Feldhase (Lepus europaeus)
Feldhase [Glossar] |
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Kurzinfo |
Der Feldhase ist sehr scheu und lebt meist nachtaktiv als Einzelgänger. Er bevorzugt warme, trockene und offene Flächen mit einer guten Rundsicht. Seine Sasse wählt der Feldhase so, dass er sein Umfeld möglichst weiträumig überblicken kann. |
Lateinischer Name |
Lepus europaeus, Pallas 1778 |
Rammler |
Systematik
Säugetiere (Mammalia, Linnæus 1758) |
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Überordnung |
Euarchontoglires (Murphy, Eizirik et al. 2001) |
Hasen (Leporidae, Fischer 1817) |
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Echte Hasen (Lepus, Linnæus 1758) |
Körper
Aussehen / Körperbau |
Rammler und Häsin sind nur an den Geschlechtsorganen sicher von einander zu unterscheiden. |
Der Feldhase ist optisch perfekt an seine Umgebung und die Jahreszeit angepasst. Der Frühjahrshaarwechsel beginnt im Februar und hat seinen Höhepunkt im April. Der Herbsthaarwechsel beginnt im Juli und dauert bis November. Der Feldhase pflegt seinen Balg, indem er mit den Vorderläufen Duftstoffe aus dem Backenorgan (Wangenorgan) streift und seinen gesamten Balg, die Löffel und den Bart bürstet. Häufig trommelt er dabei mit den Vorderläufen. Sommerbalg Winterbalg |
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Größe allgemein |
Kopf-Rumpf-Länge: variiert zwischen 50 und 70 cm |
Gewicht |
2,5 bis 6,5 kg (max. 8 kg) |
Zahnformel / Gebiss |
Als reine Pflanzenfresser fehlen dem Feldhasen die Eckzähne vollständig. Die Milchzahngeneration wird bereits in der 4. Lebenswoche gewechselt. Sämtliche Zähne des Feldhasen sind wurzellos und wachsen zeitlebens in einem auf die Abnutzung abgestimmten Verhältnis weiter. Die Schneidefläche der Nagezähne ist immer scharf, da das Zahnbein sich stärker abnutzt als der Schmelz. Hinter den oberen Nagezähnen sitzen sogenannte Stiftzähne (Stützzähne). Die Backenzähne haben Querfalten zum Zerraspeln der Äsung. Das Kauen erfolgt durch seitliches Verschieben des Unterkiefers sowie von vorn nach hinten und von hinten nach vorn. Das sogenannte Mümmeln (Mümmelmann). |
Drüsen |
Backenorgan Pigmentdrüse |
Erbgut |
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Allgemeines - Merkmale – Kommunikation
Wildart |
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Status |
Jagdbar CH DE AT |
Wissenswertes |
Durch die Intensivierung in der Landwirtschaft verliert der Feldhase an Lebensraum und Nahrungsangebot. Landwirte ernten Äcker vollständig abgeerntet und legen Felder so an, dass sie dem Feldhasen keine Versteckmöglichkeiten mehr bieten. In der Morgen- und Abenddämmerung sieht man den Feldhasen am häufigsten auf Äckern, Weiden und Wiesen. Während der Hauptfortpflanzungszeit von Februar bis August sieht man ihn auch tagsüber auf offenem Feld. |
Aussehen / Körperbau |
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Balg |
Der Feldhase ist optisch perfekt an seine Umgebung angepasst. Dazu ist der Balg auf der Oberseite rötlichbraun bis gelbbraun. Die Seiten graugelb bis rötlichbraun. Bauch und Kehle weiss, die Löffelspitzen schwarz, die Blume auf der Oberseite schwarz, auf der Unterseite weiss. Winterbalg Der Feldhase pflegt seinen Balg, indem er mit den Vorderläufen Duftstoffe aus dem Backenorgan (Wangenorgan) streift und seinen gesamten Balg, die Löffel und den Bart bürstet. Häufig trommelt er dabei mit den Vorderläufen. |
Kopf-Rumpf-Länge |
variiert zwischen 50 und 70 cm (max. 76 cm); |
Gewicht |
2,5 bis 6,5 kg (max. 8 kg) |
Gebiss/Zahnformel |
Als reine Pflanzenfresser fehlen ihnen die Eckzähne vollständig.Die Milchzahngeneration wird bereits in der 4. Lebenswoche gewechselt. |
Sinne |
Er vernimmt sehr gut, windet gut, äugt aber nicht besonders (Bewegungsseher). Da die Seher sich sehr weit seitlich am Kopf befinden (typisch für Fluchttiere; Gesichtssinn), ermöglichen sie dem Hasen fast eine Rundumsicht. |
Drüsen |
Backenorgan (Wangenorgan); Das Reiben von Kinn und Halsunterseite an Steinen, Zweigen und das Reiben des Kopfes am Erdboden gehören sowohl zum Kreis des Putz- als auch des Markierungsverhaltens. |
Kommunikation akustisch |
Hase in Hockstellung In der Not ist die Lautäusserung ein quäkendes Klagen und gleicht dem Geschrei eines kleinen Kindes. Diese Laute nennt man auch Hasenklage. |
Kommunikation visuell |
Zur Gebietsmarkierung gehören die Häufungen von Losungskugeln an Grenzsteinen, Steinhaufen, Stubben usw. |
Kommunikation Duft |
Hasen haben am Kinn, an der Nase und am After Duftdrüsen. Beim Putzen durch Lecken mit der Zunge "parfümiert" der Hase sein Fell und auch seine Pfoten. Diese Düfte verteilt er beim Laufen, so dass er eine Duftspur hinterlässt. |
Herkunft |
Einheimisch |
Vorkommen |
Mit Ausnahme des nördlichen Skandinaviens und Russlands in ganz Europa (in Irland eingebürgert). |
Lebensraum (Biotop) |
Gute Anpassungsfähigkeit an die Umgebung. Sturzäcker, Feldraine, Grabenböschungen, Wiesen, Heckenränder |
Reviergrösse |
Der Aktionsraum eines Rammler hat eine Größe von 10 bis 18 ha; der einer Häsin von 3 bis 28 ha. Die Größe wird von der Art des Biotops, der Jahreszeit und der Lage der Äsungsflächen mitbestimmt. Das ausgewählte Wohngebiet wird laufend durchwandert und erkundet. Fremdkörper werden identifiziert. |
Lebensweise |
Feldhasen sind nachtaktive Einzelgänger, die sich nur in der Paarungszeit und an Äsungsplätzen verträglich zusammenfinden. Den Tag verbringt er meist ruhig in der Sasse, in der Abenddämmerung rückt er zur Äsung aufs freie Feld und kehrt am frühen Morgen wieder in seine Ruhestätte zurück. Nur die Rammelzeit bringt ihn auch tagsüber auf die Läufe. Er liegt stets gegen den Wind in der Sasse in der er sich auch löst und hineinnässt. Aus der Sasse gestossen, kehrt er so bald wie möglich wieder dorthin zurück. Wird er nicht regelmäßig gestört, ist er sehr standorttreu. Im Winter lässt er sich gerne in der Sasse einschneien. In Wald-Feld-Biotopen meidet der Hase den Wald nach längerem Regen, bei Laubfall, an Nebeltagen und winterlichen Wärmeeinbrüchen. Das Feld wird gemieden bei geschlossener Schneedecke und scharfem Ostwind. Die Körperpflege bestimmt einen Teil des Tagesrhythmus. Das Putzen erfolgt mehrmals am Tag. Schafzucht vertreibt Hasen. |
Tagesunterschlupf |
Als Tagesunterschlupf bevorzugt er umgepflügte Äcker, Feldraine, Hecken, Gräben und Böschungen und liegt stets gegen den Wind in seiner Sasse, wobei er meist zwei solcher Lager besitzt, die er mit den Vorderläufen scharrt. In der Sasse löst er sich auch und nässt in sie hinein. |
Jahreszeitlich bedingte Wechsel kommen jedoch vor. So zieht er z.B. im Winter von den Gebirgslagen in die tiefer gelegenen Zonen). Im Winter hält er sich mit Vorliebe auf Sturzäckern auf und lässt sich gerne in der Sasse einschneien. |
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Nahrung und Nahrungserwerb |
Reiner Pflanzenfresser. |
Fortpflanzung – Entwicklung – Krankheiten
Zusammenleben |
Feldhasen sind nachtaktive Einzelgänger, die sich nur in der Paarungszeit und an Äsungsplätzen verträglich zusammenfinden. |
Rammelzeit |
Bei günstigen klimatischen Verhältnissen beginnt die Rammelzeit bereits Ende Dezember und dauert bis zum September. Der Höhepunkt ist April / Mai. (auch abhängig von Lichteinflüssen und der Tageslänge). Die Eireife wird durch den Deckakt ausgelöst und 12 Stunden später erreicht. |
im Mittel 42 Tage (ca. 6 Wochen) |
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Die Häsin setzt drei- bis viermal im Jahr von März bis Oktober. Der erste Satz fällt zumeist in den März (Märzhasen). |
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Nest |
Zum Setzen wird kein Bau oder ein besonderes Nest hergerichtet. Die Jungen werden an einer geschützten und trockenen Stelle gesetzt. |
Nachwuchs |
Die Größe der Sätze schwankt zwischen 1 und 9 Junghasen, wobei mehr als 5 Junge selten sind. Sie ist auch von der Jahreszeit abhängig. Junghasen werden in der Sasse abgelegt, oft einzeln (Nestflüchter). |
Säugezeit |
Der Satz Junghasen wird von der Häsin täglich zwei- bis dreimal zum Säugen aufgesucht. Die übrige Zeit sind die Junghasen sich selbst überlassen. |
Selbständigkeit |
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Die Rammler werden mit 5-7 Monaten, die Häsinnen mit 7-8 Monaten geschlechtsreif; pflanzen sich aber in ihrem Geburtsjahr nicht mehr fort. |
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Höchstalter |
Der Feldhase kann bis zu zwölf Jahre alt werden; die in freier Wildbahn lebenden Feldhasen werden jedoch selten älter als acht Jahre. |
Natürliche Feinde |
Fuchs, Marder, Iltis, Wiesel, Habicht, Rotmilan, gelegentlich Mäusebussard, Uhu, Krähen, wildernde Hunde und Katzen. Mit Tarnung, Beharrungsvermögen im ,,Sich Ducken" und Hackenschlagender Fluchten (bis 60 Km/h) versucht er sich im offen Gelände seinen Feinden zu entziehen. |
Natürliche Verluste |
Bis zu 80% der Junghasen sterben durch eine nasskalte Witterung gegen diese sind Feldhasen sehr empfindlich. Das Wetter an den letzten 20 Märztagen und den ersten 20 Apriltagen ist sehr entscheidend für den Zuwachs der Feldhasenpopulation. |
Sonstige Verluste |
Strassenverkehr, intensive Landwirtschaft (Pestizide, Strukturarmut, ausgeräumte Landschaften, Mechanisierung) |
Infektionskrankheiten |
Der Feldhase gehört zu den gegen Krankheiten vergleichsweise empfindlichen Wildarten. Feuchte und kalte Witterung fördert die Ausbreitung und das Ausmass der allermeisten Hasenkrankheiten. |
Parasitäre Erkrankung |
Magen- und Darmwürmer |
Bestands-zusammensetzung |
Überwiegend Einzelgänger |
Bestandsstatus |
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Bestandstrend |
Erkennung der Anwesenheit im Revier - Hege
Wildschaden |
Der Feldhase schält gerne junge Obstbäume und andere Laubbäume. |
Losung |
Wie beim Wildkaninchen, werden zwei verschiedene Arten der Losung ausgeschieden: eine weiche, vitamin-B1-, spurenelement- und bakterienreiche Losung und eine größere, harte und strohige Losung. Die vitaminreiche Losung kommt aus dem Blinddarm und wird überwiegend in den Morgenstunden ausgeschieden. Ein Teil davon wird direkt vom Weidloch aufgenommen und wieder abgeschluckt (Cäcotrophie). |
Vorderläufe mit 5 Zehen, Hinterläufe (Sprünge) mit 4 Zehen. |
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Spur |
![]() Die langen Sprünge mit enormer Schnellkraft sowie die Flexibilität der Wirbelsäule ermöglichen beim Aufsetzen der Vorderläufe ein weites Übereilen der Sprünge. |
Hege |
In Vordergrund steht die Lebensraumverbesserung, z.B. durch Anlage von mosaikartig in der Feldflur angelegten Wildäckern im Rahmen eines Biotopverbundsystems. Der Anbau von Wildackerpflanzen sollte im Mai/Anfang Juni erfolgen, damit zur Vermeidung eines "Ernteschocks" kurz vor der oder zur Getreideernte ausreichend Äsung und Deckung vorhanden sind. In reinen Getreideanbaugebieten sollten zudem Dauergrünflächen (Flächenstillegung) mit einer Einsaat von Klee- oder Klee-Gras-Mischungen geschaffen werden. Winterfütterung ist in strengen Wintern erforderlich, z.B. durch Auslegen von frischem Prossholz und Saftfutter (v. a. Rüben, Karotten und Kohl) sowie durch Freipflügen von Gründüngungsflächen. Heu (Kleeheu) kann in kleinen Bündeln an Bäume gebunden oder in Futterraufen angeboten werden. Zur Verhinderung von Ausmähverlusten sollten Wildretter eingesetzt werden. |
Bejagung
Jagdzeiten DE, AT, CH |
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Jagdsignal |
Hase tot |
Die Jagd hat einen wesentlichen Einfluss auf den Hasenbesatz und sollte nicht zu früh beginnen (Anfang November), aber bereits um die Dezembermitte enden, weil ab diesem Zeitpunkt vielfach die Rammelzeit beginnt. Auch wenn der Streckenanteil der Junghasen unter 50% liegt, sollte die Jagd eingestellt werden, weil dies auf einen geringen Zuwachs schliessen lässt. Zur Jagd sind brauchbare Jagdhunde (Verlorenbringer) mitzuführen. Die gebräuchlichsten Jagdarten sind Gesellschaftsjagden wie Kesseljagden, Vorstehtreiben und Streife. Als Einzeljagd werden der Ansitz, die Brackenjagd und die Suche ausgeübt. Beim Ansitz erwartet der Jäger den Hasen am Ein- und Auslauf am Waldrand, wo er morgens zu Holze und abends zu Felde rückt. Diese Jagdart wird auch als Hasenkur (franz.: cours, Lauf) bezeichnet. Dabei ist zu beachten, dass die am frühen Abend erscheinenden Hasen i.d.R. Häsinnen oder Junghasen sind und deshalb geschont werden sollen. Ältere Rammler erscheinen spät, äsen gern am Waldrand entlang und laufen nach vorsichtigem Sichern schnell ins Feld. Die Brackenjagd wird heute nur noch sehr selten ausgeübt. Bei der Suche, entweder auf freiem Feld oder buschierend in buschigem Gelände oder im Wald, arbeitet man mit dem Hund. Da die Brackenjagd und das Buschieren grundsätzlich zu einer Beunruhigung des Hasenbesatzes und letztlich zum Abwandern der Hasen führen, sollte dasselbe Revier auf diese Art nicht oft bejagt werden. Früher wurden auch die Parforcejagd und die Windhetze auf Hasen ausgeübt. Bei der Hasenjagd ist ferner zu beachten:
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Ansprechen |
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Schuss |
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Hasen, die auf der Flucht beschossen werden, überschlagen sich („rollieren“), wenn sie tödlich getroffen werden. | |
Aufbrechen |
Nach dem Schuss, spätestens vor dem Abtransport, muss der Hase entnässt, d.h. die Blase ausgedrücktund das Gescheide ausgeworfen werden. Auch sollte er auskühlen. |
Wildbret |
Bei jungen Hasen ist das Fleisch bis zum Alter von acht Monaten intensiv rot gefärbt und von besserer Qualität als das dunkelrote Fleisch älterer Tiere. Hasenfleisch hat einen ausgeprägten arteigenen Geschmack. Zur Verbesserung des Geschmacks lässt man den Hasen einige Tage abhängen. Die Innereien (Herz, Leber, Lunge, Nieren) bleiben im Hasen. Sie werden zusammen mit Hals und Rippen als Hasenjung oder Hasenklein bezeichnet und als Hasenpfeffer zubereitet. |
Altersbestimmung |
Anhand des Zahnwuchses und / oder Zahnabschliffes ist eine Altersbestimmung nicht möglich. Das Stroh’sche Zeichen ist eine Verdickung der Elle oberhalb des Fusswurzelgelenkes am Vorderlauf, den man bei 6 bis 8 Monaten alten Junghasen deutlich durch das Haarkleid ertasten kann, wenn man die Pfote im Gelenk etwas einknickt. Das Stroh’sche Zeichen liefert bei einiger Übung zu Beginn der Jagdzeit brauchbare Ergebnisse bei der Altersbestimmung. Die verdickte Epiphyse wird mit zunehmendem Alter allmählich zurückgebildet und kann nicht mehr festgestellt werden. Eine eindeutige Altersbestimmung ist auch nach dem Gewicht der getrockneten Augenlinse (erlegte oder totgefundene Hasen) in Jung- und Althasen möglich. Auch der Augendorn, ein Knorpel im Seherwinkel, kann Aufschluss über das Alter eines Hasen geben. Ist er noch weich, so handelt es sich um einen Junghasen, ist er hart, so ist der Hase älter. Geschlechter sind in der freien Wildbahn nicht unterscheidbar. |
Trophäen |
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„Medizinische“ Verwendung |
Die Hasenpfote soll Glück bringen. |
Literatur
Jagdlich
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