Auerwild (Tetrao urogallus)
Auerwild [Glossar] |
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Kurzinfo |
Das Auerwild gehört zu den Rauhfußhühnern. Ebenso wie beim Birkwild bilden sich zum Winter Hornstifte an den befiederten Füssen. |
Lateinischer Name | Tetrao urogallus, Linnæus 1758 |
Synonyme |
Auergeflügel, Großer Hahn, Urgeflügel |
Männlicher Vogel |
Auerhahn, Alphahn, Urhahn, Hahn (Plural: Hahnen) |
Systematik
Klasse |
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Hühnervögel (Galliformes) |
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Familie |
Fasanenartige (Phasianidae) |
Tetrao |
Allgemeines und Merkmale
Wildart |
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Schutzstatus |
DE: - Jagdverbot |
Wissenswertes |
Das Auerhuhn ist der größte Europäische Hühnervogel und stellt als Standvogel hohe Anforderungen an seinen Lebensraum. Die Bestände nehmen seit Jahrzehnten in ganz Mitteleuropa deutlich ab. Hauptursache sind die immer dunkleren Wälder, sowie die zunehmende touristische Nutzung im Verbreitungsgebiet. Das Auerwild zählt traditionell zum Hochwild. Die eindrucksvolle Balz ist dadurch immer seltener zu sehen. Bei dieser stolzieren die Auerhähne mit gefächertem Schwanz, gesenkten Flügeln, gesträubten Bartfedern und hochgestrecktem Hals auf der Arena umher. Der Balzgesang beginnt mit dem Knappen, das sich zum Hauptschlag steigert und mit dem Wetzen endet. Die rund ein Drittel kleineren Hennen wählen den Hahn aus, mit dem sie sich paaren. |
Aussehen / Körperbau |
Gemeinsam ist beiden Geschlechtern ein weisser Flügelspiegel am Schwingenbug. Vor allem im Winter sind die Läufe befiedert zudem stehen seitlich der Zehen kleine Hornstifte ab. |
Hahn |
Den etwa gänsegroßen Hahn kennzeichnen 4 bis 5 cm lange, leuchtendrote Augenlidwülste (Rosen), die während der Balzzeit anschwellenund ein fast schwarzer Rücken. Kopf und Hals sind dunkelblau, die Kehle ziert ein etwa 5 cm langer schwarzer sogenannter Kehlbart aus straffen Federn. Die Schultern und Flügel sind dunkelbraun, auf dem Schwingenbug ist jeweils ein weißer Fleck, der sogenannte Spiegel, zu erkennen. Der Kopf ist glänzend stahlgrün, die Brustfedern fast schwarz mit leicht weißen Flecken an den Spitzen. Der Stoß ist abgerundet, die oberen Stoßdecken sind schwarz mit weißen Endsäumen. Bei den meisten Hahnen bildet sich an Stelle des hellen Randstreifens ab dem 4. Lebensjahr unterhalb der Nasenlöcher eine Rille. Eine ausgeprägte Schnabelrinne ist ein sicheres Zeichen für einen alten Hahn, jedoch ist sie bei alten Hähnen nicht immer vorhanden. |
Die etwa um ein Drittel kleinere Henne ist auf Kopf und Hals und auf der gesamten Oberseite rostgelblich bis rostbraun mit dunkelbraunen Querbändern, das Brustschild ist rostrot. Die Jungvögel ähneln den Eltern. |
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Der Broker des Auerhahns ist schiefergrau bis elfenbeinfarben. Der der Henne wesendlich dunkler. |
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Dunkelbraun bis schwarz |
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Die Füße sind zu zwei Dritteln befiedert. |
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Geschlechterunabhängig
Hahn
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Die Hornfedern fallen Ende Mai in der Frühjahrsmauser, kurz nach der Balz, wieder ab. Die Küken mausern im Oktober. |
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Größe* allgemein |
60 bis 87 cm |
Gewicht* allgemein |
1500 bis 4400 g |
87 bis 125 cm |
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Flugweise |
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Sinne |
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Drüsen |
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Ausserhalb der Balzzeit ist der Hahn ziemlich stumm. Das Balzlied selbst wird nicht laut vorgetragenund wie die britischen Forscher R. Moss und I. Lockie nachweisen konnten, bewegt sich der grösste Teil des Balzliedes auf so niedrigen Frequenzen, dass das menschliche Ohr davon nichts vernehmen kann.
Das nicht allzu laute Balzlied beginnt mit einem langsamen und hölzernen "telac, telac, telac", dem Knappen und steigert sich, immer schneller wiederholend, zu einem Triller, um dann plötzlich mit dem Hauptschlag, der sich wie das Entkorken einer Flasche anhört, zu enden. Als letzter Teil des Liedes schliesst sich das Schleifen oder Wetzen an, während dessen der Hahn drei bis vier Sekunden fast taub, jedoch nicht blind ist. AuerhahnBalzgesamg34secKomp.mp3 Konkurrenz auf dem Balzplatz Die Hennen gackern fasanenartig "kok, kok", gelegentlich ist ein entenartiges "quack, quack" als Antwort auf den Balzgesang zu hören. Rufendes Kücken Henne ruft Kücken |
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Kommunikation visuell |
Balzkragen |
Herkunft |
Einheimisch, z.T. wieder angesiedelt |
Vorkommen |
Das Auerhuhn besiedelt Nadel-, Misch- und Laubwaldzonen und kommt noch im gesamten Alpengebiet, im Bayerischen Wald, im Spessart, Schwarzwald, Mittelhessen und im Sauerland vor. Im Harz wurde es seit 1978 erfolgreich wieder angesiedelt. Häufiger ist es in den Pyrenäen, in den österreichischen Alpen, in der Schweiz, Polen, Russland, in den nordischen Ländern und in Schottland anzutreffen. Der Rückgang großer zusammenhängender Waldgebiete, die Anlage von ausgesprochenen Monokulturen, Massentourismus usw. haben in unseren Breiten den für das Auerwild notwendigen Biotop weitgehend eingeschränkt und es sehr in seinem Bestand bedroht. |
Lebensraum (Biotop) |
Als Kulturflüchter liebt das Auerwild ruhige, große Waldgebiete mit nicht zu dichten, stufigen Nadel- und Mischwäldern mit Unterwuchs, der eine beerenreiche Vegetation und Wasserstellen aufweist. In reinen Laubwaldgebieten eher selten. |
Territorium |
Der Auerhahn ist ein sehr territorial lebender Vogel. Sein Streifgebiet hat eine Größe von rund 50-60 Hektar. Die Hennenreviere überschneiden sich mit denen der Hähne, sind mit etwa 40 Hektar kleiner. |
Schlafplatz |
Wald; aufgebaumt |
Lebensweise |
Kulturflüchter |
Zugverhalten |
Auerwild hält als Standvogel das ganze Jahr im Revier stand. |
Nahrung und |
Das Auerwild ist ein hochspezialisierter Pflanzenfresser. Im Sommerhalbjahr äst es fast ausschließlich von Heidelbeerblättern und brockt Beeren, daneben auch von Grassämerei, verbeißt junge Sprösslinge und prosst Knospen und Triebe von Laubholz. Als Küken in den ersten Lebenswochen sind die Auerhühner auf tierisches Eiweiß in Form von Insekten angewiesen, wobei das Angebot an erreichbarer Nahrung sehr stark vom Witterungsverlauf abhängt. Im Winter besteht die Nahrung hauptsächlich aus Nadeln und Knospen von Kiefer, Fichte, Tanne und Buche. Zum Aufschließen und Zermahlen ihrer Nahrung nehmen die Auerhühner Magensteinchen, sog. Gastrolithen auf. |
Fortpflanzung – Entwicklung – Krankheiten
Zusammenleben |
Das Auerhuhn lebt polygam. Auf einen Hahn kommen vier bis sechs Hennen. |
Balz (Falz) |
Die Hauptbalz beginnt immer mit der Baumbalz, je nach Höhenlage witterungsbedingt im März und dauert bis Juni. Bereits vor Beginn der Balzzeit werden durch Schnabelfechten die Balzplätze festgelegt und verteidigt. Die Balzplätze liegen auf Waldblößen, Schlagrändern oder in sonnigen Bestandslücken und werden über viele Generationen beibehalten und von einem Platzhahn dominiert. In der Balz schwingt sich der Hahn am frühen Abend in der Nähe des Balzplatzes ein und meldet, falls er vertraut ist, mit zweifachem Knappen, falls er am nächsten Morgen dort zu balzen gedenkt. Kommt das Knappen nur vereinzelt, zählt er. Fast ausnahmslos beginnt der Hahn vor Tagesanbruch, etwa eineinhalb Stunden vor Sonnenaufgang und nach der Gefiederpflege, mit der Hochbalz auf einem Baum und reitet noch vor dem Hellwerden zur Bodenbalz ab. |
Nest / Brutort |
Auerhennen sind Bodenbrüter. Ihre Nester bauen sie meist auf oder nahe des Balzplatzes an einem Ort, wo „Lichtes“ und „Dichtes“ als Äsungsfläche und Deckung vorhanden sind. Das Nest ist eine flache, ausgescharrte Bodenmulde, die mit einigen dürren Halmen, trockenen Blättern und Kiefernnadeln ausgepolstert wird. Es wird gerne am Fuß eines Nadelbaums oder unter Beerensträuchern und Wacholderbüschen errichtet. |
Drei Tage nach dem Tretakt beginnt die Henne mit der Eiablage. Durchschnittlich legt sie acht blassgelblich bis bräunlich mit kleinen und größeren braunen Punkten und Flecken versehene Eier, die 58 x 42 mm groß und ca. 53 g schwer sind, in eine gut versteckte Erdmulde am Boden. |
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Die sehr fest sitzende Henne brütet die Eier, die in den Brutpausen zugedeckt werden, in 26 bis 28 Tagen aus. Wird die Auerhenne vergrämt, verlässt sie das Gelege. Es kommt dann zu einer Nachbrut. |
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Schlupfzeit |
Von der Hauptbalz am jeweiligen Höhenstandort abhängig. |
Nachwuchs |
Die Küken sind Nestflüchter und fallen nach 26 bis 28 Tagen aus. Kurz nach dem Ausfallen folgen die Küken der Henne, die ständig verhofft und sichert, während sie mit ihnen auf Äsung geht. Wird sie misstrauisch, macht sie einen langen Kragenund das vertraute lockende Gocken geht in Warnen über, worauf alle Küken sich im Buschwerk stecken und drücken. Ist die Gefahr vorüber, antworten die Küken mit Piepen auf ihr Locken. In den ersten 14 Tagen werden sie noch von der Henne in einer Pfanne gehudert, bis sie ihre Körpertemperatur selbst regeln können. Deshalb sind sie nach dem Schlupf nur für Minuten in der Lage, selber Äsung zu suchen. Die Henne weist den Küken Insekten, Ameisenpuppen und Würmer als Äsung, sie selbst äst oder brockt Beeren, verbeißt oder prosst Knospen und Triebe von Laubholz. |
Nach zwei bis drei Wochen sind die Küken bereits so weit entwickelt, dass sie am Abend mit der Henne aufbaumen können. Ende Juli, Anfang August sind sie flugfähig, werden aber von der Henne noch bis in den Herbst geführt. Zu Beginn der Herbstbalz lösen sich die beflogen Gesperre auf. Die Junghennen verschlagen sich dann in einem Umkreis von 3 bis 30 km, die Hähne dagegen sind ausgesprochen geburtsorttreu. |
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Jahresbruten |
Eine Jahresbrut Mitte April bis Juni; u.U. eine Nachbrut |
Das Auerhuhn ist erst mit zwei Jahren fortpflanzungsfähig. |
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Höchstalter* |
9 Jahre 4 Monate, EURing |
Natürliche Feinde |
Zu den Hauptgelegeräubern des Auerwildes zählen Dachs, Marder, Iltis und Schwarzwild. Marder, Fuchs, Habicht, Adler, Uhu, Luchs und Wildkatze gelten als Feinde der Jung- und Altvögel. Sperber und Kolkrabe jagen hauptsächlich Küken. |
Infektionskrankheiten |
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Bestands-zusammensetzung |
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Bestandsstatus |
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Bestandstrend |
CH stark gefährdet
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Erkennung der Anwesenheit im Revier - Hege
Wildschaden |
Keiner |
Losung |
Die Losung besteht je nach Jahreszeit und aufgenommener Nahrung aus ca. 1 cm breiten und 5–6 cm langen Walzen von harter oder breiiger Konsistenz. Im Winter sind Nadelreste erkennbar. Das sog. Falz- oder Balzpech, eine schwarzglänzende Ausscheidung des Blinddarms, wird das ganze Jahr über abgegeben und hat keinen Bezug zur Balz.
Alle anderen Formen von Losung sind eher selten und schwer als Auerwildlosung zu erkennen. |
Die Unterscheidung der Geschlechter ist meist problemlos an der Größe der Fährte möglich. |
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Hege |
Eine Vermehrung der Ameisenkolonien im Brutbiotop trägt viel zur Erhaltung des Auerwildes bei. Lichte Wälder fördern, den Holzvorrat tief halten, wo immer möglich alte Bäume stehen lassen. Heidelbeeren und andere Beerensträucher durch Auflichten fördern. Von April bis Juli auf Arbeiten im Auerhuhngebiet verzichten |
Bejagung
Jagdzeiten DE, AT, CH |
Das Auerwild ist z.Z. in allen deutschen Bundesländern ganzjährig geschont und in der Schweiz seit 1971 geschützt. |
Die Jagd wird nur auf den balzenden Hahn in den frühen Morgenstunden des Frühjahres ausgeübt. Der Verhörer (Jäger) bestätigt zu diesem Zweck die Balz-, Stand- und Schlafbäume des Auerhahns, er "verhört", "verlost" den Hahn. Die Jagd selbst erfordert sehr viel Geduld und ein möglichst lautloses Pirschen. Der balzende Hahn, der sehr gut vernimmt und sehr gut äugt, wird während des Schleifens, einer nur wenige Sekunden dauernden Phase, in der er fast taub ist, angesprungen. Der Sprung, zwei oder drei rasche Schritte, muss immer so ausgeführt werden, dass ein sicherer und sichtschutzbietender Standpunkt erreicht werden kann. |
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Ansprechen |
Auerhahn und Auerhenne sind das ganze Jahr einfach zu unterscheiden. |
Schuss |
Nur während des Schleifens ist es möglich, das Gewehr zu entsichern, anzulegen und zu schiessen. Erlaubt ist der Schuss mit grobem Schrot (4 mm) oder mit der Kugel. Am günstigsten ist es, wenn die Kugel von unten und hinten zwischen die Ständer oder seitlich auf Brust und Hals angetragen wird. Der Schrotschuss ist, wenn er auf normale Entfernung abgegeben werden kann, dem Kugelschuss (Vollmantelgeschoss KUGELFANG!) vorzuziehen. Der Erleger erhält den Erlegerbruch. Als solcher wird in der Regel ein Tannen- oder Fichtenzweig genommen. |
Ständern, flügeln, himmeln |
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Aufbrechen |
Der erlegte Hahn wird aufgebrochen. |
Wildbret |
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Jagdsignal |
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Altersbestimmung |
Die bisherige Altersbestimmung nach der Länge der Schnabelrinne, der Stärke des Hornschnabels oder der Schnabelfärbung, wie Untersuchungen ergeben haben, soll unzuverlässig sein, da auch ältere Hähne ohne Schnabelrinne vorkommen und auch hinsichtlich der anderen Kriterien sehr viele Widersprüche nachgewiesen werden konnten. Bisher galt ein Hahn als ein- bis zweijährig, wenn der Schnabel blaugrau, der Oberschnabel glatt und die Schnabelspitze weniger gekrümmt und spitz war. Der dreijährige Hahn sollte am gelbgrünen Schnabel, an den zwei Längsrillen auf dem Oberschnabel, die jedes Jahr länger und tiefer werden, sowie an der stark gekrümmten und abgestumpften Schnabelspitze erkannt werden. Genauer hingegen ist auf Grund des Mauserzustandes der Handschwingen das Alter zu bestimmen. Sind beim Hahn noch die vordersten beiden Schwungfedern des Jugendkleides vorhanden, so ist er einjährig. Sie sind zudem bei einem Jungvogel schmäler und spitz auslaufend. Auch die Form und Farbe der äußersten Federn zu beiden Seiten des Fächers (Schaufeln) dienen der Altersbestimmung. |
Trophäen |
Als Trophäe gelten der ganze Hahn als Präparat oder nur der Stingel (Kopf und Hals) und der Stoß (Fächer). Daneben zählen die Weidkörner, die Grandln, der Hahnenbart sowie der Unterstoss zu den Trophäen. |
Medizinische Verwendung |
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Literatur
Jagdlich
Allgemein
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