesehen von Paarungs- und Brutzeit leben Graugänse in großen Schwärmen.
Graugänse sind sowohl tag- als auch nachtaktiv. Wenn sie häufig gestört werden, verlagern sie ihre Nahrungssuche in die Nacht. Bevorzugter Brutplatz der Graugänse sind Seen mit breiten Riedgürteln und angrenzenden Wiesen, die sie zur Äsung nutzen. Äsungsplätze können aber auch weit entfernt liegen. Brütende Graugänse finden sich auch in Mooren, auf bewaldeten Inseln und in Flussauen. Die Graugans ist ein Zugvogel, der für gewöhnlich im Winter nach Süden zieht. In den letzten Jahrzehnten ist eine Tendenz zu beobachten, dass Graugänse immer weiter im Norden überwintern, besonders in den Niederlanden oder überhaupt in den nicht zu weit nördlich gelegenen Brutgebietenund dadurch zu Standvögeln werden. Begünstigt wird das durch eine intensivierte Landwirtschaft, die auch im Winter genügend Nahrung auf abgeernteten oder neu eingesäten Feldern bietet, dem geringeren Jagddruck als in Südeuropa sowie eventuell dem Klimawandel. Bis vor wenigen Jahrzehnten überwinterten noch fast alle Graugänse in den Marismas des Guadalquivirs und in Tunesien um den Ischkeul-See sowie in Westalgerien. Wenn sie auf dem Zug sind, bilden sie eine charakteristische V-Formation, die in sich stetig in Bewegung ist, weil einzelne Gänse ihre Plätze wechseln.

Zugverhalten 
Überwinterung 

In Europa ist sie tag- und nachtziehender Teilzieher.
Die Wanderungsrouten der Graugans sind nicht genetisch fixiert, sondern werden in den verschiedenen Teilpopulationen tradiert.
Die Sammlung der Schwärme beginnt Ende Juli und der Herbstzug erfolgt im August–September. Der Frühjahrszug ist ausgesprochen zeitig und erfolgt hauptsächlich schon im April.
Die Überwinterungsgebiete der Graugans sind an der Westküste der iberischen Halbinsel, an den Nordküsten von Algerien und Tunesien und die Küsten der Adria. Grosse Populationen mit mehreren zehntausend Gänsen rasten regelmäßig im Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel auf den brachliegenden Wiesen.

Nahrung und Nahrungserwerb 

Im Gegensatz zu Enten nehmen Gänse hauptsächlich an Land Nahrung auf. Mitunter finden sie ihre Nahrung auch schwimmend, wobei hauptsächlich Algen gefressen werden. Mit den kräftigen Hornzähnen kann die Gans Gras und junges Getreide abrupfen, wobei sie hauptsächlich Grasspitzen, Sumpfpflanzen, Klee, Sämereien, Unkräuter  äsen und auch Würmer und Insekten aufnehmen. Sie sind in der Lage, mit ihrem Schnabel unterirdische Pflanzenteile auszugraben.
Im Herbst äsen sie auch auf Feldern mit Raps und Wintergetreide. Im Frühjahr nutzen sie vor allem Grünland und Flächen mit Wintergetreide zur Nahrungsaufnahme. Im Juli und August sind Graugänse häufig auf Getreidestoppelfeldern zu beobachten.
Für die Ernährung ist es wichtig, dass die Flächen, auf denen Graugänse Nahrung suchen, niedrig bewachsen sind, um so ihr Sicherheitsbedürfnis zu erfüllen, aber auch weil sie sich nur von kurzem Gras und Kräutern ernähren können. Dafür sind natürliche Weidesysteme mit großen Pflanzenfressern (Megaherbivoren) ideal.

Fortpflanzung – Entwicklung – Krankheiten

Zusammenleben 
Balz 

Für gewöhnlich zeigen Graugänse eine große Partnertreue, verpaaren sich jedoch bei Verlust des Partners neu.

Brutort 

Das Nest wird bevorzugt auf Inseln in Süsswassergewässern, in Sumpf- und Marschland, am Ufer von Seen oder langsam fliessenden Flüssen errichtet. Sie brüten in einem sehr lockeren Kolonienverbund, bei dem zwischen den einzelnen Nestern ein größerer Abstand besteht.
Zum Brüten bauen sie n. Es ist gewöhnlich ein umfangreicher (bis zu 1 m Durchmesser und 22 cm hoher) lockerer Bau mit einer flachen Nestmulde. Es wird von der Gans aus Stängeln, Schilf und Rohr erstellt, innen mit dürren Pflanzenteilen ausgelegt und anschließend mit Dunen ausgepolstert wird.

Gelege 

Die Eiablage beginnt je nach Verbreitungsgebiet Mitte März bis Ende April, gewöhnlich mit einem Legeabstand von etwas mehr als 24 Stunden. Die Bebrütung beginnt mit der Ablage des letzten Eis. Das Gelege enthält vier bis neun ovale, grauweiße und glanzlose Eier, die 85 x 58 mm groß und ca. 176 g schwer sind. Es brütet allein das Weibchen. Das Männchen hält sich während der Brutzeit in der Nähe des Nestes auf.

Brutdauer* 

Die Eier werden vom Weibchen 27 bis 28 Tage bebrütet, das Männchen hält Wache und beteiligt sich an der Aufzucht der Jungen.

Jahresbruten 

Graugänse haben nur ein Gelege pro Jahr. Wird es zerstört, kommt es zu keinem Nachgelege.

Schlupfzeit 

 

Nachwuchs 

Die Jungen sind Nestflüchter und mit ungefähr viereinhalb Monaten erwachsen.

Nestlingsdauer

50 bis 60 Tage
Meist bleiben die Jungtiere bis zur nächsten Brut mit den Elterntieren zusammen und sind auch später oft bei diesen anzutreffen.

Geschlechtsreife 

Die Graugans ist etwa im dritten Lebensjahr geschlechtsreif.
Graugänse verpaaren sich bereits im Herbst des zweiten Kalenderjahres, brüten aber selten vor Erreichen des vierten Kalenderjahres.

Höchstalter* 
EURing-Nr.* 

26 Jahre, 6 Monate
1610

Natürliche Feinde 
Natürliche Verluste 
Sonstige 

 

Infektionskrankheiten 
Parasitäre Erkrankung 

 

Bestandszusammensetzung 

Graugänse sind gesellige Tiere und leben außerhalb der Brutzeit in Sozialverbänden.

Bestandsstatus 

 

Bestandstrend 

Von einem Tiefpunkt Anfang der 1970er Jahre, als die europäische Gesamtpopulation etwa 20.000 Tiere umfasste, hat sich der Bestand über etwa 170.000 Tiere Mitte der achtziger Jahre auf heute wohl über 250.000 Tiere erhöht. Dabei kam es nicht nur zu einer dichteren Besiedelung traditioneller Brutgebiete, sondern auch zu einer deutlichen Ausweitung des Brutareals vor allem in Deutschland und in den Niederlanden.

Erkennung Anwesenheit im Revier

Rissmerkmale
Wildschaden 

 

Gestüber 

 

Geläuf 

 

Hege 

 

Bejagung

Jagdzeiten DE, AT, CH 

 

Jagdsignal 

 

Jagd 

 

Schuss 

 

Schusszeichen 

 

Aufbrechen 
Ausnehmen 
Ausfahren 

 

Wildbret 

 

Altersbestimmung 

 

Trophäen 

 

Medizinische Verwendung 

 

Literatur

  • Frank, Wolfgang / Guthörl, Volker: Unterrichtsreihe heimische Wildtiere in der Feldflur und am Wasser am Beispiel von Hase, Kaninchen, Rebhuhn, Fasan, Stockente und Graugans. Bonn: DJV, 1997
  • Weick, Friedhelm: Graugans. Entenvögel. Gänse. In: Wild und Hund, 2/1986, S. 66-67