Stockenten sind anpassungsfähige, tag- und nachtaktive Wasservögel und besiedeln Gewässer aller Art. Sie ernähren sich hauptsächlich von Pflanzen. Stockenten leben gesellig außer während der Jungenaufzucht. Erpel und Ente verpaaren sich schon im Herbst und bleiben dann bis zur kommenden Brutzeit zusammen. Das Nest baut die Ente häufig versteckt am Boden aber aber auch Höhlen, alte Baumhorste anderer Vögel oder künstliche Nisthilfen kommen dafür in Frage. Stockenten gehören zu den Nestflüchtern. Die Küken eines Geleges schlüpfen alle gleichzeitig und werden meist noch am Tag ihrer Geburt von der Ente vom Nest weggeführt. Die Jungen nehmen von Anfang an selbstständig Nahrung auf. Einzelne Enten verteilen ihre Eier oftmals auf die Gelege mehrerer Enten, um im Falle des Gelegeverlustes durch Fressfeinde zumindest einigen Nachkommen das Überleben zu sichern. Da zur Mauser vegetations- und damit deckungsreiche Gewässer bevorzugt werden, findet im Sommer mitunter ein ausgeprägter Mauserzug zwischen verschiedenen Gewässern statt. Brut- und Mauserplätze einzelner Vögel können über viele hundert Kilometer voneinander entfernt liegen.
Lateinischer Name Synonyme
Anas platyrhynchos platyrhynchos, Linnæus 1758 Märzente, Grasente, Grünkragen, Spiegelente, Buschente, Moosente Der Name Stockente hat sich erst im 20. Jahrhundert durchgesetzt; davor war Märzente geläufiger.
Die Stockente ist die häufigste heimische Entenart und gilt als Stammform unserer Hausenten. Sie ist die Größte heimische Gründelente und auf fast allen Gewässer anzutreffen. Die Stockenten liegen hoch im Wasser, beim Abflug starten sie fast senkrecht zur Wasseroberfläche. Auf dem Wasser wird die Ente von einem Luftpolster getragen. Die Luft hält sich zwischen dem Daunengefieder und die Deckfedern schliessen die Daunen ab. Zusammen mit dem Fettpolster unter der Haut verhindert die eingeschlossene Luftschicht, dass die Ente auskühlt. Enten frieren auf dem Eis wegen der Besonderheit der Ruder (Entenfussprinzip) nicht fest. Die Stockente brütet am Ufer, auf Wiesen, unter Reisighaufen oder auch auf Bäumen und flachen Dächern und kommt sowohl als Stand- als auch als Zugvogel vor.
Aussehen / Körperbau
Erpel sind zwischen Mitte September und Mitte Oktober bunt gefiedert. Im Ruhekleid ähnelt der Erpel der Ente, ist aber durch seinen schwarzen Scheitel gut von der Ente zu unterscheiden. Die Flügel sind bei Erpel und Ente graubraun mit schwarz umrandetem purpurviolettem Spiegel, der oben und unten weiss eingefasst ist. An diesem besonders im Flug auffallenden Spiegel ist die Stockente in allen Kleidern von anderen Entenarten zu unterscheiden. Der Erpel trägt sein Prachtkleid von Oktober bis Mai. Kopf und Hals sind flaschengrün mit goldenem Schimmer, der Kropf kastanienbraun mit weissem Ring. Der Flügelspiegel ist helleuchtend blau und weiss eingefasst. Unterrücken und Bürzel schwarz mit grünem Schimmer, Rücken und Brust dunkelbraun. Beim Erpel ist der Schnabel gelbgrün und die Latschen orangerot. Im Schlichtkleid ist der Schnabel weniger lebhaft gefärbt und mehr olivgrün. Beim jungen Erpel ist der Stoß (Draller, Hakeln, Locken) nur leicht nach oben gekrümmt, beim alten Erpel sind die grünschwarzen Stoßfedern (zwei bis vier) spiralförmig aufgerollt und gehören zur Trophäe.
Im Schlichtkleid gleicht der Erpel weitgehend der Ente und unterscheidet sich von dieser nur durch den fast schwarzen Oberkopf.
Die kleinere Ente ist ganzjährig einfarbig braun, der Schnabel gelbschwarz. Das Ruhekleid der Ente entspricht vom Farbton her dem Brutkleid, doch die Oberseite ist nicht so schuppig gemustert.
Das Gefieder eines Jungvogels ähnelt weitgehend dem Ruhekleid der Ente, der Schnabel ist aber rötlich hornfarben, die Latschen gelb bis orangegelb.
Jungvögel sind immer an den schmalen, stumpf endenden Schaftspitzen der Schwanzfedern zu erkennen. Die Schwanzfedern werden aus den gleichen Papillen geschoben wie die Dunenfedern und diese bleiben zunächst auf der Federspitze sitzen. Wenn sie schliesslich abbrechen, bleibt die Spitze stumpf.
Bei Altvögeln sind die Schwanzfedern gerundet.
Markant ist jedoch der blaue Spiegel, so dass keine Verwechslung mit einer anderen Entenart möglich ist.
Schnabel
Beim Erpel ist Junge Erpel haben kürzere Schnäbel als ältere und der Schnabel ist gelbgrün, während der Schnabel der Ente ist gelbschwarz ist. Der Schnabel eines Jungvogels ist rötlich hornfarben.
Der Schnabel der Stockenten ist ein Siebschnabel oder Seihschnabel. Die seitliche Ober- und Unterseite hat innen viele feine „Hornzähnchen", die wie Lamellen oder Streifen aussehen. Zusammen mit der Zunge ist der Entenschnabel ein sehr vielseitig nutzbares Organ, denn mit ihm kann die Stockente viel nahrungshaltigen Schlamm aufnehmen. Das mit der Nahrung aufgenommene Wasser fließt durch die Rillen der Zähnchen wieder ab, indem sie das Wasser durch den Schnabel herausdrückt, so dass nur die Nahrung Schnabel zurück bleibt. Mit der harten Schnabelspitze können Stockenten nicht nur Pflanzenteile abgerupfen, sondern auch Muscheln und Schnecken aufpicken. Auf dem Oberschnabel haben die Stockenten zwei „Nasenlöcher" zum Atmen, die sie bei geschlossenem Schnabel benutzen.
Auge
Braun mit dunkler Pupille
Latschen
Beim Erpel sind die Latschen orangerot. Die Latschen der Ente sind gelb bis orangegelb.
Enten haben ca. 10.000 Daunen und Deckfedern, die sie vor Nässe und Kälte schützen. Sie fetten ihr Federkleid immer ein, damit kein Wasser durch das Gefieder dringt. Eine Drüse an der Schwanzwurzel, die Bürzeldrüse, liefert das Fett. Die Ente nimmt das Fett mit dem Schnabel auf und streicht es damit ins Gefieder. Am Hinterrand der Flügel befindet sich ein metallisch blaues, weiss gesäumtes Band, der "Spiegel". Die Schwanzspitzen sind aufgerollt (Erpellocken). Die Schwingen nutzen sich monatlich um ca. 0,6 mm ab, sind also kurz vor der Mauser um 6 bis 7 mm kürzer als unmittelbar nach der Neubildung.
Mauser
Erpel mausern im Juli, die Ente im Juli/August. Während dieser Zeit sind sie flugbehindert.
Etwa acht Wochen nach dem Schlüpfen können die Jungenten fliegen. Die Fluggeschwindigkeit der Stockenten beträgt bis zu 110 km/h. Die Reiseentfernung bis zu 500 km innerhalb von 24 Stunden. Die Flughöhe maximal 6000 m. Nonstop-Flüge kennen Stockenten nicht, sie machen immer Zwischenlandungen. Stockenten orientieren sich bei ihren Flügen und Wanderungen nach den Magnetfeldern der Erde, richten sich nach Sonne, Mond und Sternen, können Landschaftsstrukturen voneinander unterscheiden und reagieren auf die ständige Rotation der Erdkugel. Eines der wichtigsten Navigationsinstrumente ist aber ihr angeborener Instinkt, verbunden mit den im Laufe des Lebens zusätzlich erworbenen Erfahrungen. Die Flügel einer Stockente haben eine Flächenbelastung von rund 120 N/m2. Das entspricht einer Fluggeschwindigkeit von etwa 18 m/s. Beim vertikalen Start muß der Vogel einen nach unten gerichteten Luftstrom mit ca. 8 m/s erzeugen. Die Stockente benötigt zum Senkrechtstart eine spezifische Leistung von 8 Watt pro Newton Gewichtskraft ihres Körpers. Diese Leistung kann nur für einige Sekunden aufgebracht werden, denn sie ist viermal so groß wie die Leistung, die ihre Flugmuskein kontinuierlich abgeben können. Nach dem Senkrechtstart wird die Ente daher so bald wie möglich zum normalen Vorwartsflug übergehen.
Sinne
Gutes Gehör und gute Augen
Drüsen
Die Bürzeldrüse befindet sich am Schwanzansatz und liefert das Fett zum Einstreichen des Gefieders.
Während der Paarungszeit hört man vom Erpel ein pfeifendes „fihb“ (Grunzpfiff), sonst ein schnarrendes „räb räb“. Die Enten rufen laut „quakquakquakquak“, in Tonhöhe und Lautstärke deutlich absinkend. Die auffälligsten und bekanntesten Laute sind das „wak-wak-wak“ auffliegender oder streichender Enten.
Herkunft
Einheimisch
Vorkommen
Die Stockente kommt im grössten Teil Eurasiens, im äußersten Norden Afrikas sowie weiten Teilen Nordamerikas vor und ist auf Neuseeland und in Australien als Brutvogel eingeführt. Als Brutvogel ist sie sowohl am Meer, an Seen, Flüssen, Bächen, Teichen als auch an künstlichen Seen und Teichen in Stadt und Land anzutreffen.
Pendler, tagsüber im Schilf oder in einer Bachbucht.
Lebensweise
Tagsüber hält sich die Stockente im Schilf oder anderen ruhig gelegenen deckungsreichen Plätzen auf. Stockenten verlassen im Entenstrich allabendlich ihr Gewässer und streichen auf die umliegenden Äcker zum Äsen aus. Erst am Morgen kehren sie zum Ruhen ins Wasser zurück.
Stockenten sind Allesfresser und ernähren sich von allem was im jeweiligen Aufenthaltsgebiet und der betreffenden Jahreszeit verfügbar ist, wenn es hinreichend verdaulich und ohne großen Aufwand erreichbar ist. Sofern die Äsung gewählt werden kann, bevorzugen sie energiereiche, leicht verdauliche Äsung. Neue Nahrungsquellen werden rasch erkannt und unverzüglich genutzt.
Im Sommer und Herbst werden Samen und Früchte bevorzugt. Sobald das Getreide reif ist, fliegen sie nachts auf die Äcker und äsen dort. Wenn es viele Eicheln gibt, fallen sie auf Waldlichtungen oder an Eichenalleen ein. Im Spätherbst werden auch Kartoffel-, Zuckerrüben- und Maisfelder aufgesucht. Sie gründeln zur Nahrungssuche im Flachwasser. Die Jungenaufzucht erfordert einen hohen Anteil an tierischem Eiweiss wie Schnecken, Würmer, Insekten und deren Larven, Kaulquappen und Krebse.
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