Ansitzjagd

Die Ansitzjagd ist eine der am Weitesten verbreiteten Jagdarten. Unter Beachtung der Windrichtung wartet der Jäger auf das zur Äsung ziehende Wild, entweder ebenerdig oder auf einem Hochsitz. Oft sitzt man auch an Kirrungen oder Luderplätzen, wenn speziell auf Füchse oder Schwarzwild gejagt werden soll.
Die dafür eigens erstellten Ansitze, wie Erdsitze, Leitern, offene Hochsitze und Kanzeln dienen dem Schutz des Jägers vor Wind und Wetter und als Sichtschutz und Tarnung vor dem Wild. Der erhöhte Sitz ermöglicht zudem bessere Sicht auf das Wild und eine günstigere Position im Hinblick auf die Witterung ("aus dem Wind halten") und den Kugelfang. Die Ansitzjagd bietet zudem eine gute Ansprechmöglichkeit, weil das Wild schon beim Austreten in Ruhe beobachtet werden kann.

Die Ansitzjagd wird in Form der Einzeljagd betrieben, wobei der Jäger allein und ohne Unterstützung durch Hunde oder Treiber auf heranziehendes Wild wartet. Diese Jagdart wird vorwiegend in den frühen Morgenstunden, in der Abenddämmerung bei den bekannten Austrittsstellen oder bei Mondschein an einer Wildschwein-Kirrung ausgeübt.

Die Ansitzjagd gelingt, wenn die Zeit und die Richtung des Anlaufens an den Hochsitz beachtet wird sowie Beunruhigungen durch Dritte (z.B. Jogger, Reiter usw.) oder Krach (z.B. eigenes Handyklingeln) vermieden werden können.
Die Schussabgabe erfolgt in der Regel wie bei der Pirschjagd mit der Büchse.

Baujagd, Bodenjagd oder Bauarbeit

Die Baujagd, auch Bodenjagd oder Bauarbeit genannt, ist eine waidgerechte Jagdarbeit zur Bejagung von Dachs, Marderhund, Waschbär und vorwiegend von Füchsen, die vornehmlich in den Wintermonaten, es keine Kinderstube gibt, durchgeführt wird.
Die Regulierung der gebietsweise stark überhöhten Fuchsbesätze sind in unserer Kulturlandschaft aus ökologischen Gründen unabdingbar, zudem spielt auch die Bekämpfung von Seuchen und Krankheiten wie Tollwut, Fuchsbandwurm, Aujeszkysche Krankheit, Räude und Fuchsenzophalitis eine nicht zu unterschätzende Rolle. Aber auch im Sinne der Erhaltung der Artenvielfalt in Wald und Flur ist es angesagt, den Kulturfolger Fuchs zu bejagen.

Besonders erfahrene Bodenjäger waren: Rudolf Frieß und Rolf Kröger

Claas Janssen verfasste einen Vortrag zur Baujagd, die für Interessenten als Arbeitsgrundlage zur Verfügung gestellt wird. Das 34-seitige Manuskript in der Version 2013 können Sie als PowerPoint-Präsentation oder als pdf-Datei herunterladen.

Literatur

  • Bolliger, Gieri / Rüttimann, Andreas / Gerritsen, Vanessa: Baujagd unter dem Aspekt des Tierschutz- und Jagdsrechts. Schulthess Juristische Medien, 2012
  • Corneli, R.: Der Dachshund, seine Geschichte, Zucht, Abrichtung und Verwendung, nebst einer Abhandlung über Kunstbaue, Berlin, Paul Parey, 1885
  • Florin, Franz Philipp: Wie die Fuchs- und Dachs-Schlieferlein zum Jagen abgeführt werden sollen. Frankfurt, 1719
  • Frieß, Rudolf: Bodenjagd. München: BLV, 1961
  • Hespeler, Bruno: Die Baujagd. Beilage: Prüfungsordnungen der drei bei uns aktiven Erdhund-Zuchtvereine. DH-Verlag, 1985
  • Ilgner, Emil: Der Dachshund. Seine Geschichte, Zucht und Verwendung zur Jagd über und unter der Erde. Neudamm: Neumann, 1896
  • Janssen, Claas: Die Jagd unter der Erde. (Online Version)
  • Kröger, Rolf: Vieles spricht für die Bodenjagd - besonders die vielen Füchse. In: Wild und Hund, 22/1993, S. 94-97
  • Kröger, Rolf: Baujagd - noch nie war sie so wichtig wie heute. In: Wild und Hund, 22/1994, S. 28-31
  • Kröger, Rolf: Chancen bei der Baujagd. In: Wild und Hund, 1/1996, S. 32-33
  • Kröger, Rolf: Baujagd ist Waidwerk mit Hunden, kein Zirkus! In: Wild und Hund, 12/1996, S. 74-75
  • Kröger, Rolf: ... eben nicht nur des Balges wegen. Baujagd auf Raubwild heute. In: Raubwild. Biologie - Lebensraum - Jagd. (= Wild und Hund Exklusiv, Bd. 10). Singhofen: Paul Parey Verlag, 1998, S. 76-85
  • Kröger, Rolf: Baujagd 1x1. Fehler vermeiden. In: Wild und Hund, 26/1999, S. 28-29
  • Kröger, Rolf: Bauarbeiter gefragt. Bodenjagd hat Konjunktur. In: Wild und Hund, 26/1999, S. 38-39
  • Kröger, Rolf: Spezialisten in den Bau. Einarbeiten von Erdhunden. In: Wild und Hund, 26/1999, S. 40-41
  • Kröger, Rolf: Nicht immer, aber immer öfter. Sauwetter gleich Bauwetter? In: Wild und Hund, 1/2002, S. 14-21
  • Kröger, Rolf: Manche lernen es nie. Zum Abrufen und zur Dachsreinheit des Erdhundes. In: Jäger, 1/2005, S. 64-67
  • Kröger, Rolf: Alles nur Geschmackssache? Welche Rasse ist der beste Bauhund. In: Jäger, 12/2005, S. 70-71
  • Kröger, Rolf: David & Goliath. Der große Vollgebrauchshund als wertvoller Helfer bei der Baujagd. In: Jäger, 2/2006, S. 66-67
  • Kröger, Rolf: Wie und wo steht wer am besten? Jäger bei der Baujagd. In: Jäger, 1/2008, S. 16-17
  • Mester, Michael: Baujagd - ein besonderes Handwerk. In: Schweizer Jäger, 2/2010, S. 54-57 (online)
  • Mester, Michael: Reines Handwerk. Baujagd. In: St. Hubertus, 2/2010, S. 8-11 (online)
  • Mester, Michael: Mission: Rohr frei. Baujagdnachlese. In: Pirsch, 4/2010, S. 10-13 (online)
  • Orbach, Joachim: Bodenjagd ist "in". Tips zur Bejagung des Fuchses am Bau. In: Wild und Hund, 24/1993, S. 14-17
  • Orbach, Joachim: Bodenjagd in. In: Der Dachshund 9/1999
  • Orbach, Joachim: Grundregeln der Bodenjagd. In: Der Jagdgebrauchshund, 2/2005, S. 4-5
  • Orbach, Joachim: Ruhe am Bau! Bodenjagdtipps. In: Wild und Hund, 24/2007, S. 72-73 (Artikel zum download)
  • Orbach, Joachim: ABC der Bodenjagd. In: Unsere Jagd 1/2009, S. 36-37
  • Orbach, Joachim: Fuchsbejagung durch Baujagd ist unverzichtbar. In: JagdWissen.net
  • Plauenwald, Josef von: Der Dachshund. Seine Geschichte, Zucht, Dressur und Führung. Günther, 1910
  • Schneider, L. G.: Die Notwendigkeit der Bejagung des Fuchses in Deutschland. In: DJV-Nachrichten 2/1989
  • Schumacher, Jochen: Bodenjagd. Interview mit Gorch-Peter Nolte. Veröffentlicht am 07.01.2014 auf Jagdfunk.
  • Siegwart, Hugo: Mit dem Dachshund unter der Erde. Dessau: Kynologischer Verlag Kern & Birner, 1910

Brackieren, Brackenjagd, Brackierjagd

Die Brackenjagd (Brackieren, Brackierjagd) ist eine Treibjagd auf Haarwild (Hase, seltener Fuchs), jedoch keine Hetzjagd und beruht auf deren Standorttreue. Die Bracke ist i.d.R. langsamer als das Wild und treibt es vor sich her. Die Bracken sollen dem aus der Sasse gestossenen Hasen solange fährtenlaut jagen (sogenannte Geläute) bis er nach seiner Gewohnheit, nach einem großen Bogen wieder zu seiner Sasse zurückzukehrt. Dieses Verhalten macht sich der Jäger zunutze, indem er in der Nähe der Sasse ansteht und dort den Hasen erwartet. Für die Brackenjagd ist also das „Wenden“ und „Zurückbringen“ des Wildes charakteristisch. Von den Hunden verlangt diese Jagdart feinste Nase, enormen Fährtenwillen und lockeren Fährtenlaut.
In den unerschlossenen Gebirgswäldern, Heiden und Mooren war die Brackenjagd die einzig erfolgversprechende Jagdart. Stöbern, Buschieren oder gar Treibjagden waren wegen der Unzugänglichkeit des Geländes und wegen der geringen Wilddichten wenig aussichtsreich.

Besonders schwierig war die Bejagung der Niederwälder, die große Teile der Mittelgebirge bedeckten. In dem undurchdringlichen Laubholzgestänge mussten laut jagende Hunde die Treiber ersetzen. Mit der Erschliessung der Wälder, der Kultivierung der Heiden und Moore und dem Übergang zur Hochwaldwirtschaft verlor die Brackenjagd immer mehr an Bedeutung.

Einschneidende Änderungen brachte auch die Deutsche Revolution von 1848. Das Jagdrecht – bislang ein Vorrecht des Adels und weniger Städte und Klöster – stand nun den jeweiligen Grundstückseigentümern zu. Bei den stark zersplitterten Besitzverhältnissen Nordwestdeutschlands wurde dem Brackieren buchstäblich der Boden entzogen.
Daneben wurde die Brackenjagd vielfältigen gesetzlichen Beschränkungen unterworfen.
Aufgrund der geänderten jagdlichen Verhältnisse und der geringen Reviergrössen wird heute nur noch in seltenen Fällen richtig brackiert. Dabei gilt die Brackade nur noch dem Hasen oder dem Fuchs, während früher auch auf Schalenwild, insbesondere Rehwild, brackiert wurde. Die Brackenjagd wird als Einzeljagd oder nur mitwenigen Flinten ausgeübt. Dabei werden die Bracken meist einzeln, seltener in kleinen Meuten eingesetzt.
Wo sich das Jagen mit Bracken noch heute erhalten hat, werden diese meist als Kurzjager zum Stöbern eingesetzt.
Heute werden weniger als 5 % der Deutschen Bracken und Westfälischen Dachsbracken zum eigentlichen Brackieren verwendet.

Die Brackenjagd darf in der Bundesrepublik nur in Revieren über 1000 ha ausgeübt werden. Bei der Brackenjagd gelten besondere Bräuche. So werden z.B. die Hornsignale auf dem Sauerländer Halbmond geblasen.

Blattjagd

Die Blattjagd auf den Rehbock erfolgt zur Sommerbrunft und ist für viele Jäger der Höhepunkt im Jagdjahr. Man braucht zur Blattjagd Erfahrung, spezielle Kenntnisse und etwas Glück.
Während der Blattzeit nutzt der Jäger das Brunftverhalten aus, um den Rehbock zu bejagen. Die Hauptbrunft des Rehwildes dauert von Mitte Juli bis Anfang August, die sich aber je nach geographischer Lage sowie Höhenlage etwas verschieben kann. In der Blattzeit ist das Rehwild tagaktiver, besonders rege, unaufmerksamer und bedient sich besonderer Lautäußerungen (Brunftlaute). Als eigentliche Blattzeit bezeichnet man die zweite Hälfte der Brunft, wenn die Rehböcke noch brunftige Stücke suchen und so auf den nachgeahmten Brunftlaut (Blatten) zustehen.
Der Bock findet die Ricke durch Geruchssinn und akustische Signale, die von brunftigen Ricken ausgestoßen werden. Dieses „Fiepen“ des weiblichen Rehwildes wird vom Jäger unter Beachtung des Windes und guter Deckung nachgeahmt, um suchende Böcke anzulocken.

Günstige Voraussetzungen für die Blattjagd sind warme und schwüle Witterung, Abkühlung in der Nacht mit Taubildung oder nach Gewitterregen. Ungünstig sind kühle Witterung, Sturm und starker Regen.

Von ebener Erde, aus dem Schirm oder vom Sitzstock blattet es sich besser als vom Hochsitz. In günstigem Gelände macht man am besten eine Stehpirsch wobei der Jäger gut getarnt sein muss.
Zum Blatten verwendet der Jäger verschiedene natürliche Hilfsmittel oder künstliche Instrumente. Früher hat man dünnrippige Blätter von Buchen oder breitblättrige Gräser benutzt, um den Kitz- oder Schmalrehfiepton, die sich in der Höhe der Tonlage unterscheiden, nachzumachen.Heute gibt es im Jagdfachhandel eine breite Palette verschiedener Blattinstrumente, die wesentlich einfacher zu handhaben sind als natürliche Hilfsmittel und auch sicherer funktionieren.
Die Dauer der Rufzeit je Blattstand sollte etwa 20 bis 30 Minuten betragen. Ist dann kein Bock in Anblick gekommen, wird der Stand gewechselt. Für die Blattjagd empfiehlt sich folgendes Rufschema: Die Fieplaute werden in Rufserien abgegeben. Eine Serie besteht aus fünf bis sechs Fieplauten, entweder Kitz-, oder Schmalrehfiepton. Zwischen jedem Fieplaut ist ein Abstand von drei bis vier Sekunden einzuhalten. Zwischen jeder Rufserie liegen Beobachtungspausen von zwei bis drei Minuten. Ähnlich verwendet man den Sprengruf, wobei man daran eine Rufserie von Fieplauten anhängt. Der Sprengruf ist ein wesentlich verstärkter Fiepton, der ein bedrängtes herangetriebenes Stück vortäuscht. Das Geschrei täuscht höchste Bedrängnis vor und soll so den Territorialbock auf die Bildfläche bringen. Bleibt aber selbst das Geschrei ohne Reaktion, wird der Blattstand gewechselt.
Die akustischen Reize auf den Bock kann man verstärken, indem man gleichzeitig mit dem Fiepen auch das Plätzen und Fegen nachahmt. Die Blattjagd ist zum Ende der Blattzeit am erfolgreichsten. Für die Ausübung der Blattjagd bedarf es einiger Erfahrung, Geduld und Glück. Übt man die Blattjagd zur falschen Zeit aus oder macht man dabei grobe Fehler, kann man ein Revier auch schnell verblatten.

Einzelne Schmalrehe oder Ricken können auch in der sogenannten Nachbrunft (November/Dezember) beschlagen werden. Für die Blattjagd spielt aber nur die Hauptbrunft eine Rolle.

Fuchsprellen

Das Fuchsprellen war ehemals eine grausame Unterhaltung an Höfen und vornehmlich bei deutschen Landjunkern beliebt. Es bestand darin, den Fuchs und auch anderes Kleinwild mittels Prelltüchern langsam und in tierquälerischer Weise zu Tode zu werfen. Die eingefangenen und in Kästen gehaltenen Füchse wurden entweder in einen Saal gebracht und dort auf langen, schmalen Tüchern oder feinmaschigen Netzen mit entsprechenden Haltegriffen an den vier Enden so lange in die Höhe geworfen (geprellt) und wieder aufgefangen, bis sie verendeten, oder man brachte sie zu einem umfriedeten Prellplatz (meist in den Schlosshof). Hier wurde in ähnlicher Weise verfahren. Da auf dem häufig gepflasterten Schlosshof die Tiere zu schnell getötet worden wären, wurden die Höfe vorher mit Sand bestreut und überharkt. Man liess dann die Füchse in die hergerichtete Arena laufen und das Netz in dem Moment, in dem der Fuchs darüberlief, emporschnellen. Es kam meist darauf an, den Fuchs möglichst hoch zu werfen und ihn langsam zu töten. Lag er letztlich betäubt oder mit gebrochenen Gliedern am Boden, wurde er getötet. Beim sogenannte figurierten Jagen, einer besonders verwerflichen Abart des Fuchsprellens, wurden die Tiere vor dem Prellen kostümiert. Sauen wurden z.B. gesattelt oder gezäumt, Füchse als Harlekins verkleidet oder als Eidechsen dargestellt. Gelegentlich wurden Feuerwerkskörper an sie angebunden und entzündet. Bei diesem rohen Vergnügen wurden neben Füchsen auch Marder, Iltisse, Wildkatzen, junge Wölfe, Dachse, Frischlinge, Biber, Fischotter sowie Hasen und Kaninchen geprellt. Diese heute abstossende Belustigung wurde von Franz von Kobell in seinem Wildanger (1859) wie folgt gekennzeichnet:
„Herren und Damen engagierten sich zu diesem Prellen, wie man sich zum Tanz oder zum Volantspiel engagiert ... Wenn man die Porträts von Damen aus jener Zeit betrachtet und wie sie so kindlichen Gemüts, eine Rose oder Lilie in der Hand haltend, dargestellt sindund man denkt ans Fuchsprellen, so gibt's einem, wie man bei uns sagt, einen Riss, der manchen schönen Wahn entzweireisst. König August II. von Sachsen hat 1747 bei einem Fest in Dresden nicht weniger als 414 Füchse, 9 Wildkatzen, 39 Dachse und 281 Hasen zu Tode prellen lassen. Im Jahre 1751 wurden vor dem königlichen Schloss in Dresden 687 Füchse geprellt und weitere 83 Stück, die noch übrig waren, am nächsten Tag.“