Muffelwild (Ovis orientalis musimon)

Name 

Muffelwild          [Glossar]

Systematik

Lateinischer Name 
Synonyme 

Ovis orientalis musimon
 

Männliches Stück 
Weibliches Stück 
Nachwuchs 

Widder, Bock
Schaf
Lamm, Widderlamm, Schaflamm

d

d

Klasse 

 Säugetiere

Ordnung 
Unterordnung 

Paarhufer (Artiodactyla)
Wiederkäuer (Ruminantia)

Familie 
Unterfamilie 

Hornträger (Bovidae)
Ziegenartige (Caprinae)

Gattung 
Art 
Unterart 

Schafe (Ovis)
Wildschaf (Ovis orientalis) (2 Arten, rund 45 Unterarten)
Europäischer Mufflon

Allgemeines und Merkmale

Wildart 

Hochwild

Schutzstatus 

Jagdbar

Wissenswertes 

Mufflons sind Tag- und Dämmerungstiere.
Angerührtes Muffelwild rudelt sofort zusammen, wobei die vorrangig zu bejagenden Lämmer in die Mitte des Rudels genommen werden. Trotz seiner Größe und des Gewichts ist Muffelwild sehr „hart“ im Nehmen und muss mit ausreichend starken Kalibern bejagt werden, um den sofortigen Jagderfolg sicherzustellen.
Muffelwild hat eine Gallenblase und im Magen befinden sich gelegentlich Bezoare.
Mit Rot- und Schwarzwild verträgt sich Muffelwild gut; Rehwild meidet die Äsungsflächen des Muffelwildes.

Aussehen / Körperbau 
Ovis orientalisT200

Das Haarkleid wird zweimal im Jahr verfärbt (April bis Juni und Herbst). Die Sommerdecke des Widders ist rotbraun; Äser, Bauch, Spiegel, Sattelfleck und die Innenseite des Wedels, der Läufe sowie die gesamte untere Hälfte der Läufe sind hell bis fast weiss. Schaf und Lamm sind schlichter gelblichbraun mit den erwähnten hellen Abzeichen, jedoch nicht so hervorstechend und ohne Sattelfleck. Die Rückenhaare und die Haare an Vorschlag und Träger werden nur im Frühjahr gewechselt. Die Winterdecke des Widders ist braun bis schwarzbraun mit denselben Abzeichen wie bei der Sommerdecke, jene des weiblichen Wildes ist graubraun mit hellen Merkmalen. Muffelwild hat hohles Haar wie Rotwild und Rehwild und kein wolliges Haar wie Schafe). Im Herbst wird die Unterwolle weicher und dichter. Auffällig ist auch die helle, am Äser beginnende Gesichtsmaske, die mit zunehmendem Alter größer wird und das Ansprechen erleichtert. Die Körperform des Widders ist gedrungen, Schafe und Lämmer sind etwas schlanker gebaut

Decke 

Seitlicher Flankenfleck (Schabracke), Sattelfleck, Schneefleck kommt nur beim Widder vor.
Im allgemeinen lassen sich zwei Farbvarianten unterscheiden:

  • Dunkler Typ, bei dem die braune Decke eher schwarz durchsetzt erscheint; diese werden auch im Alter kaum „weissköpfig“.
  • Hellerer Typ, bei dem die braune Decke mit grauen Haaren durchsetzt ist; das Haupt erscheint oft schon im mittleren Alter weiss.

Verfärbt zweimal im Jahr (Mitte April bis Juni (fetzenweise) und Herbst). Die Rückenhaare und die Haare am Vorschlag und Träger werden nur im Frühjahr gewechselt. Die harten dunklen Grannenhaare wachsen von Ende August bis in den Oktober.

Die Sommerdecke des Widders ist rotbraun; Äser, Bauch, Spiegel, Sattelfleck und die Innenseite des Wedels, der Läufe sowie die gesamte untere Hälfte der Läufe sind hell bis fast weiss. Schaf und Lamm sind schlichter gelblichbraun mit hellen Abzeichen, jedoch nicht so hervorstechend und ohne Sattelfleck.
Im Herbst wird die Unterwolle weicher und dichter.
Die Winterdecke des Widders ist braun bis schwarzbraun; die Mähne der Widder ist dunkel, meist schwarz. Schafe sind graubraun gefärbt mit hellen Merkmalen.

Die Haare sind hohl wie beim Reh- und Rotwild und sind nicht wollig wie bei den anderen Schafrassen.

Als Zeichen für Reinblütigkeit gilt der bei Widdern vorhandene weisse Sattelfleck (=Schabracke =Schneefleck). Sein Fehlen ist jedoch kein Abschussgrund.

Gehörn und  Gehörnentwicklung 
Ovis musimon SchaedelPraeparatT200

Die Schnecke ist ein Hornprodukt, das einem ständigen Wachstum unterliegt. Mit dem 1. Lebensjahr weist das Widdergehörn eine Länge von ca. 20 cm auf. In den Wintermonaten wird das Gehörnwachstum wie bei allen gehörntragenden Wildarten eingestellt. Das stärkste Wachstum weist die Muffelschnecke im 2. Lebensjahr auf. Ab dem 5. - 6. Lebensjahr geht das Längenwachstum stark zurück. Die Schnecke kann bei alten Widdern eine Länge von über 80 cm erreichen. Das Alter des Muffelwidders kann an den Jahresringen abgezählt werden.
Das Wachstum erfolgt in jährlichen Schüben, bei denen die Jahresabschnitte tütenartig übereinander geschoben werden und miteinander verwachsen. Mit dem Wachstum geht eine Wulstbildung einher, die den Schläuchen eine typische Oberfläche verleiht.
Der Jahresring besteht bei Widderlämmern aus 3, bei älteren Widdern aus 6 deutlich sichtbaren, engen Wülsten.
Im Alter von 9 Monaten haben die Schläuche der Widderlämmer eine Länge von 16 cm. Beim Jährling erfolgt der grösste Schub von ca. 20 bis 22 cm. Der Zuwachs beträgt beim zweijährigen ca. 18, beim dreijährigen ca. 12, beim vierjährigen ca. 8 und beim fünfjährigen ca. 3 cm pro Jahr.
Es werden drei Grundformen der Widderschnecken unterschieden: Trapezform – Kastenform – Gestürzte Trapezform.
Die gelegentlich bei Muffelschafen vorkommenden Hörner werden Stümpfe genannt.

Größe Widder 

Schaf 

Länge bis 135 cm / Höhe 75-88 cm
Der Wedel misst bis zu 8 Zentimeter.
Länge bis 120 cm / Höhe 65-75 cm

Gewicht Widder 
Schaf 
Lamm 

35-55 kg
25-40 kg
Lämmer erreichen im Alter von 5 Monaten ein Lebensgewicht von 12,5 bis 19 kg. Die Wintergewichte der Lämmer liegen bei 20 bis 27 kg bei Widderlämmern und 12 bis 21 kg bei Schaflämmern.Die Gewichtsentwicklung bei Widdern wird erst im Alter von 5 – 6 Jahren abgeschlossen, die der Schafe endet im Alter von 3 – 4 Jahren.

Gebiss/Zahnformel 

I C P M
0 0 3 3
-------- = 32
3 1 3 3

Das Milchgebiss hat 20 Zähne
0 0 3 0
-------- = 20
3 1 3 0
Nach dem Setzen finden sich beim Lamm im Unterkiefer alle Schneidezähne und die Eckzähne (4. Schneidezahn). Prämolaren in Ober- und Unterkiefer am Hochwachsen. Der 3. Prämolar (p3) ist dreiteilig.
5. Lebensmonat:
Schneidezähne (i) und Prämolaren (p) sind Milchzähne; M1 ist vorhanden.
14. Lebensmonat:
Schneidezähne (I) und Prämolaren (P) sind Milchzähne; M2 ist vorhanden.
17./19. Lebensmonat:
Schneidezahn (I1) ist Dauerzahn.
25./27. Lebensmonat:
Schneidezahn (I1) und (I2) sind Dauerzähne; M3 am durchbrechen.
32./34. Lebensmonat:
Schneidezähne (I1 – I3) sind Dauerzähne; Eckzahn (c) ist Milchzahn; Prämolaren (P) und Molaren (M) sind Dauerzähne

Sinne 

Es hat einen ausgeprägten Gesichtssinn und kann im Vergleich zu Rehen, die sich vornehmlich auf den Geruchssinn verlassen, einen Menschen auf über 800 Meter erkennen. Die Sehleistung übertrifft die des übrigen Schalenwildes bei weitem. Sie verfügen über ein scharfes Horizontalsehvermögen und sind ebenfalls in der Lage, nach oben zu äugen. Durch die weit außen liegenden Lichter realisieren die Schafe ein Bewegungssehen in einem Gesichtsfeld von ca. 300°. Nach dem Erkennen einer Bewegung wird das Haupt in die Richtung des vermeintlichen Störenfriedes gerichtet, um dann mit beiden Lichtern, im binokularen Gesichtsfeld von ca. 60°, die Gefahrenquelle scharf sehen zu können.
Das Winden ist deutlich nachgeordnet und dient in erster Linie dem Erkennen von Rudelmitgliedern und Streifgebietsgrenzen. Das Vernehmen spielt vor allem im Biosozialverhalten eine besondere Rolle. Es werden unterschieden: Kontakt-, Warn- und Klagelaute. Mufflons orientieren sich im Gelände an markanten Geländepunkten wie Erhöhungen, Äsungs- und Ruheplätzen, Strassen und Wegen usw. Bevorzugte Aufenthaltsorte werden durch Wechsel verbunden, auf denen die Rudel im „Gänsemarsch“ ziehen.

Drüsen 

Voraugendrüsen, Weichendrüsen, Zwischenzehendrüsen (Geruchsmarkierung)
Im Gegensatz zu den Ziegen hat Muffelwild keine Wedeldrüsen.

Kommunikation akustisch 

 

Kontaktlaute:

  • Prägemeckern kurz nach dem Setzen von Mutterschaf und Lamm.
  • Kontaktmeckern später zwischen Mutterschaf und Lamm

Warnlaute:

  • bei Schaf und Widder, meist verbunden mit einem Aufstampfen mit einem Vorderlauf, ist ein durchdringendes Pfeifen. Daraufhin versammelt sich das Rudel um das Leitschaf. Wird nunmehr die Gefahr als ernst eingeschätzt, flieht das ganze Rudel nachdem vom Leitschaf der laute Warnpfiff zu vernehmen war. Nach 50 bis 100 Gängen verhofft das Rudel, um sich noch einmal nach der Gefahrenquelle umzuschauen und flieht dann über weite Wege.

Klagelaute:

  • sind selten zu hören undwerden ausschliesslich von Jungtieren ausgestossen.
  • Widder sind eher stumm. In der Brunft lassen sie beim Treiben ein leises, schnarrendes Geräusch vernehmen  das sog. „Blädern“.
Kommunikation visuell   
Kommunikation chemisch   

Herkunft 

Die eigentliche Heimat des Muffelwilds sind die Berge auf Sardinien und auf Korsika. Vor der Eiszeit dürfte es auch in Mitteleuropa heimisch gewesen sein.

Vorkommen 

Bereits 1730 wurde es von Prinz Eugen ins Belvedere bei Wien gebracht. Erwähnt wurde es jedoch schon früher und war unter der Bezeichnung Weissarsch (Gessner 1550) bekannt. In Deutschland erfolgte die erste Einbürgerung durch den Grafen von Seydlitz, der es 1902 im Eulengebirge (Kreis Reichenbach) aussetzte. Etwas später wurde Muffelwild aus Sardinien vom Vater des Muffelwilds, Oskar L. Tesdorpf, in der Göhrde (1903) und im Harz (1906) ausgesetzt. Weitere Einbürgerungsversuche folgten und führten zur Vermehrung. Bedingt durch den Ersten und den Zweiten Weltkrieg gingen die Bestände jeweils rapide zurück. Während nach dem Ersten Weltkrieg neue Einbürgerungsversuche unternommen wurden, erholten sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Restbestände gut und wuchsen wieder an. Heute gibt es Muffelwild in der Lüneburger Heide, im Raum Minden, im Solling, im Harz, im Eggegebirge und im Rothaargebirge, am Vogelsberg, im Weserbergland, im Sauerland, in der Eifel, im Pfälzer Wald, im Hessischen Bergland, im Westerwald, im Taunus, im Odenwald, in der Fränkischen Alb und als Gatterwild z.B. im Ebersberger Forst (Bayern). Starke Bestände sind auch in Ungarn, in Tschechien und in der Slowakei sowie in Österreich vorhanden. In der Schweiz lebt es im Kanton Wallis.

Lebensraum  (Biotop

Muffelwild lebt überwiegend der Wald. Das Muffelwild sucht bevorzugt Deckung in Laubholz- und in Nadelholzdickungen und schätzt als Augentier Lichtungen innerhalb des Waldes oder lichte Bestände ohne dichtes Unterholz. Wasserläufe oder Strassen überquert es ungern, kann aber Hindernisse von 2 bis 3 m Höhe überwinden. Der günstigste Lebensraum sind die Mittelgebirge, aber auch in Flachlandrevieren mit sandig-steinigem Boden hat sich Muffelwild gut eingewöhnt. Sagt ihm der Standort, insbesondere der Wald, zu und fühlt es sich wohl, ist es sehr standorttreu. Sandig-steiniger Boden ist nötig, um die Schalen abzunutzen. Bei weichem Boden kann es vorkommen, dass die Schalen unförmig auswachsen und das Stück so stark behindern, dass es dadurch eingeht. Sehr ungünstig sind daher feuchte Reviere, insbesondere Sumpf und Moor.
Die Wilddichte soll je nach Standort zwei bis vier Stück je 100 ha betragen. Anderes Wild ist entsprechend zu berücksichtigen. Mit Rotwild und Schwarzwild verträgt sich Muffelwild gut. Rehwild meidet die Äsungsflächen des Muffelwilds.

Territoriumsgrösse 

Einzelne Widder können Streifgebiete von mehr als 1.000 ha haben. Schafe haben einen Aktionsraum von ca. 440 ha.

Einstand 

 

Lebensweise 

Muffelwild ist ein Tagwild und lebt gesellig; beide Geschlechter und Jungwild leben in Rudeln zusammen. Ältere Widder leben in Trupps oder werden zu Einzelgängern. In Freiheit ist Muffelwild heimlicher als Rotwild. Die erste Äsungsperiode des Muffelwilds beginnt kurz vor Sonnenaufgang, wenn es auf Wiesen austritt. Während des Vormittags zieht es äsend durch den Wald oder tritt einige Male auf Lichtungen aus. Spätnachmittags bis nach Sonnenuntergang ist die Hauptäsungszeit. Dann steht das Muffelwild ebenfalls auf Wiesen, selten auf Feldern. Bis Mitternacht werden noch wenige, kurze Äsungsperioden eingelegt. Von Mitternacht bis kurz vor Sonnenaufgang herrscht Äsungsruhe. M. hat kaum natürliche Feinde. Der Steinadler greift gelegentlich ein Lamm. Auch Wildkatze, Fuchs und Luchs sowie Schwarzwild reissen manchmal ein schwaches, krankes Stück oder ein Lamm. Gesunde Stücke hingegen können sie nicht überwältigen. Bei einem Angriff bilden die Widder des Rudels eine geschlossene Reihe, bis sich das Rudel in Sicherheit gebracht hat. Der beim Rudel stehende Altwidder lenkt die Aufmerksamkeit des Feindes auf sich und weiss sich mit seinen Stirnwaffen und den scharfkantigen Schalen der Vorderläufe energisch und wirksam zu wehren.
Es ist heimlicher als Rotwild. Wasserläufe und Strassen überquert es ungern. Hindernisse von 2 bis 3 m Höhe können mühelos überfallen werden.

Überwinterung 

 

Nahrung und Nahrungserwerb 

Muffelwild ist ein Grasäser. Es hat im Vergleich zu anderen Schalenwildarten, den relativ grössten Verdauungsapparat mit zellulosespaltenden Bakterien in den Vormägen. Als Pflanzenfresser (Herbivoren) nehmen sie vor allem Gräser, Kräuter, Knospen, Eicheln, Kastanien, Flechten, Bucheckern sowie Rinde und Blätter auf. Durch das entrinden von Waldbäumen wird das Aufkommen von Baumbewuchs verhindert. Da die Oberlippe gespalten ist, kann es auch niedrigwachsende Pflanzen aufnehmen.
Die erste Äsungsperiode beginnt kurz vor Sonnenaufgang, wo es auf Wiesen austritt. Während des Vormittags zieht es äsend durch den Wald, bisweilen tritt es auch auf Lichtungen aus.
Hauptäsungszeit ist der späte Nachmittag bis nach Sonnenuntergang. Hier steht es ebenfalls auf Wiesen; selten auf Feldern. In den frühen Nachtstunden, von 2200 bis 2300 Uhr und 0100 bis 0200 Uhr, zwei weitere Aktivitätsschübe. Danach Äsungsruhe bis kurz vor Sonnenaufgang.
Muffelwild ist genügsam; Flächen mit intensiver Sonneneinstrahlung werden besonders geschätzt.

Der Wasserbedarf wird ausschliesslich durch Haftwasser (Tau, Regentropfen usw.) und das in den Pflanzen gebundene Wasser gedeckt!
Bastarde (Kreuzung mit Hausschaf) schälen häufig und richtet auf Feldern oft hohen Schaden an. Schälschäden sind leicht mit denen des Rotwildes zu verwechseln. Zahnspuren des Muffelwildes sind aber fast immer schräg zur Längsrichtung des Stammes gestellt, die des Rotwilds laufen in Längsrichtung.

Muffelwild äst meist in breiter Front ziehend, um den Rudelkontakt ständig zu erhalten.

Fortplanzung – Entwicklung – Krankheiten

Zusammenleben 

Die Widder verlassen die Trupps und suchen die Nähe der Schafe.

Brunft 

Oktober bis November
Suchende Widder ziehen mit langgestrecktem Träger und weit aufgeblähtem Windfang fast blind und taub durch das Revier. Die Nässstellen der Schafe werden von den Widdern ausgiebig bewindet, danach flehmt der Widder mit heraufgezogener Oberlippe, die die Nasenöffnungen verschliesst und das Jakobsonsche Organ (Geruchsorgan unter der Oberlippe) öffnet. Mit ihm kann der Widder durch Aufnahme weiblicher Sexualgeruchsstoffe (Pheromone) den Zeitpunkt des Oestrus beim Schaf exakt feststellen.
Sie kämpfen (Kommentkampf) um die Schafe, vor allem mit Rammstössen der Hörner, wobei sie dabei 10-20 m Anlauf nehmen und sich auch manchmal dabei aufrichten. Diese Prozedur dauert oft stundenlang. Das Knallen der Hörner gilt auch als akustische Reviermarkierung, die Widder schlagen dabei die Hörner gegen Baumstämme oder Felsen.
Im Paarungsspiel folgt der Bock dem Schaf und übt dabei den sog. „Laufschlag“ aus, er klopft sozusagen an. Widder lassen beim Treiben brünftiger Schafe einen röchelnden und schnarrenden Laut hören.
Zum Beschlag kommen immer nur dominante, alte Widder. Der Beschlag des brunftigen Schafes findet meist abseits vom Rudel statt. 50 % der im Rudel vorhandenen Schaflämmer werden in der Nachbrunft, im Januar, beschlagen.
Die Widder können in der Brunftzeit bis zu 10 kg an Körpergewicht verlieren das sind bis zu 25 % ihrer Lebendmasse.

Tragzeit 

150 - 160 Tage

Lammzeit 

März bis Mai (Juni)

Setzplatz 

Etwa 10 Tage vor dem Setzen verlässt das Schaf das Rudel und duldet dann auch keinen Kontakt zum Jungwild des Vorjahres. Es sucht nun in ruhiger, äsungsreicher und übersichtlicher Lage einen Setzplatz. Der Setzplatz wird oft über viele Jahre beibehalten. Das Lammen findet im Liegen statt.

Nachwuchs 
Neugeborenes MufflonT200

Ein- selten zwei Lämmer; Lämmer wiegen bei der Geburt zwischen 1,7 bis 3,4 Kilogramm. Bereits nach 5 Minuten beginnt das Lamm mit den ersten Stehversuchen. Erste Kontaktlaute. Nach 20 Minuten versucht das Lamm zu säugen. 
Nach 30 Minuten werden die ersten Sprungversuche absolviert. Muffellämmer sind typische „Nestflüchter“, die dem „Nachfolgetypus“ angehören (im Gegensatz zu den „Abliegern“, wie Reh- und Rotwild).
Lämmer erkennen die Mutter auch optisch an Gestalt und Bewegung. Nach ca. 4 Tagen kehrt das Mutterschaf mit dem inzwischen geprägten Lamm in den Rudelverband zurück.
Das Wiederkäuen lernen die Lämmer im Alter von ca. 4 Wochen, was eine deutliche Zunahme der Äsungsaufnahme zur Folge hat. Ab ihrem 5. Lebenstag beginnen die Lämmer mit der Aufnahme von Grünpflanzen und bereits ab 16. Tag kann man von äsen sprechen.

Säugezeit 

Das Gesäuge hat 2 Zitzen.
In den ersten 3 Lebenstagen wird alle 30 Minuten gesäugt; bis zum 10. Lebenstag wird nur noch alle 80 – 90 Minuten gesäugt. Ältere Lämmer saugen seltener. Lämmer werden 4 – 5 Monate lang gesäugt.

Selbständigkeit 

 

Geschlechtsreife 

Widder werden im zweiten Lebensjahr geschlechtsreif. Die Schafe werden im Alter von acht bis neun Monaten geschlechtsreif.

Höchstalter 

Freilebend: 10 bis 13 Jahre

Natürliche Feinde 

 

Infektionskrankheiten 
Parasitäre Erkrankung 
Sonstige 

Moderhinke
Leberegel, Magen- und Darmwürmern
Schalenauswachsen

Bestands-zusammensetzung 

Die Mutterfamilienverbände bestehen stets aus mit einander verwandten Tieren, Schafen mit ihren Lämmern, Jährlingen und Schmalschafen. Das älteste Weibchen ist jeweils das Leittier. Die Jungen werden von ihren Müttern und ihren Tanten betreut. Das nahe Zusammenliegen stützt das Sozialgefüge. Beim Verlust des Leitschafes übernimmt die älteste sich im Rudel befindliche Tochter die Funktion des Leittieres.
Ausserhalb der Brunftzeit schliessen sich die Widder meist zu eigenen Trupps zusammen.
Ältere Widder werden oft zu Einzelgängern.
Im Winter können die Rudel bis 100 Tiere umfassen.
Bestandsstatus   
Bestandstrend   
Erkennung der Anwesenheit im Revier

Wildschaden 

Reinblütiges Muffelwild tritt sehr selten auf die Felder aus und richtet deshalb auch kaum Flurschaden an. Auch schält es nur in großen Notzeiten, während mit Hausschafen gekreuztes Muffelwild  gern schält und häufig auf Feldern hohen Schaden anrichtet. Schälschäden des Muffelwilds sind leicht mit denen des Rotwildes zu verwechseln. Die Zahnspuren des Muffelwilds sind aber fast immer schräg zur Längsrichtung des Stammes gestellt; die des Rotwildes verlaufen in Längsrichtung des Stammes. Das Muffelwild hat auch die Angewohnheit, noch am Baum hängende Rinde abzuäsen. 

Losung 

Hausschafähnlich und wird zusammengeklebt in Form von Trauben mit ca. 1 cm Durchmesser oder Klumpen abgesetzt, dabei werden die Kotbeeren häufig verformt. Im Frühjahr ist die Losung breiig und grün.

Trittsiegel 
Trittsiegel Muffelwild

Im Gegensatz zum anderen Schalenwild ist das Trittsiegel fast immer mehr gespreizt und die Ballenränder mehr eckig. Die beiden Schalenabdrücke werden durch einen Schnee- oder Erdsaum getrennt, da Muffelwild immer, auch beim Troll und beim Ziehen, die Schalen spreizt. Das Geäfter wird nie, auch nicht bei der Flucht und beim Sprung, mit abgedrückt. Die Widderfährte ist generell etwas gespreizter und stärker als die des Schafes. Das Trittsiegel eines ausgewachsenen Widders ist ca. 5,5 cm breit und 6 bis 7,5 cm lang, das eines Schafes ist etwas geringer.
Die Muffelwildfährte wird von Hunden gern angenommen.

Fährte 

Übliche Fortbewegung im Ziehen oder Trab, auf der Flucht Galopp oder Sprung. Die Schränkung ist in der Regel groß, aber die Schrittlänge verhältnismäßig klein.

Hege 

In Notzeiten kommt Muffelwild lange Zeit mit magerer Nahrung (Gras, Heidekraut, Kräuter) aus, solange die Flächen schneefrei sind oder schneefrei gehalten werden. Kann das Wild aufgrund hoher Schneelage nicht mehr an natürliche Äsung, muss es gefüttert werden. An der Winterfütterung sollte dem Muffelwild trockenes Kraft- und Saftfutter im Verhältnis 1:4 und dazu Heu, Grummet und Laubheu in bester Qualität gereicht werden. Die Futterzusammensetzung ist in etwa dieselbe wie bei Rotwild. Ferner muss die Wasseraufnahme gesichert sein (z.B. Gewässer eisfrei halten), weil Muffelwild einen hohen Wasserbedarf hat. Es nimmt gerne Salzlecken, am Besten mit Wurmbekämpfungsmittel versehen, an. Es wird empfohlen, für das Muffelwild auch in den Waldungen ausreichende Wildäcker mit Luzerne, Klee, Gras- und Krautbeständen anzulegen.

Hege mit der Büchse 

Als Hegeziel gilt die sog. Kastenform der Schnecken. Der Ernte-Widder ist je nach Biotop ab dem sechsten bzw. siebten Lebensjahr reif. Bei einem normalen Muffelwild Bestand erfolgt die Reduzierung hauptsächlich über den Lämmerabschuss. Er kann bis zu 40% des Gesamtbestandes betragen sowie bei den Jährlingen und bei den Schmalschafen. Widderlämmer werden ab Oktober geschossen, wenn man die gute oder schlechte Veranlagung am Schneckenwachstum bereits erkennen kann. Vorrangig ist aber alles kranke und kümmernde Wild zu erlegen, auch Widder mit anormaler Schneckenbildung (Einwachser und Scheurer), stark hinkende Stücke, die an einem Auswachsen der Schalen leiden, sowie die unerwünschten Heidschnuckenformen. Es sollte stets darauf geachtet werden, dass der Bestand reinblütig ist, da reinblütiges Muffelwild genügsam, hart und sehr widerstandsfähig ist. Es vermehrt sich ausserdem stark und verursacht kaum Flurschäden oder Schälschäden. Als Zeichen für die Reinblütigkeit gilt der weisse Sattelfleck (Schabracke oder Schneefleck). Sein Fehlen ist jedoch kein Abschussgrund.

Bejagung und Hege

Jagdzeiten DE, AT, CH  

 

Jagd 

Die üblichen Jagdarten sind Pirsch (Pirschen, Pirschenfahren) und das Riegeln. Aufgrund des unsteten Verhaltens des Muffelwilds, das zudem keine festen Wechsel hat, ist der Ansitz seltener und verspricht wenig Erfolg. Das sehr scheue Muffelwild sichert auch nach oben und erkennt daher auch einen still auf dem Hochsitz verharrenden Jäger. Häufig wird daher das Pirschstehen in Frage kommen, wobei - sofern die Möglichkeit gegeben ist - das Pirschenfahren mit dem Jagdwagen oder die Pirsch zu Pferde bequemer und erfolgreicher ist. Das Muffelwild hält Jagdwagen und Pferd gut aus, solange nicht von ihnen geschossen wird. Da nicht im Feuer liegende Stücke noch sehr weit flüchten können, sollten nur Geschosse mit guter Schockwirkung verwendet werden.

Ansprechen 

Das Alter eines lebenden Widders ist am Verhalten, an der Figur, an der Gesichtsmaske (Maske) und an der Schnecke erkennbar. Das Alter der Schafe ist nur in etwa an der Verhaltensweise, an der Figur und an der Gesichtsmaske abzuschätzen und in jung, reif oder alt einzuordnen. Das Verhalten junger Stücke ist unbekümmert, verspielt und sorglos; ältere Stücke sind vorsichtiger, sichern lange und bleiben am Dickungsrand. Die Figur jüngerer Stücke ist etwa quadratisch, der Rücken ist gerade, das Haupt wird hoch getragen. Je älter das Stück ist, desto tiefer trägt es das Haupt; alte Stücke tragen das Haupt fast waagrecht. Je älter das Stück ist, desto mehr wölbt sich der Widerrist hochund der Rücken biegt sich nach unten durch; auch die Bauchlinie wölbt sich (Hängebauch). Die Gesichtsmaske, d.h. die hellen Partien im Gesicht des M.s, galten als Hilfe bei der Altersschätzung. Je älter das Stück sei, desto deutlicher sei die Maske und desto heller das Gesicht, war die allg. Ansicht. Das hat sich inzwischen als unbrauchbares Alterskriterium erwiesen. Die genaue Altersbestimmung am erlegten Muffelwidder ist anhand der Jahresringe der Schnecke möglich, am erlegten Schaf bis zum Alter von dreieinhalb Jahren anhand der Zahnentwicklung und des Zahnwechsels, danach in etwa am Zahnabschliff, an der Gesichtsmaske und an der Figur.

Schuss 

 

Aufbrechen 

Beim Aufbrechen ist zu berücksichtigen, dass Muffelwild eine Gallenblase hat. Soll die Trophäe mit Haupt und Träger präpariert werden, dürfen die Mähnenhaare nicht zerschnitten werden, weshalb man den Drosselschnitt unterlässt und vorzugsweise den gesamten Brustraum aufschärft. Drossel und Schlund können dann von innen her gelöst werden.

Wildbret 

Das Wildbret gilt als wohlschmeckend. Als besonderer Leckerbissen wird in der ursprünglichen Heimat des M.s das gereinigte, strickartig zusammengedrehte und gebratene Gedärm, das sog. Corda, angesehen.

Altersbestimmung 

 

Trophäen 

Neben dem Kopfschmuck ist die Decke (Vlies) des Widders mit dem weiss gefärbten Sattelfleck eine begehrte Trophäe. 

Medizinische Verwendung 

Die Bezoare (Magenkugeln), die sich gelegentlich im Magen finden, galten früher als unfehlbar wirkendes schweisstreibendes Mittel.

Literatur

Jagdlich

  • Arnold, Janosch / Arnold, Johanna Maria: Schaf auf Reisen. Muffelwild. In: Halali, 3/2013, S. 10-19
  • Bauer, Karl: Das Muffelwild in der Landesjagd Pitztal. In: Jagd in Tirol, 1/2011, S. 4-9
  • Dieberger, Johannes: Das Muffelwild. In: St. Hubertus 22.10.2012 (abgerufen: 19.03.2013)
  • Heuell, Karl: Über die Einbürgerung des Muffelwildes in Rheinland-Pfalz. In: Wild und Hund, 75. Jg. (1972/73), S. 7-10
  • Nagel, Werner: Der Jäger betrachtet Muffelwild als Bereicherung der Wildbahn. DJZ-Serie: "Eingebürgerte Wildarten" (II). In: Deutsche Jagd-Zeitung, 3/1989, S. 50-52
  • Reimoser, Friedrich / Reimoser, Susanne: Lebensraum & Abschuss. Abschussdichten verschiedener Wildarten in den österreichischen Bezirken seit 1955 - 16. Teil: Muffelwild, Damwild, Sikawild. In: Österreichs Weidwerk , 9/2006, S. 12-14
  • Stier, Norman / Roth, Mechthild / Nitze, Mark / Fuchs, K.: Raumnutzung von Muffelwild in landwirtschaftlich geprägten Einstandsgebieten Sachsens. – Beiträge zur Jagd- und Wildtierforschung 28 (2003): 407-415
  • Stier, Norman / Roth, Mechthild / Nitze, Mark / Becker, R.: Lebensraumnutzung des Muffelwildes im Rheingau-Taunus unter besonderer Berücksichtigung von Rammschäden an Buche. Beiträge zur Jagd- und Wildforschung 28 (2003): 393-405
  • Uloth, Walter: Das Muffelwild. Ovis ammon musimon. Hohenwarsleben: Westarp Wissenschaften, 3. Aufl., 2004
  • Uloth, Walter / Piegert, Holger: Der Europäische Mufflon. Hamburg: DSV-Verlag, 2. überarb. u. erw. Aufl. 2005
  • Weber, Martin: Auf zur Widderjagd. Muffelwild in Deutschland. In: Unsere Jagd, 10/2013, S. 40-43

Sonstige

  • Holger Piegert, Walter Uloth: Der Europäische Mufflon. DSV-Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-88412-429-3.
  • Herbert Tomiczek, Friedrich Türcke: Das Muffelwild. Naturgeschichte, Hege und Jagd. Kosmos, Stuttgart 2003, ISBN 3-440-09652-1.
  • Walter Uloth: Das Muffelwild. Ovis ammon musimon. Die neue Brehm-Bücherei, Band 491. Westarp-Wissenschafts-Verlags-Gesellschaft, Hohenwarsleben 2004, ISBN 3-89432-175-X.
  • Manfred Fischer, Hans-Georg Schumann: Muffelwild. Ansprechen und bejagen. Neumann-Neudamm, Melsungen 2004, ISBN 3-7888-0826-8.