Marderhund (Nyctereutes procyonoides) - Enok

Name 

Marderhund

Systematik

Lateinischer Name 
Synonyme 

Nyctereutes procyonoides
Enok, Finnraccoon, Japanischer Fuchs, Japanischer Waschbär, Mangut, Russischer Waschbär, Seefuchs, Tanuki

Männliches Tier 
Weibliches Tier 
Nachwuchs 

Rüde
Fähe
Welpen, Geheck

Klasse 

Säugetiere (Mammalia)

Ordnung 

Raubtiere (Carnivora)

Überfamilie 
Familie 
Tribus 

Hundeartige (Canidae)
Hunde (Canidae)
Echte Hunde (Canini)

Gattung 
Art 

Nyctereutes
Marderhund

Allgemeines und Merkmale

Wildart

 

Status 

Jagdbar CH, DE,
AT: Der Marderhund unterliegt derzeit weder dem Artenschutz noch dem Jagdrecht, d.h. dass jeder Jagdausübungsberechtigte ihn jederzeit in seinem Revier schiessen darf.

Wissenswertes 

Der Marderhund ist ein altertümlicher Wildhund, dessen Vorfahren gegen Ende des Tertiärs über die Bering-Brücke nach Nordostasien einwanderten. Und so lebte er bis Anfang des letzten Jahrhunderts auch ausschliesslich in Ostasien - von Sibirien bis nach China und Japan. Die Tiere waren bei den Menschen vor allem wegen ihres dichten Winterbalgs eine sehr begehrte Jagdbeute.

Aussehen / Körperbau 
Marderhund Nyctereutes procyonoides

Ein dem Waschbär ähnliches, gedrungenes Tier von Fuchsgrösse, auf kurzen Läufen, mit kleinem Kopf und spitzer Schnauze, mit in dichtem Fell fast versenkten Gehören und typischem Backenbart.
Dunkles Band zu den Schultern und den Vorderläufen. Die Rute ist ohne Bänderung. Das dunkle Gesicht ist oben und unten hell umrandet.

Balg 

Dunkelbrau bis dunkelgraubraun mit dichter Unterwolle.
Der Pelz des Marderhundes ist unter der Bezeichnung “Seefuchs” oder “Japanischer Fuchs” im Handel.
Marderhundfelle werden vor allem zu Krägen und Kapuzeneinfassungen verarbeitet. Für einen Pelzmantel braucht es 27 bis 30 Felle.

Größe Rüde 

Länge (ohne Rute) = ca. 60 cm
Rutenlänge = ca. 15 cm
Schulterhöhe = ca. 25 - 30 cm

Gewicht 

Winter: 5 - 10 kg; Sommer: 4 - 6 kg

Gebiss/Zahnformel 
Schädel Marderhund - Enok

I C P M
3 1 4 2
-------- = 42
3 1 4 3

Sinne 

Die Sinne des dämmerungs- und nachtaktiven Tieres sind ganz auf die Dunkelheit eingestellt. Windet gut, äugt mäßig, vernimmt gut.

Drüsen 

 

Kommunikation akustisch 

Die Kommunikation zwischen Gruppenmitgliedern oder fremden Artgenossen erfolgt durch Körpersprache und das Markieren mit Kot und Urin.

Langlaut

Schnuppern

Paarungslaut Rüde

Kommunikation visuell 

 

Kommunikation chemisch 

 

Herkunft 

Urheimat Ostasien (China, Korea, Japan)

Vorkommen 

Aus jagdlichen Gründen wurden zwischen 1920 und 1950 wurden in der ehemaligen westlichen Sowjetunion ca. 9000 Tiere gezielt freigelassen. Von dort aus erfolgte Ausbreitung nach Westen u.a. Deutschland, Schweiz.

Lebensraum (Biotop

Der Enok liebt gewässerreiche Reviere, Rohr, Schilf und Gehölz (bis 300 m Höhe, selten im reinen Nadelwald zu finden).

Territorium 

Die Größe des bewohnten Gebiets reicht von 0,26 bis 20 km². Er ist nicht territorial, das heisst, er verteidigt die Grenzen seines Wohngebiets nicht gegen fremde Artgenossen. Vielmehr geht er diesen aus dem Weg. Er streift täglich umher; je nach Jahreszeit zwischen 2 und 20 km. Bei seinen Streifzügen findet er sich überwiegend dank seines ausgezeichneten Geruchssinns zurecht.
Die Streifgebiete sind abhängig vom Nahrungsangebot und Klima unterschiedlich groß:

  • in Deutschland etwa 150 ha,
  • in Finnland zwischen 300 und 700 ha und
  • in Japan ca. 80 ha.

Abwanderungsstrecken der Welpen bis 50 km. Im Extremfall mehrere hundert km.

Bauanlage

Die Baue haben für gewöhnlich 1 – 3, selten 4 – 5 Einfahrten. Die Länge des Ganges bis zum Kessel beträgt im weichen Boden höchstens 6 m, in steinigem Boden 1 m. Der Kessel ist mit verschiedenen Pflanzenteilen ausgekleidet. In der Nähe der Bauten befinden sich Losungsplätze in Form von kleinen, mit Losung angefüllten Gruben.
Wenn möglich, geht der Marderhund in alte Dachs- oder Fuchsbaue. Er gräbt nur dann selbst, wenn er keine freien Baue findet. In den Dachsbauen benutzt er nur 2 – 3 Seitengänge, die übrigen scharrt er zu.
Gräbt er selbst, so richtet er sich „zeitweilige“ und „ständige“ Baue ein; erstere sind einfach und höchstens 1 m lang mit nur einer Einfahrt. Im Frühjahr, vor dem Wölfen, bezieht er seinen ständigen Bau; das alte Polstermaterial wird ausgetauscht. Wenn die Welpen aus dem Bau ausziehen, werden wieder die zeitweiligen Baue benutzt. Im Oktober zieht er wieder in die ständigen Baue.
Der Eingang zeigt fächerförmige Erdauswürfe von 1,5 bis 1,8 m; sie und der Platz um den Bau sind von den Enoks festgetrampelt.

Lebensweise 

Der Enok ist nachtaktiv und wohnt in Höhlen, in denen er den Tag verschläft. Schwimmt und taucht vorzüglich, klettert aber nicht.
Er ist vorsichtig, doch läuft er bei Gefahr nicht fort, sondern verharrt in geduckter Stellung und verbirgt sich dann, fest an den Boden geschmiegt. Werden sie überrascht, stellen sich die Tiere tot, laufen jedoch bei nächster Gelegenheit fort.

Überwinterung 

Der Marderhund hält als einziger der hundeartigen Raubtiere bei Frost Winterruhe. In seiner Urheimat hält er Winterschlaf.

Nahrung und 
Nahrungserwerb 

Anpassungsfähiger Allesfresser. Über 50 % pflanzliche Nahrung; 25 % Aas (auch sehr stark verwestes); 15 % Mäuse; 5 % Lurche.
Obst, Beeren, Mais, Mäuse, Vögel, Eier, Hasen, Wasservögel, anderes Jung- und Niederwild, Frösche und Fische. In Niederwildrevieren und in der Fischerei kann er Schaden anrichten.

Jagdweise 

 
Fortplanzung – Entwicklung – Krankheiten

Zusammenleben 

Der Marderhund ist monogam und bleibt ein Leben lang im Paar zusammen. Die Paarbildung ist bereits im Herbst, gewöhnlich Oktober / November.
Mitte Februar bis Mitte April.

Ranzzeit 

Die Hitze der Fähe zieht sich von einigen Stunden bis zu 6 Tagen hin; in dieser Zeit kommt es 2 bis 5 Mal zum Deckakt. Nach 20 bis 24 Tagen wiederholt sich - auch bei trächtigen Fähen - die Hitze. Die Paarung findet gewöhnlich bei stillem Wetter, meist nachts oder frühmorgens statt. Die Dauer der Kopulation beträgt durchschnittlich 6 bis 7 Minuten.

Tragzeit 

59 Tage ca. 8 Wochen

Wolfzeit 

Mitte April bis Mitte Mai

Wurfhöhle 

 

Nachwuchs 

5 bis 8, 60 – 100 g schwere Welpen die 9 - 10 Tage blind bleiben, mit einem kurzen, dichten, weichen Fell ohne Grannenhaare, von dunkelschiefergrau bis fast schwarzer Farbe, bedeckt. Sie sind bei der Geburt zahnlos. Zwischen dem 14. und 16. Lebenstag brechen die ersten Milchzähne, die oberen Eckzähne, durch. Es folgen die Schneidezähne und die unteren Eckzähne.

Säugezeit 

Fähe hat 5 Paar Zitzen; die Welpen werden 45 – 60 Tage gesäugt. Die Eltern kümmern sich gemeinsam um die Jungenaufzucht. Bei der Aufzucht bleibt meist der Rüde bei den Welpen, während die säugende Fähe auf Nahrungssuche geht. Sobald die Jungen festen Frass zu sich nehmen (3. / 4. Woche), trägt der Rüde dem Geheck Beute zu. Im Alter von 1 Monat verlassen die Welpen den Bau.

Selbständigkeit 

Welpen sind nach 6 Monaten ausgewachsen. und das Geheck zerfällt Ende August bis Anfang September.

Geschlechtsreife 

Junge sind mit 8 - 10 Monaten (Paarbildung bereits im Herbst) geschlechtsreif.

Höchstalter 

Kann ca. 6 bis 8 Jahre alt werden.

Natürliche Feinde 
Natürliche Verluste 

Zu den natürlichen Feinden der Marderhunde zählen der Luchs, Wolf, Braunbär und für Jungtiere der Uhu.

Infektionskrankheiten 
Parasitäre Erkrankung 
Sonstiges 

Tollwut, Staupe
Fuchsbandwurm, Räude

Bestandszusammensetzung 

Lebt in größeren Familien (kleinen Rudeln).

Bestandsstatus 

 

Bestandstrend 

 
Erkennung der Anwesenheit im Revier

Rissmerkmale 

 

Wildschaden 

 

Losung 

Die oft gallertartige Losung ist je nach Frass schwärzlich mit vielen Pflanzenresten zersetzt, 4 – 6 cm lang, 2 – 3 cm dick mit 2 – 3 Gliedern.

Trittsiegel 
Trittsiegel Marderhund

Die Vorderfussspur ist etwa 4 bis 5 cm lang und 5 bis 6 cm breit, die Hinterfussspur ist etwas geringer.

Fährte 

  • Ist der eines entsprechend großen Hundes sehr ähnlich.
  • Spreizt die Zehen sehr stark; Zehenballen und Nägel sind abgedrückt.
  • Da er schränkt, liegen die Trittsiegel nie in einer Reihe.

Bejagung und Hege

Jagdzeiten DE, AT, CH  

 

Jagd 

Da er nachtaktiv ist, kommt vorwiegend die Baujagd zum Zug.
Bei der Enokjagd unter Tage lassen sich Erfahrungen mit dem Fuchs kaum nutzen. Die wohl wichtigste Erkenntnis: Marderhunde springen so gut wie nie. Nur in Ausnahmefällen kommt es vor, dass einer der Marderhunde - wenn der andere vom Hund bedrängt wird - den Bau „klammheimlich" verlässt. Von 78 Marderhunden sprangen lediglich zwei innerhalb von 15 Minuten. Die Konsequenz: Der Enok lässt sich nur per Einschlag aus dem Bau holen.

Ansprechen 

 

Schuss 

 

Schusszeichen 

 

Aufbrechen 

 

Wildbret 

 

Altersbestimmung 

 

Hege 

Der Marderhund wird nicht gehegt.

Trophäen 

 

Medizinische Verwendung 

 

Literatur 

  • Fumiko Y. Yamamoto, Akira Y. Yamamoto: Persistent Themes of Mice and Badgers in Japanese Culture. In: Robert J. Smith, Jerry Stannard: The Folk. Identity, landscape and lores. University of Kansas, Lawrence (Kansas) 1989, ISBN 0-938332-15-5.
  • BARBU, P.: Beiträge zum Studium des Marderhundes, Nyctereutes procyonoides ussuriensis MATSCHIE, 1907, aus dem Donaudelta.
  • NOWAK, E.: Verbreitungs- und Bestandsentwicklung des Marderhundes, Nyctereutes procyonoides (GRAY, 1834) in Europa.
  • STUBBE, M.: Der Marderhund - Nyctereutes procyonoides (GRAY, 1834) in der DDR.